Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport
Einige Tage und Telefonnachfragen später teilt ihr die Ärztin mit, sie habe einen Termin beim Orthopäden besorgt. Der Chiropraktiker berichtet ihr, er sei von der Frau Doktor am Telefon rüde angegangen worden. Er habe als zusätzlich denkbare Diagnose die Störung der Blutzufuhr des Knochens (avaskuläre Nekrose) erwähnt. Deshalb habe sie dem Test ( MRI ) zugestimmt.
Mehr als drei Wochen sind verstrichen, als Debby nach zahlreichen Telefonkontakten den Termin beim Orthopäden wahrnimmt. Zunächst wird sie in der Klinik, vor der sie der Tanzpartner gewarnt hat, zum Röntgen beordert. Halb entkleidet, in einen dünnen Umhang gehüllt, sitzt sie zusammen mit vielen anderen Patienten im kahlen, breiten Gang vor der Röntgenabteilung und wartet und wartet. Beschämend empfindet sie den Aufenthalt. »Meinen Mann hätten sie fast umgebracht«, vertraut ihr die Stuhlnachbarin an. Von anderen Wartenden hört sie, dass diese Kaiser-Einrichtung personell extrem unterbesetzt und miserabel ausgestattet sei. Warum sie wieder Röntgen- statt Magnetstrahlen ausgesetzt wird, ist ihr schleierhaft.
Im Röntgenraum muss Debby nach einem Schutz ihrer Ovarien gegen die Strahlung fragen. Die Assistentin kann zunächst keine Blei-Gummi-Schürze finden. Schließlich stöbert sie irgendwo ein abgegriffenes Teil auf, das den gesamten Unterbauch abdeckt. »Aufnahmen werden ja nur von der linken Seite gemacht«, erläutert sie beim Auflegen der schweren Abdeckung. »Achten Sie bei der Schwangerschaft darauf, dass Ihre rechten Eierstöcke befruchtet werden«, meint sie noch. Ein makabrer Scherz heitert eine überaus peinliche Situation für das Krankenhaus und ein ernsthafter Verstoß gegen die Schutzvorschriften gewiss nicht auf. Nach einer weiteren Wartezeit drückt jemand Debby die Röntgenbilder in die Hand, und sie humpelt auf ihren Krücken zurück zur Orthopädiestation. Schließlich sitzt sie im Behandlungszimmer, und der Arzt erkundigt sich nach Vorerkrankungen. »Hat er meine Patientenakte nicht vor sich?«, wundert sich die Kranke. Dann untersucht er sie und stellt Fragen. Seine Diagnose: »Sie haben sich seit dem Vorfall gut erholt.« Dann erzählt er der Leidenden von einer Hüftfehlbildung, die er festgestellt habe. Die Hüftpfanne sei nicht so gekrümmt wie notwendig. Der Gelenkkopf drehe darin nicht reibungsfrei. Daraus könnte in 15, 20 oder 40 Jahren Arthritis entstehen. Er wolle deshalb einen orthopädischen Chirurgen zu Rate ziehen. Debby lässt sich nicht abspeisen und fragt nach ihrem schmerzenden Gelenk. Doch jetzt hat der Doktor keine Zeit mehr, um sich dies anzuschauen. Eine Menge Patienten säßen im Wartezimmer. Also ein zweiter Termin. Ihr Einwand, dass es schwierig sei, bei einem Spezialisten überhaupt vorsprechen zu können, kontert der Mediziner: »Das stimmt nicht.« Dass es anderthalb Wochen gedauert hat und sie nun wieder zusätzlich zu ihrem Versicherungsbeitrag 50 Dollar zahlen muss, um ihn zum zweiten Mal zu sehen, und nochmals 50 Dollar, um die ihm vorgeschaltete Praxis-Krankenschwester zu konsultieren, will er gar nicht wissen. Er komplimentiert sie mit Nachdruck aus dem Raum.
Der nächste Morgen hält eine Überraschung parat. Zwar brennt das Hüftgelenk bei jeder Bewegung wie Feuer. Debby vermutet den Grund darin, dass sie sich am Vortag zu lange auf den Krücken durch die Klinikgänge geschleppt hat. Doch am Telefon meldet sich der Arzt und berichtet von seinem Gespräch mit dem Chirurgen. Dieser hält es für wahrscheinlich, dass Debbys Gelenklippe gerissen ist. Er empfiehlt ein MRI wie bereits vor Wochen der Chiropraktiker. Sie soll sich dem Operateur noch heute vorstellen. Debby ergreift die sich bietende Chance und macht sich trotz der Schmerzen sofort auf den Weg in die Klinik. Zwar muss sie sich vom entfernten Parkplatz in das Gebäude quälen, weil ein Rollstuhl selbst auf Nachfrage nicht aufzutreiben ist. Nach stundenlanger Wartezeit sitzt sie in einem Behandlungsraum. Der Orthopäde testet erneut kurz die Beweglichkeit ihres Beines, entschuldigt den Chirurgen, der noch beschäftigt sei, und verschwindet. Wieder vergeht eine Ewigkeit, bis der Chirurg auftaucht. Er macht einen weitaus kompetenteren Eindruck als sein Kollege, der ihn begleitet. Er weiß, seine Diagnose durch Bewegungen zu verifizieren. Er bleibt bei seiner Aussage, dass nur eine MR -Angiographie alle Diagnosezweifel ausräumen könne – so schnell wie möglich. Ein entschiedenes Nein hört der Orthopäde. Er denkt laut
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