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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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nie verdächtigt und weiß jetzt, wie sich das anfühlt. Ich habe mich dumm und kleinlich verhalten und möchte mich dafür entschuldigen.«
    Sie schaute auf und starrte mich mit ihren in unterschiedliche Richtungen blickende Augen an. Das linke mochte mich immer noch nicht, aber ich hatte den Eindruck, dass das rechte sich langsam an mich gewöhnte. Sie wollte etwas sagen, doch in dem Moment läutete das Telefon, und sie nahm den Anruf entgegen.
    »Hier spricht … Oh, hallo, Officer, was gibt …«
    Ihre Miene verdüsterte sich. Nachdem sie mehrere Fragen beantwortet hatte, legte sie auf. »Kommen Sie«, befahl sie, stand auf und holte ihre Waffe aus dem Schreibtisch. »Vielleicht können Sie sich ja doch ein bisschen nützlich machen.«
    »Was ist los?« Ich folgte ihr zur Tür.
    »Judd Caudill hat einen neuen Eintrag auf der Geocaching-Website gemeldet. Er und Beale sind schon unterwegs. Die Koordinaten deuten auf einen Standort im National Forest hin. Aus diesem Grund haben sie auch McCoy verständigt. Nummer 8 ist wieder im Spiel.«
    Während Cherry aufs Gas drückte, legte ich den Sicherheitsgurt an. Der Motor jaulte, die Reifen quietschten. Hinterm Steuer war Cherry eine weibliche Version meines Partners Harry Nautilus: eine selbstbewusste Fahrerin, die den Wagen nicht hundertprozentig unter Kontrolle hatte. Wie bei Harry klammerte ich mich am Sicherheitsgurt fest, hielt den Atem an und schloss die Augen, wenn die Situation es erforderte.
    Eine Viertelstunde später nahmen wir eine Kurve so schnell, dass der Schotter in die Baumkronen flog. Dahinter parkte McCoys Geländewagen neben einem Kleinwagen von Toyota, dessen Stoßstange ein Transsylvania-University-Aufkleber zierte.
    »Puh«, entfuhr es Cherry. »Zivilisten. Die haben die Koordinaten wohl im Netz gefunden.«
    Sie holte eine große Schultertasche aus dem Kofferraum des Streifenwagens. Als ich ihr anbot, sie zu tragen, winkte sie nur ab. Wir joggten ein paar hundert Meter den Pfad hinunter, bis wir zu einer Wiese am Fuß einer Felswand gelangten. McCoy sprach mit einem Pärchen in T-Shirts und Wanderschuhen. Die junge Frau trug einen weichen Tilley-Hut und ihr Begleiter eine Baseballkappe, auf die Cincinnati Reds gestickt war. An seinem Gürtel hing ein GPS -Empfänger.
    Das Mädchen machte einen verstörten Eindruck. Sie zitterte, wurde ruhig und begann dann wieder zu beben.
    »Wir waren auf der Suche nach einem neuen Cache«, erklärte sie, kreuzte die Arme und legte die Hände auf die Schultern, als umarme sie sich selbst. »Wir suchten flussaufwärts, folgten den Koordinaten, haben jedoch nichts gefunden. Danach sind wir hier runtergekommen und haben … ähm … haben das … Ding da im Wasser entdeckt.«
    Sie zitterte so stark, dass man ihre Worte kaum verstehen konnte. McCoy warf mir seinen GPS -Empfänger zu, ein Prachtexemplar. Das Display zeigte die Seite so wie im Netz.
    = (8) =
N XX.XXXXX W XXX.XXXXX
    Wieder acht und nicht fünf. Die hiesigen Koordinaten.
    Ich gab McCoy das Gerät zurück. Der Ranger machte uns mit einer Kopfbewegung auf mehrere in Reih und Glied stehende Eichen aufmerksam. Cherry und ich setzten uns in Bewegung. Hinter den Bäumen fanden wir einen mäandernden Bach mit kleinen Wasserarmen, die in mehrere etwa ein Meter tiefe Becken mündeten. In einem der Becken trieb eine Frau mit dem Gesicht nach unten. Sie war schlank, gepflegt und erinnerte mit ihren blondgefärbten Haaren, die sich fächerförmig auf dem Wasser ausbreiteten, an Medusa.
    Ich stieg ins Wasser, um mir die Tote genauer anzusehen. Sie trug ein schwarzes Lederkorsett, schwarze Stiefel und ein schwarzes Hundehalsband. An das Halsband war ein mehrere Meter langes, blaues Seil geknotet, das ich hochhielt. Cherry verzog das Gesicht.
    Wir hörten Stimmen. Beale und Caudill waren eingetroffen. Die beiden Cops kamen angerannt und beäugten die Tote.
    »Scheiße«, meinte Beale und verzog angewidert die Miene. »Ziehen wir sie raus.«
    »Wir sollten uns zuerst um das Pärchen kümmern«, wandte Cherry ein. »Und die beiden nach Hause schicken.«
    Das Mädchen redete immer noch und tupfte sich die Augen mit einem Papiertaschentuch ab. »Nein, wir haben n-nur die Koordinaten gesehen. Wir waren in M-Miguel’s Pizza, und Ken hat seinen Laptop rausgeholt. Da haben w-wir gemerkt, dass ein neuer Cache versteckt worden war, haben das GPS eingeschaltet und uns auf die Suche gemacht.«
    Sie brach in Tränen aus, woraufhin Cherry Beales Blick suchte und in Richtung

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