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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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später dann in »Gray« [Gy] umgetauft. 52 Vorher wussten sich die Strahlentherapeuten nicht anders zu helfen, als den Rötungsgrad der Haut als Messlatte zu nehmen. Die Einführung einer objektiver Messgröße war notwendig, um die Verteilung von Strahlendosen experimentell bestimmen zu können.
    Aus Messungen an wassergefüllten Phantomen, die bei unterschiedlichen Feldgrößen und Strahlungsenergien durchgeführt wurden, entstand eine Art von Kartenmaterial, das für bestimmte Standardsituationen die Dosisverteilung der Strahlung von der Hautoberfläche in die Tiefe des Gewebes zweidimensional abbildet. Ähnlich wie die Wetterkarten mit Hilfe von Isobaren die Grenzen eines Gebiets mit identischem Luftdruck markieren oder die Höhenlinien auf einer Wanderkarte Regionen gleicher Höhe über dem Meeresspiegel kennzeichnen, begrenzen die Isodosen solcher »Karten« (Tiefendosisprofile) Regionen, innerhalb deren eine bestimmte Bestrahlungsdosis nicht unterschritten wird. Mittels solcher einfachen Modelle konnten die Strahlentherapeuten seit Mitte der zwanziger Jahre das Schicksal der Strahlung nach dem Eintritt in den Körper immerhin näherungsweise nachvollziehen. 53
    Abbildung 12 Links: 2D-Bestrahlungsplanung: Darstellung der Isodosen verschiedener Strahlungsenergien von der Hautoberfläche in die Tiefe eines Körpers hinein (Daten gewonnen am Messphantom).
Rechts: 3D-Bestrahlungsplanung: individuell berechnete Isodosen des Bestrahlungsplans eines Hirntumors (ein repräsentativer Schnitt aus einem »Stapel« von 50 CT-Schnitten).
    Damit war Strahlung endlich zu einer Art von »Medikament« geworden, das in objektiver und von Patient zu Patient vergleichbarer Dosierung verschrieben werden konnte. Mit der Möglichkeit, objektive und vergleichbare Dosen zu verschreiben, war endlich auch eine der notwendigen Voraussetzungen geschaffen, verlässliche klinische Studien durchführen zu können, um sich an die optimale Dosierung der Strahlung bei der Behandlung der verschiedenen Krebserkrankungen heranzutasten.

Von der Konfektion zum Maßanzug
    Das Bessere ist der Feind des Guten. Anfang der siebziger Jahre war die Strahlentherapie erwachsen geworden. Die Medizinphysiker hatten eine Reihe recht befriedigender Antworten auf die drängenden Fragen der Messung, Quantifizierung und Verschreibung der Bestrahlungsdosis gefunden. Anhand von Kalkulationen, die auf Messungen an Modellen beruhten, und anhandentsprechender Tabellen konnte zumindest abgeschätzt werden, wie viel der verschriebenen Dosis tatsächlich im Ziel ankam. Die technologische Entwicklung hatte ein solides Plateau erreicht, und die Strahlentherapie war zu einer tragenden zweiten Säule der Krebstherapie geworden. Die Zeit war reif für die nächste Revolution. Diese Revolution hatte zwei eng verwandte Väter, den Computer und die Computertomographie. 70
    Es liegt auf der Hand,
dass die neuen Bilder aus dem Körperinnern für die Strahlentherapeuten eine gewaltige Verheißung darstellten. Vor der Einführung der Computertomographie mussten sich die Radioonkologen mit konventionellen Röntgenbildern behelfen. Diese waren nur zweidimensional, und sie konnten den Tumor selbst oft kaum oder überhaupt nicht abbilden. 71 Die Planung der Bestrahlungsfelder beruhte auf den Kenntnissen aus den Anatomielehrbüchern und auf der Orientierung an knöchernen Landmarken. Mit der Computertomographie (CT) lässt sich der Tumor selbst und seine Lagebeziehung zu den Organen der Nachbarschaft bildhaft darstellen. Diese Bilder liefern eine ungleich präzisere Darstellung dessen, was bestrahlt werden soll, als die herkömmlichen Röntgenbilder. Die Strahlentherapeuten verwendeten sie allerdings nicht wie ein Maler, der versucht, die Konturen der Vorlage nach Augenschein und per Hand in sein Bild zu übertragen. Die Nutzung der Computertomographie zur Definition der zu bestrahlenden Volumina ist eher mit dem Prinzip einer Blaupause zu vergleichen.
    Damit eine Blaupause gelingt, müssen Vorlage und Kopie bei jedem neuen Arbeitsschritt wieder exakt zur Deckung gebracht werden. Genau das geschieht, wenn auch mit größerem technischen Aufwand, bei der CT-gestützten Bestrahlungsplanung. Die Voraussetzung für den Erfolg der Prozedur ist, dass der Patient im Bestrahlungsraum exakt genauso positioniert wird wie zu dem Zeitpunkt, an dem die Aufnahmen gemacht wurden, auf denen die Planung der Bestrahlung beruht. Zu diesem Zweck sind im Computertomographen drei Laser eingebaut, ein Längs-,

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