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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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Kampf der Mevis gegen die hiesigen Bergbauunternehmen, die die Naturschutzgebiete bedrohen. Von oben sehe ich gerade, was die hier anrichten. Dazu hat uns doch der Alois Mayer vom Eifelverein auch schon einiges erzählt.«
    »Klaro«, tönte Nataschas Stimme aus dem Lautsprecher. »Das Team hat bereits angefangen, die Bergbauunternehmen abzuklappern. Willst du jetzt den Fundort der Leiche sehen?«
    »Das ist sicherlich nicht der Tatort. Eigentlich kannst du …«
    »Warte, ich bekomme gerade eine Info rein«, unterbrach Natascha. Nach ein paar Sekunden meldete sie sich wieder. »Hör zu: Man hat bei einer Lavasandgrube Blutspuren entdeckt. Ich mach mich auf die Socken.«
    Franz beobachtete, wie Natascha zu ihrem Wagen eilte und losfuhr. Er sah wieder auf die Bilder, die der fliegende Landrat ihm lieferte. Dazu hätte er gerne Pat Metheny’s
Map of the World
gehört, doch das Jazzradio brachte Herbie Hancock’s
Maiden Voyage
. Franz beschloss, dass dieses Stück auch gut passte, und lehnte sich zurück.
    Eine Stunde später standen zwei Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, vor Franz Kollers Bett. Natascha stellte die beiden vor. »Das ist Manfred Zingler. Ihm gehört der Abbaubetrieb, wo wir den Tatort gefunden haben.«
    Franz betrachtete den Unternehmer. Groß gewachsen, gutaussehend. Die Kleidung unauffällig, aber teuer. Zingler erwiderte gelassen den Blick des Kommissars und meinte:
    »Arbeitet die Kripo jetzt schon vom Bett aus? Nicht schlecht. Was fehlt uns denn?«
    »Ein Täter, würde ich sagen«, brummte Franz. Dann wandte er sich dem anderen Mann zu. Dieser war eher ein Jüngling, vielleicht zwanzig Jahre alt, unscheinbar und schmächtig.
    »Das ist Jörg Seelmann«, sagte Natascha. »Er wollte sich gerade mit Herrn Zingler schlagen, als wir dort eintrafen. Er ist der Freund der Toten.«
    Manfred Zingler lachte kurz auf. »Das behauptet er.«
    »Was soll das heißen?«, begehrte der Junge auf. »Natürlich, Nina und ich waren zusammen, beruflich wie privat waren wir ein Paar. Und Sie haben das zerstört.«
    Zingler machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Jüngelchen, geh Lurche zählen!«
    Franz spürte, wie sich sein Rückenmuskel aufs Neue verkrampfte. Er ließ sich zurückfallen und schloss für einen Moment die Augen. Aus dem Lautsprecher drang ein schnell fließendes Saxofonsolo.
    »Was soll denn das nervige Gedudel hier?«, fragte Zingler.
    Jörg Seelmann rief aus: »Sehen Sie, was das für ein Kretin ist? Das sind die
Giant Steps
von John Coltrane, du Arschloch!«
    Franz richtete sich auf, ungeachtet des stechenden Schmerzes. »Still jetzt!«, befahl er. »Natascha, du verhörst bitte nebenan unseren Musterunternehmer. Und klär ihn gut über seine Rechte auf, er ist Verdächtiger in einem Mordfall. Der Junge bleibt hier.«
    Natascha blickte etwas überrascht drein, doch dann nahm sie Manfred Zingler am Arm und führte ihn aus dem Zimmer.
    Jörg Seelmann blieb etwas verloren vor dem Bett des Kommissars stehen und sah diesen unsicher an.
    »Komm näher, Junge«, sagte Franz leise. Er stabilisierte seinen Rücken mit einem Kissen. »Du kennst Coltrane?«
    Jörg Seelmann versuchte ein Lächeln. »Ja, natürlich. Ein unglaublicher Musiker, nicht wahr?«
    Franz nickte langsam. »Allerdings. Und Nina – war sie nicht eine wunderbare Frau? Schön. Klug.«
    Seelmann senkte seinen Blick. Blieb stumm.
    Franz sprach weiter: »Wie alt war sie noch mal? Etwas über dreißig, richtig? Und du?«
    Der Junge hob seinen Kopf und sah den Kommissar jetzt trotzig an. »Einundzwanzig. Glauben Sie, ich wäre zu jung für Nina?«
    Franz sah Seelmann eindringlich in die Augen. »Dass du was mit der Nina hattest, muss niemand glauben – es lässt sich einfach beweisen. Wir haben Sperma gefunden - dein Sperma, wenn du nicht lügst. Ihr habt miteinander geschlafen, bevor sie starb, stimmt’s?«
    »Wir hatten Sex in jener Nacht, das ist wahr.«
    »Wie war Nina denn so?«
    Jörg Seelmann setzte sich auf einen Stuhl und barg sein Gesicht in den Händen. Leise antwortete er: »Sie war wundervoll. Nicht nur klug und schön. Das konnte jeder sehen. Aber ich kannte sie besser. Wenn sie einen Aktionstext schrieb, strotzte dieser vor Kraft und Aggression und war doch voller Poesie. Sie konnte stundenlang am Dürren Maar stehen und dem Wollgras beim Wachsen zusehen. Wenn wir gemeinsam die Wasservögel am Sangweiher beobachteten, war sie so voller Liebe zur Schöpfung, dass es mir den Atem nahm. Verstehen Sie

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