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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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neben den beiden.
    Langsam ging Jesse auf die drei zu und hielt dabei nach Isabel Ausschau. Dass Nipi noch lebte, ließ ihn hoffen, aber von den anderen sah er keine Spur. Er umrundete die Wölfe und trat an Nipi heran. Die beiden Brüder hatten sich in Menschen zurückverwandelt, ihre Haut war nun wieder kürbisbraun. Wunden waren an Wipis Leib keine zu sehen, auch nicht an den Körpern der Wölfe, nur in Krampus' Brust klaffte ein großes, glitzerndes Loch, und der Schnee um seinen Leib war scharlachrot verfärbt.
    Jesse kniete sich neben Nipi. »Tut mir leid wegen deines Bruders.«
    Nipi schien ihn nicht zu hören.
    Eingehend betrachtete Jesse das Gesicht des Herrn der Julzeit. Ihm fiel auf, dass er selbst im Tode noch ein hintersinniges Lächeln auf den Lippen trug, als hätte er ein letztes Ass im Ärmel. Aber die Augen waren trüb, das Feuer in ihnen war erloschen.
    »Es ist ein Jammer«, sagte Jesse wütend. »So ein Jammer. Zum Teufel noch mal.« Er legte Nipi eine Hand auf die Schulter. »Wo ist Isabel?«
    Der Mann schaute sich um, als wüsste er nicht, wo er sich befand, und zuckte mit den Schultern.
    Schwere Wolken schoben sich vor die Sonne und ein Schatten über das Gesicht des Herrn der Julzeit. Jesse wusste, dass es bald wieder zu schneien beginnen würde. Er erhob sich und stieg die Treppe zur Kirche empor. Drinnen musste er mehrfach blinzeln, doch als seine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt hatten, entdeckte er sie. Isabel saß mit den Händen zwischen den Knien vor dem Kanonenofen und starrte hinein. Es brannte kein Feuer darin, und sie zitterte. Sie hatte fast nichts mehr von einem Belznickel, und als Erstes fiel ihm auf, wie jung sie aussah, fast ein bisschen knabenhaft, mit Sommersprossen auf der Nase, aber auf ihre Art sehr hübsch.
    Als Jesse sich neben Isabel setzte, blickte sie nicht auf, aber als er ihr den Arm um die Schultern legte, ergriff sie seine Hand und lehnte sich an ihn.
    Eine Weile saßen sie schweigend da. Schließlich sagte Isabel: »Sie haben ihn ermordet. Sie haben sie alle ermordet. Wie kann ein Mord Gottes Wille sein?«
    Weil ihm keine Antwort einfiel, drückte er sie bloß fester an sich. Isabel vergrub das Gesicht an seiner Schulter und begann zu schluchzen.
    Nach einer Weile fiel Jesse auf, dass der Pappkarton, in dem sie die Waffen und das Geld aufbewahrt hatten, noch immer neben dem Klavier stand. »Ich bin gleich zurück«, sagte er und trat an die Kiste. Anscheinend fehlte nichts von dem Geld.
    »Isabel … wo sind Chet und Vernon?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie blickte beim Reden nicht auf. »Als Krampus gefallen ist … haben die beiden sich aus dem Staub gemacht. Sie sind einfach weggerannt. Das hätte auch besser tun sollen, aber ich bin hiergeblieben. Ich habe die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass diese schrecklichen Engel kommen und mich töten. Aber sie haben sich überhaupt nicht groß für mich interessiert. Dann hat Nikolaus den Schlitten genommen und ist verschwunden … und die Engel … sind mit ihm mit.«
    Jesse zog die Waffen hervor, wischte seine Fingerabdrücke ab und legte sie auf das Klavier. Er verschloss den Karton mit dem Geld darin und klemmte ihn sich unter den Arm. Dann ging er zu Isabel. »Wir müssen los.«
    Sie blickte zu ihm auf, und er bemerkte, dass ihre Augen von einem intensiven Grün waren.
    »Wenn man uns hier findet, gibt es Ärger«, sagte er.
    Da nickte sie und stand auf.
    Nebeneinander verließen sie die Kirche. Isabel ging zu Krampus’ Leiche, kniete sich neben Nipi und legte ihm den Arm um die Schultern. Jesse lief zum Wagen, warf die Kiste auf den Beifahrersitz und kehrte dann zu den beiden anderen zurück. »Isabel, Nipi … kommt schon. Wir müssen los.«
    »Wir können die beiden nicht einfach so hier liegen lassen«, sagte Isabel. »Das wäre nicht richtig.«
    Jesse stieß einen Seufzer aus. »Da hast du wohl recht. Wir sollten nach einem besseren Platz für Wipi und den großen, hässlichen Alten Ausschau halten. Nipi, was meinst du? Klingt das nach einer guten Idee?«
    Nipi nickte.

    ***

    Wenige Minuten später luden sie Wipi und Krampus hinten in den Wagen. Jesse war überrascht, wie wenig der Herr der Julzeit wog. Er war nicht gerade leicht, aber sein Gewicht schien sich trotzdem verringert zu haben, als wäre sein Leib bloß die Hülle, die sein Geist hinterlassen hatte.
    Sie fuhren die Toten in ebenjene Hügel, in denen Krampus all die Jahre eingekerkert gewesen war. Jeder von ihnen musste zwei Mal

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