Krautfunding: Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie (German Edition)
Produkt von Anfang an Aufmerksamkeit verschaffen.“
Als erste Projekte gingen NeuroNation und Cosmopol an den Start. Ersteres eine Onlineplattform für „unterhaltsames Gedächtnistraining“, letzteres ein Internetshop für exklusive Souvenirs aus über 70 Ländern. Der Kapitalbedarf beträgt 55.000 beziehungsweise 80.000 Euro, ab 250 Euro ist man als Mikroinvestor mit dabei. Mehr als 300 Unterstützer konnten die beiden Start-ups gewinnen, und waren am Ende sogar überzeichnet – das „Seedlevel“-Barometer in beiden Fällen deutlich 116 bzw. 119 Prozent.
Viele Mikroinvestoren dürfte auch überzeugt haben, dass die Angebote der Unternehmen sich bereits online nutzen lassen – und für die stillen Gesellschafter attraktive Rabatte winken. Neben dem Bewusstsein, innovative Businessmodelle von jungen Gründerteams zu fördern, zählt am Ende auch das, was hinten rauskommt. Einer der Kommentare auf der Projektseite heißt nicht zufällig: „Viel Erfolg, vermehrt mein Geld!“
Micro-Investment zu „Hammerpreisen“
Mit deutlich höherem Einsatz funktioniert die ebenfalls 2011 gegründete Microinvestment-Plattform Innovestment. Erst ab 1.000 Euro ist man dabei – zumindest theoretisch. Denn das Portal bestimmt den tatsächlichen Preis von Beteiligungen an teilnehmenden Start-Ups über ein Auktions-verfahren, so dass Anteile am Ende auch teurer sein können. „Mit den Geboten in einer Auktion werden die Einschätzungen von vielen Investoren zusammen geführt. Die Summe aller Einschätzungen in der Auktion führt dann zu einem für beide Seiten fairen Marktpreis“, heißt es dazu auf der Website von Innovestment.
In der ersten Phase müssen erstmal alle Anteile zum Mindestpreis an den Mann oder die Frau gebracht werden. Bei einem Investitionsvolumen von mindestens 50.000 Euro können dies beispielsweise 50 Anteile zum Preis von 1000 Euro sein. Die grundlegende Finanzierung ist dann bereits erfolgt.
In der Auktionsphase kann das Start-Up daraufhin aber versuchen, ein ebenfalls gesetztes Maximalziel zu erreichen, also etwa 100.000 Euro. Da die Zahl der verfügbaren Anteile feststeht, kommen am Ende nicht alle Teilnehmer zum Zuge. Sobald ein höheres Gebot abgegeben wird, also etwa 1.100 Euro, wird ein Bieter mit niedrigerem Einsatz oder dem Mindesgebot überboten. Im beschriebenen Beispiel würden am Ende die 50 Bieter mit den höchsten Geboten übrigbleiben. Sie zahlen zahlen pro Anteil aber alle denselben Betrag – als Berechnungsgrundlage gilt der Preis, der durch das niedrigste erfolgreiche Gebot vorgegeben wurde. Hat man es also mit 1.100 Euro gerade noch auf Platz Fünfzig geschafft, gilt dieser Preis auch für alle Plätze darüber.
Zum ersten Mal wurde die Auktionsrunde im November 2011 von der Audiogent GmbH erreicht – innerhalb von zwei Wochen brachten knapp 30 Bieter die Mindestsumme von 50.000 Euro zusammen. Das Magdeburger Start-Up produziert interaktive Hörspiele für Apple und Android-Geräte, bei denen die Nutzer den Handlungsverlauf beeinflussen können.
Branchenkenner loben das Konzept als eine Art „Point-and-Click-Adventure für die Ohren“. Das Startup landete mit dem Hörspiel „Raumzeit: Der verbotene Sektor“ bereits 2010 einen ersten Überraschungserfolg und will demnächst mit Audio-Blockbustern wie „Die drei ???“ oder „Perry Rhodan“ nachlegen. Der Vertrieb über die App-Stores für Apple und Android könnte auf jeden Fall für rasches Wachstum sorgen – in Deutschland wird 2012 bereits jedes zweite verkaufte Handy ein Smartphone mit Webzugang und Multimedia-Fähigkeit sein.
Mittlerweile sind auch schon zwei weitere Start-Ups auf dem Weg, ihre Anschubfinanzierung über Innovestment zu sichern: neben dem auf Nanotechnologie spezialisierten Unternehmen Particular setzt auch der Spielehersteller Ludufactur auf Microinvestment mit Auktions-Element. Alleinstellungsmerkmal ist in diesem Fall die Personalisierung von Brett- und Kartenspielklassikern. Die Mindestsummen betrugen 75.000 Euro bzw. 36.000 Euro. Ähnlich wie bei SeedMatch können solche Beträge für die deutsche Crowdfunding-Szene als echter Hingucker gelten, denn bei reinen Spendenprojekten sind fünstellige Summen die absolute Ausnahme. Das Prinzip „viele geben wenig“ wiederum gilt dagegen bei Microinvestment nur eingeschränkt, gerade bei Innovestment reichen zum Erfolg ein paar Dutzend solvente Mikro-Investoren aus.
Doch diese finanzielle Spreizung sollte man nicht unbedingt als
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