Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
„Snobifizierung“ des Crowdfunding-Gedankens sehen, sondern eher als weiteren Beleg für die Diversifizierung eines erfolgreichen ökonomischen Alternativmodells. Ohne Start-Ups, die den Geldbeutel der Crowd anzapfen, wäre auch die Crowdfunding-Bilanz der US-Plattform Kickstarter wohl nicht ganz so spektakulär. Mehr als zwanzig Projekte konnten dort sogar jeweils die eine Million-Dollar-Grenze knacken, darunter etwa die Macher des 3D-Zeichenstiftes 3Doodler. Insgesamt wurden seit 2008 mehr als 400 Millionen Dollar an erfolgreiche Projekte ausgeschüttet. So fett ist deutsches Krautfunding noch lange nicht – immerhin wurden aber auch bei uns zwischen 2010 und 2013 schon knapp zehn Millionen Euro eingesammelt. Zumindest, wenn man neben klassischem Crowdfunding auch Crowdinvestment mit einrechnet, das etwa 50 Prozent dieser Summe ausmacht (siehe auch das Kapitel: Crowdfunding-Bilanz 2011/2012).
Klassisches Fundraising trifft die Crowd
Weltverbessern für Anfänger: Betterplace.org
Wer angesichts solcher Trends glaubt, die Crowd würde sich nun zur Aktionärsversammlung mutieren, liegt zum Glück falsch. Denn es tut sich auch was am anderen Ende der Skala. „Wir sind die, die jetzt einfach mal anfangen mit dem Weltverbessern“, sagen etwa die Macher von betterplace.org, einer Spendenplattform für den klassischen „Guten Zweck“, die auf Crowdfunding setzt. Vom anschwellendem Spendenbalken und bunten Projektpräsentationen bis hin zu Social Media-Elementen ist alles dabei, was eine zeitgemäße Sammelaktion braucht. Auf betterplace.org trifft man sozusagen auf den „charity long tail“ – vom Kinshasa Symphony Orchestre bis zum Solarkollektiv in Honduras.
Zu den Gründern von betterplace.org gehören neben dem Wirtschaftsinformatiker Till Behnke und der Anthropologin Line Hadjsberg zahlreiche Aktivisten aus dem Bereich der Entwicklungshilfe. Allen gemeinsam war die Einsicht, dass man durch die neuen Medien auch das Weltverbessern noch verbessern kann. Und tatsächlich zeigen mittlerweile fast dreitausend erfolgreiche Projekte in aller Herren Länder und mehr als 180.000 Unterstützer, dass die klassische Spendenbüchse für den guten Zweck im Zeitalter des Fundraisings via Micropayment und Web 2.0 angekommen ist.
Betterplace.org erleichtert die Recherche nach interessanten Projekten nicht nur durch Kategorien in Form verschiedener Weltregionen, sondern bietet auch eine Kartensuche über Google Maps. Denn auch auf viele regionale Sammelaktionen in Deutschland würde man sonst wohl kaum stoßen. Wer mit dem Mauszeiger über die Deutschlandkarte spaziert, merkt schnell: Spenden werden nicht nur in Hamburg, München oder Berlin gesammelt, sondern auch in der Provinz.
Besonders motivierend dürfte für viele Spender sein, dass betterplace.org das Geld zu 100 Prozent weiterleitet. Denn die Plattform ist selbst auch spendenfinanziert, getragen wird sie von gut.org, einer gemeinnützige Aktiengesellschaft. Für die Qualität der einzelnen Projekte bürgen außerdem Zertifizierungen durch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), Gemeinnützigkeitsbescheinigungen der Finanzämter oder externe Prüfberichte.
Ein besonderer „Standortvorteil“ einer Plattform wie Betterplace dürfte darin bestehen, dass sie nahtlos an bisherige Spendengewohnheiten anknüpfen kann – schon bisher werden jährlich zwischen drei und fünf Milliarden Euro an bundesweit 600.000 gemeinnützige Vereine und 15.000 Stiftungen gespendet, größtenteils von Privatpersonen, die regelmäßig ihr Scherflein beitragen. Da die Hälfte des Spendenaufkommens die Generation 60plus trägt, hängt der Erfolg von Crowdfunding in diesem Bereich mittelfristig natürlich auch davon ab, ob man neben den „Digital Natives“ die „Silver Surfer“ für die digitale Kollekte gewinnen kann.
Betterworld Network: Jobs für eine bessere Welt
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die vor kurzem gegründete Spendenplattform betterworld-network.org – hier geht es um den Bereich der „corporate social responsibility“. Mit anderen Worten, die Crowd besteht nicht aus Einzelpersonen, sondern aus Unternehmen und Unternehmern, die soziale Projekte mit einem Stipendium unterstützen wollen. Weltverbesserer mit Expertise gibt es zwar genug, doch vielen Organisationen fehlen die finanziellen Mittel, um professionelle Helfer einzustellen. „Aus diesem Grund können zahlreiche Projekte nicht erfolgreich umgesetzt werden und viele engagierte
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