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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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zusammen. Sein Kopf fuhr zu seinem Manager herum.
    »Wie heißt das hier? Gerolstein? Ist das hier Westerwald? Oder Hunsrück?«
    »Nein, nicht direkt ...« Günni kaute auf der Unterlippe.
    »Die Eifel? IST DAS HIER DIE EIFEL?«
    Günni nickte.
    Und Rico Diamond rastete aus. »Die Eifel! Ach du Scheiße, ich bin in der Eifel!« Er packte Günni Kovacz am Revers und schüttelte ihn heftig, er hüpfte auf seinem Autositz hin und her, schrie, schnaufte, keuchte. »Walburga Mießeler kommt aus der Eifel, du Idiot!«
    Liebes Tagebuch
,
    das Gericht hat mir verboten, mich ihm zu nähern, ich weiß. Aber ein Gericht weiß auch nicht, wie viel uns verbindet, wie viele Stunden zügelloser Leidenschaft wir miteinander verbracht haben, auch wenn wir viele hundert Kilometer getrennt waren. Rico und ich, wir sind eins. Er hat für mich
Der Mond träumt für uns
geschrieben, das fühle ich
.
    Und jetzt kommt er zu mir. Er kommt in die Eifel!
    Ein paar Jahre blühte meine Leidenschaft im Verborgenen, aber jetzt werde ich ihn wiedersehen. Ein Gericht von dieser Welt kann uns eben nicht trennen. Ein Gericht von dieser Welt weiß nichts von unseren Herzen, die im gleichen Takt zu
Zieh dein Herz für mich aus
schlagen. Rico, bald sind wir wieder vereint
.
    Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis Günni und der Fahrer ihn von dem Brückengeländer lösen konnten. Der Wagen stand quer auf beiden Fahrbahnen, der Stau reichte auf der einen Seite bis Pelm und in der Gegenrichtung bis zum Industriegebiet.
    »Und du versprichst mir, dass sie nicht kommt?«, bibberte Rico Diamond, während sie ihn ins Auto zurückschoben.
    »Es ist ihr gerichtlich verboten worden. Sie hat vier Jahre stillgehalten, und das wird sich jetzt nicht ändern«, sagte Günni beschwichtigend. »Wahrscheinlich ist sie jetzt Roland-Kaiser-Fan oder so was Krankes.«
    »Aber sie wohnt in Büscheich. Das ist doch in der Eifel, oder? Die haben damals geschrieben, sie käme aus der Eifel.«
    »Kann sein, kann sein, aber das heißt nichts. Du bist stark, Rico. Und dir droht keine Gefahr, weil sie nicht da sein wird.«
    Rico zitterte den ganzen Weg bis zum
Lokschuppen
. Trotz des strahlenden Sonnenscheins machte er den Eindruck, als habe ihn heftiger Schüttelfrost überfallen. »Ich würde gerne eine rauchen«, flüsterte er, als der Wagen anhielt.
    »Unsinn, Junge. Das hast du doch hinter dir. Denk an deine Fans. Guck, da vorn sind schon welche.« Günni zupfte noch ein paar Härchen des Toupets zurecht und schubste ihn aus dem Wagen.
    Drei junge Leute kamen kichernd auf Rico zu, der die Brust straffte und versuchte, souverän zu wirken. Zwei Mädchen stießen den jungen Mann in die Seite. »Los, trau dich«, zischte die eine, und der Mann bat zaghaft um eine Autogrammkarte. »Schreiben Sie bitte ›Für Matthias Leyendecker‹.«
    Rico lächelte zaghaft und schrieb.
    »Schön, dass Sie uns in der Eifel besuchen, Herr Diamond. Es gibt nicht mehr viele wie Sie.«
    Fans. Gut. Günni Kovacz nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. Fans taten ihm gut. Junge Fans erst recht. Es würde gut laufen.
    Der
Lokschuppen
war tatsächlich eine spektakuläre Location. Ölgeruch hing in der Luft, einige alte Schätzchen standen auf den Gleisen, die fächerartig auf die große Wand aus Eisentoren zuliefen. Die Triebwagen und Waggons waren noch rostfleckig und ungeschminkt und befanden sich in verschiedenen Stadien der Renovierung. Günni Kovacz konnte sich gut vorstellen, dass dies, wenn erst mal alles für ein Konzert leergeräumt war, eine wirklich außergewöhnliche Veranstaltungshalle darstellte. Er liebte alte Industriegebäude. In ihnen war es hundertmal atmosphärischer als in jeder neu errichteten Eventhalle mit allem Zipp und Zapp.
    Während Jörg Petry, der Chef der Anlage, sie herumführte, konnte er nur mühsam seine Enttäuschung darüber unterdrücken, dass der Abend mit nicht mal achtzig verkauften Karten der Flop des Jahrzehnts werden würde. Er beteuerte wortreich, man habe alles Menschenmögliche getan, um die Zuhörer zu locken. Man habe die Werbetrommel gerührt und die Presse aktiviert, aber offenbar gebe es zu viele Konkurrenzveranstaltungen, oder irgendein Länderspiel, oder das zu schlechte Wetter der vergangenen Wochen oder das zu gute Wetter der bevorstehenden Tage habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Günni Kovacz hörte sich all das mit Gleichmut an und dachte bei sich: Bringen wir’s auf den Punkt, Rico Diamond ist weg vom Fenster.
    Seit

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