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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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möchte versuchen, den Grundablass zu öffnen«, meinte ich zu Beale. »Damit das Wasser aus dem Becken fließt.«
    »Hä?«
    »Es ist einen Versuch wert«, pflichtete Cherry mir bei.
    Beale, den mein Vorschlag nicht gerade fröhlich stimmte, sprang ins Wasser, und Seite an Seite versuchten wir, das verrostete Rad zu lösen. Der Mann brauchte dringend ein stärkeres Deodorant. Mit aller Macht stemmten wir uns gegen den Mechanismus, doch sosehr wir uns auch bemühten, das Rad ließ sich nicht bewegen.
    Da tauchte McCoy mit einer drei Meter langen Eisenbahnschiene auf. Das Holzfällerunternehmen hatte früher seine Erzeugnisse mit Hilfe von Zügen zu seinen Kunden gebracht.
    »Hier gab es mal ein Nebengleis«, erklärte er, während er die Schiene hinter sich herzog. »Dort liegen überall noch Gleisabschnitte herum.«
    Ich ahnte, was er vorhatte, und half ihm, die Schiene ins Rad zu schieben. Archimedes hatte gesagt: Gib mir einen Punkt, auf dem ich stehen kann, und ich werde dir die Welt aus den Angeln heben . Auf ihn ging das Hebelgesetz zurück, das McCoy nun anwenden wollte. Um zu vermeiden, dass seine Uniform dreckig wurde, zog der Ranger sein Hemd aus. Obwohl er Anfang fünfzig war, wirkte er so gestählt und agil wie ein Tennisprofi.
    »Noch mal.« Er stellte sich vor die nassen Steine. »Eins, zwei, drei.«
    Mit vereinten Kräften stemmten wir uns diesmal gegen die Schiene, und die Hebelwirkung tat ihre Arbeit. Das Rad knarzte und löste sich schließlich. Der abplatzende Rost wurde vom Wind weggetragen. Zuerst tröpfelte lediglich ein kümmerliches Rinnsal aus dem Becken, doch je höher der Grundablass wanderte, desto mehr Wasser ergoss sich daraus. Kurze Zeit später mussten wir vor den Wassermassen zurückweichen.
    Nach einer Viertelstunde kam der Beckenboden zum Vorschein. Ich marschierte in die Mitte und verschaffte mir einen Überblick über die Dinge, die vor die Staumauer geschwemmt worden waren.
    »Was liegt da?«, rief mir die am Ufer wartende Cherry zu.
    »Hier ist alles zugemüllt. Ich kann Teile von einer Holzdrehmaschine aus Metall erkennen und ein Gitternetz, das von einem Stahlbetonteil stammen muss und an dem jemand einen Flaschenzug befestigt hat.«
    Cherry hielt auf die Staumauer zu, kletterte hoch und näherte sich mir vorsichtig. Über mir ging sie in die Hocke und inspizierte den brandneuen Flaschenzug, der mit Draht an den verrosteten Gitterstangen festgemacht war. Sie überlegte kurz und starrte mich dann an.
    »Mein Gott«, flüsterte sie.
    Die anderen standen am Ufer und ließen die Blicke zwischen uns hin- und herwandern. Die Glücklichen ahnten nicht, welch schrecklicher Anblick sich uns bot.
    *
    Zwei Stunden später kehrten Beale und Caudill in den EKCLE -Wohnwagen zurück. Nur Cherry war nicht willens, den Tatort zu verlassen. Zu dritt standen wir zwischen ihrem Dienstfahrzeug und McCoys Geländewagen.
    »Das Seil und der Flaschenzug, Detective«, sagte McCoy und schaute mir in die Augen. »Sie denken, dass …« Die schrecklichen Bilder, die er sich im Geist ausmalte, ließen ihn innehalten. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Das ist … der pure Wahnsinn.«
    »Aber es passt«, gab ich zu bedenken. »Der Mörder hat das Seil durch den Flaschenzug gefädelt, am anderen Ende einen Karabiner angebracht und daran das Halsband des Opfers befestigt. Die Frau stand dahinten bis zur Taille im Wasser. Als er den Flaschenzug betätigte, wurde das Opfer unter die Wasseroberfläche gezogen. Ich gehe davon aus, dass er mehrmals so verfahren ist. Aus welchem Grund sollte er sich sonst eine Methode ausdenken, mit der man jemanden zuerst nach unten ziehen und dann Seil geben kann, bis das Opfer wieder auftaucht?«
    »Aber das wäre … Folter.«
    »Stimmt. Um Folter handelt es sich auch, wenn man jemanden einen Lötkolben in den Allerwertesten steckt. Und wer weiß, was sich abgespielt hat, ehe der Laster auf der Brust des ersten Opfers geparkt wurde.«
    Cherry deutete mit dem Kinn auf das untere Ende des Weges. »Wieso, verflucht noch mal, wurde sie aus dem Becken gezogen und flussabwärts gebracht? Um uns in die Irre zu führen?«
    Ich merkte, wie es in McCoys Kopf ratterte. »Die seitlichen Ränder der Staumauer verfallen zusehends, gestern Nacht hat es einen schweren Sturm gegeben, und dieser Bach hier kann nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen.«
    »Also ist der Bach über seine Ufer getreten.«
    »Der Leichnam lag im Becken, bis er von der Flut über den Damm geschwemmt wurde.

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