Krampus: Roman (German Edition)
Winterfesten, bei denen die Wiedergeburt des Lichts mit Banketten und Opfergaben gefeiert wurde, und stand in Verbindung mit Odins Wilder Jagd und anderen nordischen Mythen und Legenden. Zu den bekannteren Symbolen der Julzeit gehört der Julbock, bei dem es sich um eine der ersten Ausformungen jenes Krampus handelt, den wir heute kennen und mögen.
Von Anfang an stand Krampus für den Wechsel der Jahreszeiten. Er war ein Natur- und Fruchtbarkeitsgott, der böse Geister austrieb und als Gegenleistung für den ihm gezollten Tribut im kommenden Jahr eine reiche Ernte versprach. Später wurde er in die im ständigen Wandel befindliche Legendenwelt Deutschlands und Österreichs übernommen. Die Legenden breiteten sich nach Kroatien, Tschechien, in die Slowakei, in die Schweiz und nach Norditalien aus. Der ursprüngliche Julbock galt als hässliches Geschöpf, das kleine Kinder erschreckte und dafür sorgte, dass die Julbräuche richtig befolgt wurden. Später sagte man ihm oder Krampus auch nach, dass er die Julgeschenke verteile.
In manchen Legenden wird Krampus mit dem nordischen Gott Loki in Verbindung gebracht oder gilt sogar als eine Version von ihm. Loki wird zuweilen als gehörnte, teuflische Ganovengestalt dargestellt. Diese Legenden deuten unter anderem an, dass Krampus Kinder in die Hölle oder zu Hel verschleppte, Lokis Tochter. Diese frühen Erscheinungen von Krampus hatten in keiner Weise mit dem heiligen Nikolaus zu tun.
Mit der Etablierung des Christentums wurde Krampus zusammen mit zahlreichen anderen gehörnten Naturgeistern in die Rolle eines Dämons oder Teufels gedrängt. Obwohl es über die Jahrhunderte hinweg mehrere Versuche seitens der Kirche und einiger europäischer Machthaber gab, die Krampusfeste auszumerzen, bestehen Krampus und die Julzeit bis heute fort. Wie die meisten heidnischen Traditionen wurden sie in die entsprechenden christlichen Bräuche integriert (oder, wie Krampus es ausdrücken würde, von den Christen gestohlen). Dazu gehört zum Beispiel, dass man Immergrün und Kränze im Haus aufhängt und Geschenke in Socken oder Stiefel steckt.
Die Ursprünge des Weihnachtsmanns lassen sich ebenfalls bis in die frühe nordische Mythologie zurückverfolgen, und ich habe mich insbesondere auf die Verbindung gestürzt, die frühe Historiker zwischen ihm und dem weißbärtigen Odin herstellten. Nachdem ich tiefer in die Materie eingetaucht war, kam ich allerdings zu dem Schluss, dass Odins Sohn Baldr besser zu ihm passte. Es heißt, dass Baldr liebevoll, sanftmütig, großzügig und schön war, dass er milde Gaben verteilte und den Niedergedrückten Mut machte. In vielerlei Hinsicht war er also eine christusähnliche Gestalt, einschließlich seines Todes und seiner Wiedergeburt. Die Legende passte perfekt in meine Geschichte, von seinem tragischen Tod durch einen Mistelspeer, den sein blinder Bruder Hödur (geführt von der Hand Lokis) warf, bis zu seiner Gefangenschaft in Hel und seiner Wiedergeburt nach Ragnarök und dem Sturz Walhallas.
Während der Großteil Europas den Wandel vom Heidentum zum Christentum vollzog, erneuerten sich auch manche der heidnischen Götter und Geister auf die eine oder andere Art, wenngleich die meisten aufgegeben wurden und dem Vergessen anheimfielen. Diese Anpassung an eine sich verändernde religiöse Landschaft fügte sich ebenfalls genau zu dem, was mir vorschwebte.
Der heilige Nikolaus als christliche Gestalt ist wahrscheinlich die erste erkennbare Inkarnation unseres modernen Weihnachtsmanns. Obwohl der echte Sankt Nikolaus im Jahre 342 starb, wurde er erst um 800 heiliggesprochen, etwa zu der Zeit, als sich auch Weihnachten als Feiertag etablierte. Im dreizehnten Jahrhundert, als kaum noch jemand die heidnischen Bräuche ausübte, wurde er immer bekannter, und Ende des vierzehnten und zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts war Weihnachten dann in vollem Schwange. In jenen Tagen wurde Krampus erstmals als Weihnachtsteufel und Diener des heiligen Nikolaus bekannt.
Im sechzehnten Jahrhundert wurde der geschenkeverteilende Weihnachtsmann dann immer beliebter, bis hin zur ersten Erwähnung von Santa Claus als St. A. Claus. Im Jahre 1809 schrieb der Romanautor Washington Irving eine Geschichte der Stadt New York, in der er den amerikanischen Santa Claus einführte, gefolgt von dem berühmten Gedicht von Dr. Clement Moore, »Ein Besuch vom Nikolaus«. Die Coca-Cola-Werbung von Haddon Sundblom aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts
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