Krank (German Edition)
tat, schaltete den Fernseher ein, zog eine DVD aus der Jackentasche und legte sie ein. Dann spulte ich schnell zu einer Stelle vor, die meines Erachtens besonders gelungen war, und drückte auf Start.
Schmatzen, Stöhnen, das Rascheln der Laken, als Körper darübergleiten, eine langsame Basslinie, die sich allmählich steigert …
Coggins spitzte die Ohren und riss den Kopf zum Fernseher herum.
»Heilige Scheiße«, flüsterte er.
Auf dem Bildschirm befriedigte ein Mann mit einer Zunge, die durchaus mit der von Coggins vergleichbar war, eine Frau Anfang zwanzig mit einem umwerfenden Körper und blonder Strubbelmähne, die vor Lust bebte und stöhnte. Coggins stieß einen lauten Seufzer aus.
Ich drückte auf Pause.
»He, was soll das?«
Ich baute mich zwischen dem alten Herrn und dem Standbild auf. »Ist eine ganze Weile her, dass Sie so etwas gesehen haben, oder?«
»Ich wollte ein paar Filme online bestellen«, verriet er keuchend und versuchte, an mir vorbeizuschauen. »Blöderweise war Berlea bei der Zustellung da und hat das Paket einfach aufgemacht, als wäre es an sie adressiert. Danach hat sie ein Postfach gemietet, damit nichts mehr direkt zugestellt wird und sie alles vorher kontrollieren kann. Mein eigen Fleisch und Blut hat weniger Lust auf Sex als eine Tube Zahnpasta. Sie kapiert einfach nicht, was ich durchmache, seit ich an diesen Rollstuhl, an dieses Haus gefesselt bin.«
Ich tat so, als würde ich mir einen runterholen. »Ihre Erinnerungen kann sie Ihnen aber nicht nehmen.«
»Die haben ihren Reiz längst verloren«, zischte er. »Jetzt denke ich immer an das süße Hinterteil von Cherry. Das ist die einzige Abwechslung, die mir noch geblieben ist, und die wird langsam auch fade.« Er neigte sich zur Seite und versuchte, einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen. »Jetzt lassen Sie mich endlich den Film sehen.«
»Zuerst möchte ich Ihnen ein paar interessante Dinge zeigen.«
Ich nahm eine Zeitschrift aus dem Aktenkoffer, schlug sie auf, wedelte ihm damit vor der Nase herum und blätterte sie durch.
»O mein Gott«, ächzte Coggins und machte große Augen. »Ich komme gleich. Nicht so schnell.«
Ich legte das Heftchen beiseite, hob den Aktenkoffer und ließ ihn einen Blick auf den dicken Zeitschriftenstapel werfen. Er keuchte so laut, dass ich überlegte, ob ich den Respirator aufdrehen sollte.
»Die sind für Sie, Mr. Coggins. Verstecken Sie sie gut und teilen Sie sich den Stoff ein. Ein Heft pro Tag, ein Film pro Woche. Auf die Weise reicht Ihnen dieser Vorrat bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.«
»Her damit«, grunzte er und streckte wie ein Süchtiger die Hand danach aus. »Bitte.«
»Vorausgesetzt, Sie geben mir, was ich brauche.«
»Was wollen Sie?«
Ich lehnte mich zurück und stapelte die Heftchen auf den Tisch, so dass er nicht an sie herankam. Dann holte ich die DVD aus dem Player und legte sie und die anderen auf die Pornomagazine.
»Ich interessiere mich für die Vergangenheit und will wissen, was damals gelaufen ist, Mr. Coggins.«
Kapitel 43
Nach meiner Unterhaltung mit Mooney Coggins fuhr ich zu Cherrys Büro und wartete auf dem Parkplatz. Innerhalb von zehn Minuten erhielt ich zwei Anrufe von Personen, die einen Hund gefunden hatten, von denen, wie sich herausstellte, jedoch keiner Mix-up war. Kurze Zeit später tauchte Cherry auf.
»Und … hat sie dich bekehrt?«, fragte ich, stieg aus meinem Pick-up und reichte ihr den leeren Aktenkoffer.
Sie schloss die Tür auf, und wir gingen in ihr Büro. »Ich glaube, Ryder, aber eben nicht an das, woran andere glauben. Fakten und Vernunft sollten die Religion nicht negieren, sondern stärken. Kannst du mir mal verraten, wieso die Kirche dem wahren Leben vierhundert Jahre hinterherhinkt?«
»Für derlei Fragen bin ich nicht der richtige Ansprechpartner. Ich habe gerade eben einen alten Herrn Ekstasen von ungeahntem Ausmaß verschafft.«
»Und? Was ist dabei rausgekommen?«, fragte sie.
»Das musst du entscheiden. Coggins’ Verhältnis mit Powers dauerte zwei Jahre. In der Zeit hat er Unmengen von Viagra eingeworfen und es überall mit ihr gemacht: im Wagen auf abgelegenen Straßen, in Motelzimmern und hin und wieder ein ganzes Wochenende lang auf einem schwimmenden Kasino auf dem Ohio River.«
»Das wussten wir auch schon vorher.«
»Powers war scharf auf Kohle, und wenn sie welche hatte, verprasste sie sie sofort. Sie fuhr auf Hahnen- und Hundekämpfe ab. Ihr gefiel der Lärm, die Action und natürlich, dass sie
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