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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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des Pärchens nickte. Beale starrte fragend zurück.
    »Was?«
    »Nehmen Sie ihre Aussagen, Sheriff. Sind die beiden auf dem Weg hierher jemandem begegnet? Einem Fahrzeug, Wanderern etc.«
    Er tastete seine Taschen ab. »Haben Sie einen Block?«
    »Im Wagen ist einer«, sagte Caudill. »Ich hole ihn.«
    »Und bringen Sie auch einen gottverdammten Stift mit.«
    Cherry und ich kehrten zum Leichnam zurück. Sie öffnete die Tasche und holte Plastiktüten, Latexhandschuhe, nummerierte Schildchen und eine Kamera heraus und begann, den Tatort aus jedem möglichen Blickwinkel zu fotografieren. Wir stapften durch den Bach, zogen die Frau aus dem Wasser und legten sie mit dem Rücken auf einen Felsvorsprung.
    Die Frau war sehr attraktiv gewesen. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters – ich schätzte sie auf Ende vierzig – hatte sie einen wohlgeformten, schlanken Körper und üppige Brüste, die aus den Körbchen des schwarzen, vorn geschnürten Korsetts zu springen drohten. Die Stiefel reichten bis zu den Knien, und vorn an dem Halsband war ein Edelstahlring angebracht, an dem an einem Karabiner das blaue Seil hing.
    »Da steht wohl jemand auf Fesselspielchen«, meinte Cherry.
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Die Stiefel sind schätzungsweise drei Nummern zu groß«, konstatierte sie und schüttete das Wasser aus den Schuhen. »Außerdem ist das Korsett nicht richtig geschnürt, was vermutlich auch gar nicht möglich ist, weil es nicht richtig passt.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass die Stiefel und das Korsett gar nicht ihr gehören?«
    »Nein«, meldete sich Sheriff Beale hinter uns zu Wort. »Vollkommen unmöglich.«
    Cherry und ich drehten uns um. Beale hatte die Aussagen aufgenommen und das junge Paar weggeschickt. »Kennen Sie das Opfer, Sheriff?«, fragte Cherry.
    »Tandee Powers. Sie wohnt nur ein paar Meilen von hier in Hazel Green. Mitglied der Kirchengemeinde. War früher mal Lehrerin und hat sich um Waisen und so gekümmert. Ein Typ, der eine Lady wie eine Hure anzieht, muss echt pervers sein.«
    Er sah aus, als würde ihm übel. Er entfernte sich ein Stück und tat so, als suche er im Gebüsch nach Hinweisen. Cherry und ich nahmen die Leiche genauer unter die Lupe. Bis auf ein paar blaue Flecken und tiefe Kratzer konnten wir keine Verletzungen entdecken. Endlich tauchte der Krankenwagen auf, der den Leichnam zum nächstgelegenen Bestattungsinstitut bringen sollte. Bis das stets überlastete kriminaltechnische Labor sich mit diesem Fall beschäftigte, musste die Tote in einem Kühlraum aufbewahrt werden.
    Nachdem die Leiche weggeschafft worden war, suchten wir gemeinsam die Gegend nach Spuren ab. Mit starr nach unten gerichtetem Blick grasten Cherry und ich Zentimeter für Zentimeter ab, Beale und Caudill bewegten sich in konzentrischen Kreisen, und McCoy lief mit dem GPS in der Hand herum. Er folgte dem Flusslauf und verschwand hinter einer Biegung. Da wir in der Nähe des Leichenfundortes nichts entdeckten, liefen wir McCoy schließlich hinterher.
    Als wir zu ihm stießen, starrte er in ein zwanzig Meter langes und sieben Meter breites Becken mit brackigem Wasser. Ein Stück weiter den Bach hinunter ragte eine ein Meter hohe, im Verfall begriffene Betonmauer aus dem Wasser. In der Mitte der Staumauer gab es ein großes Metallrad, das zu einem Grundablass gehörte und mit dem man den Wasserstand regulieren konnte.
    »Eigenartig.« Dass es mitten im Wald ein kleines künstliches Becken gab, eingerahmt von hochaufragenden Felswänden, wunderte mich.
    »Wenn man die Geschichte kennt, nicht«, erklärte McCoy. »Vor fünfzig Jahren hat eins von den Holzfällerunternehmen da unten an der Felswand einen Schuppen für die Mitarbeiter errichtet. Und das hier war ihr Swimmingpool. Ich bin da auch ein-, zweimal reingesprungen.« Er deutete auf die Mitte des Beckens. »Seltsam finde ich, dass die GPS -Koordinaten eigentlich darauf verweisen.«
    »Meinen Sie, der Wegpunkt liegt im Becken?«, fragte ich.
    »Das muss nichts bedeuten. GPS -Empfänger lassen an Genauigkeit zu wünschen übrig und weisen Abweichungen von bis zu mehreren Metern auf. Vor allem ältere Geräte sind ziemlich ungenau.«
    »Aber die Koordinaten, die zu den anderen Leichen führten, stimmten doch, oder?«
    Er nickte. »Ja, die Abweichung lag unter fünf Meter. Für ein GPS ist das absolute Spitze.«
    Mir fiel auf, dass das Rad an der Staumauer und die Muttern Rost angesetzt hatten. Wahrscheinlich war es seit Jahren nicht mehr bedient worden. »Ich

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