Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
Arbeitskräfte bekommen nicht die Chance, ihr Wissen für eine gute Sache einzubringen. Deswegen hatten wir die Idee einer Funding-Plattform für gemeinnützige Jobs“, so Leonie Theresa Groß, Vorstandsvorsitzende des Better World Network.
Das Portal sammelt nicht nur Geld, sondern tritt zugleich als Arbeitsplatz-Vermittler auf: „Engagierte Köpfe können sich bei Better World Network mit einem konkreten Job bewerben. Sind nach ausgiebiger Prüfung alle Bewerbungskriterien erfüllt, werden sie in die ‚bProfessional‘-Datenbank aufgenommen“, erklärt Groß. Das kann etwa eine deutsche Lehrerin sein, die in Burundi an einer Dorfschule unterrichten möchte. Oder eine NGO-Aktivistin, die bei der Aufforstung von Bambuswäldern in Kolumbien helfen möchte. Sobald dann für eine Aufgabe genügend Spender bzw. Spenden vorhanden sind, kann es losgehen – das Better World Network zahlt den Helfern ein monatliches Gehalt über die Laufzeit des jeweiligen Jobs.
Das offiziell als Spender auftretende Unternehmen darf sich dann mit dem „Better World Network Siegel“ schmücken und wird als „bDonator“ in der Presse und im Better World Network bekannt gemacht. Gleichzeitig bleibt der Spender auch über den Projektfortschritt auf dem Laufenden. Der professionelle Helfer vor Ort veröffentlicht regelmäßig über einen Blog, Twitter oder Facebook Statusmeldungen und stellt Bilder oder Videos ein. Der Stipendiengeber kann den Helfer kontaktieren, vor Ort besuchen, zu Vorträgen einladen und dessen Berichte auch in die eigene Öffentlichkeitsarbeit einbauen. Gerade für mittelständische Unternehmen oder Kleinbetriebe bietet das Better-World-Prinzip eine neue Möglichkeit, sich ins Gespräch zu bringen, und das sogar gemeinsam – in einer Art „Corporate Crowdfunding“ können schließlich mehrere Geldgeber zusammen ein Stipendium finanzieren.
Crowd, Funding & Forschung
IKOSOM-Studie: Erfolgsquoten & Motive
Krautfunding weckt nun auch die Neugier der Wissenschaft: Das Berliner Institut für Kommunikation in Sozialen Medien (IKOSOM) hat im Sommer 2011 die wichtigsten deutschen Crowdfunding-Plattformen unter die Lupe genommen – herausgekommen ist dabei die .„Crowdfunding-Studie 2010/2011“. Insgesamt wurden dafür 125 Projekte ausgewertet, die bis Mitte April 2011 auf sechs Plattformen liefen (inkubato.de, mySherpas.de, pling.de, respekt.net, Startnext und visionbakery.de). Jetzt gibt es erstmals belastbare Zahlen: so wurden bisher 208.000 Euro eingesammelt, nur etwa 11.000 Euro gingen davon getreu dem „Alles-oder-Nichts“-Prinzip zurück an die Spender, wenn das Spendenziel nicht erreicht wurde. Die Erfolgsquote ist mit 53 Prozent insgesamt eher mittelmäßig, von 125 Projekte waren nur 67 erfolgreich. Die durchschnittliche Summe der finanzierten Vorhaben liegt bei 2.943 Euro, der durchschnittliche Zielwert bei 2.719 Euro, d.h. die Projekte wurden durchschnittlich mit 108% überfinanziert. Besonders interessant ist die Bandbreite der Beträge: bei den gezählten 2624 Unterstützern (bezogen auf die Gesamtsumme von 208.000 Euro) hat nämlich jeder im Durchschnitt 79 Euro gegeben. Neben vielen Mikrospendern scheint es also auch einige potente Großspender zu geben.
Abgesehen von Zahlen, Daten, Fakten war auch die Meinung der Projektiniatoren gefragt – speziell die vermuteten Faktoren für den Crowdfunding-Erfolg. Klar scheint so etwa zu sein: viel Öffentlichkeitsarbeit hilft viel. Wenn Medien über ein Crowdfunding-Projekt berichten, ist die Erfolgs-Chance besonders groß. Interessant ist ein besonders sozialer Aspekt: Für ein Drittel der Befragten war offenbar das persönliche Kennenlernen und die Sympathie für die Betreiber bei der Wahl der Plattform entscheidend. Die bekanntesten der jungen deutschsprachigen Crowdfunding-Plattformen sind Startnext (68 Prozent), mySherpas (56 Prozent) und inkubato (32 Prozent). Was wohl niemanden wirklich überraschen dürfte: der Zeitaufwand für die Durchführung eines Crowdfunding-Projekts wird nach Meinung der Befragten zu Beginn erstmal unterschätzt. Trotz aller Anstrengung bei der Realisierung macht Krautfunding aber wohl auch viel Spaß: denn 96 Prozent der Befragten wollen in Zukunft weitere Projekte über Massenspenden finanzieren.
Krautfunding-Bilanz 2011: Auf dem Weg zum Millionen-Business
Aktuellere Quartalszahlen zu den wichtigsten deutschen Crowdfunding-Plattformen findet man auf dem Selbständigen-Portal Für Gründer.de (siehe:
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