Krank (German Edition)
sich mit Tandee Powers getroffen haben. Was weiß ich? Oder dreimal die Woche mit Sonny Burton gepokert haben. Das kriegt doch keiner mit. Zu dumm, dass ich das Krenkler nicht begreiflich machen kann.«
»Tut mir leid. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Ich vergebe dir, aber nur, weil du süß bist. Ich muss das wenige, was ich über die Opfer weiß, neu sortieren in der Hoffnung, einen Treffer zu landen. Und währenddessen scheucht Krenkler mich in der Gegend herum.«
Ich setzte mich auf die Verandaschaukel und ging ein weiteres Mal im Geist die einzelnen Fälle durch. Im Kopf hörte ich die Menschen, mit denen wir gesprochen hatten, und schritt abermals die Tatorte ab. Zehn Minuten später musste ich an Berlea Coggins’ Haus und an das denken, was ihr Vater gesagt hatte.
»Ich muss noch mal mit der Zunge reden«, sagte ich.
»Mit Miss Coggins’ Vater? Ich dachte, er hätte es ein paarmal mit Powers getrieben und das war’s dann.«
»Wenn ich mich recht entsinne, wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil ihre Vorlieben für seinen Geschmack zu extrem waren. Damals dachte ich, er meint ihre bisexuelle Veranlagung. Heute sehe ich das anders. Es braucht schon mehr, um jemanden wie den alten Coggins zu verprellen.«
»Meinst du, du kannst den alten Lustmolch dazu bringen, richtig auszupacken?«
»Keine Ahnung. Das wird sich zeigen. Jedenfalls muss ich ihn unter vier Augen sprechen.«
Cherry warf einen Blick auf ihre Uhr. »Berlea will schon seit Ewigkeiten mit mir essen gehen, um mich zu bekehren. Vielleicht könnte ich mich heute Abend mit ihr treffen. Reicht es, wenn ich sie für eine Mahlzeit weglotse?«
Ich nickte und improvisierte einen Schlachtplan. »Ich brauche Pornos. Unmengen von Pornos.«
Sie schüttelte den Kopf. »Meinst du Filme? Tut mir leid, wenn ich spießig klinge, aber für solchen Kram interessiere ich mich nicht.«
»Filme. Heftchen. Die ganze Schose. Auf jeden Fall Heftchen, mit denen ich ihm vor der Nase herumwedeln kann.«
»Penthouse? Hustler? So etwas in der Art?«
»Ich brauche härteren Stoff. Richtige Schweinereien, bei denen jemandem wie Coggins das Wasser im Mund zusammenläuft.«
»Mein Gott, Ryder, mir wird gleich schlecht.«
Ich klatschte in die Hände. »Ja, genau solchen Stoff muss ich haben. Weißt du, woher ich so was kriegen könnte?«
Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. »Die hiesigen Videoverleihe führen das nicht, damit die gottesfürchtigen Kirchgänger nicht auf die Barrikaden gehen. Ich bin öfter mal über Pornos gestolpert, wenn wir jemanden in den eigenen vier Wänden verhaftet haben. Drogendealer und Meth-Hersteller stehen auf solchen Kram. Ich werfe den Schund normalerweise mit spitzen Fingern in den Müll. Auf der Interstate 75 gibt es einen Buchladen, der so was führt. Die Fahrt dorthin dauert etwa eine Stunde. Oder du versuchst es in Lexington.«
»Das dauert zu lang. Ich will das heute noch erledigen.«
Auf einmal begannen Cherrys Augen zu funkeln. Sie nahm ihr Handy und wählte eine Nummer. »Sei frohen Mutes, Ryder. Gerade fällt mir ein, wo es hier die Schweinereien gibt, die du brauchst.«
*
Cherry wollte ihren Kühlschrank auffüllen und ging los, um ihre Besorgungen zu machen, während ich zum hundertsten Mal meine Notizen überflog. Eine halbe Stunde später fuhr draußen ein Wagen vor, und ich hörte, wie jemand die Tür aufstieß.
»Sonderlieferung«, verkündete ein leicht verschämt dreinblickender Caudill und schwenkte eine braune Papiertüte.
»Was haben Sie für mich, Judd?«, fragte ich händereibend.
Er zog einen dicken Stapel Zeitschriften und einige Dutzend DVD s heraus. »Sheriff Beale bewahrt den größten Teil der Pornos auf, die wir finden. Er sichtet sie, sucht das heraus, was ihm gefällt, und versteckt den Kram in der Asservatenkammer unter einer falschen Fallnummer. Alle wissen, was er treibt, aber er denkt, das sei sein großes Geheimnis.«
»Müssen Sie die Sachen wieder zurückbringen?«
»Na, die Asservatenkammer ist ziemlich groß, und ich glaube nicht, dass ihm auffällt, ob etwas fehlt.«
Ich sah mir das Material an. Obenauf lag eine DVD mit zwei anzüglich grinsenden Frauen in eng anliegenden Krankenschwesterntrachten mit großen Ausschnitten, aus denen Silikonbrüste quollen. Die Damen schienen mit herausgestreckter Zunge die Temperatur zu nehmen. Der Filmtitel lautete: Orale Medikamentengabe . Der Teaser versprach: Verabreichung so viel
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