Kreuz des Südens
bestimmtes Ziel, im Zickzack zwischen Gräbern hindurch und über Grabsteine setzend.
Auch Brazil rannte. Er hätte sein Vier-Minuten-pro-KilometerTempo noch stundenlang durchhalten können, obwohl Polizeistiefel nicht die Fußbekleidung seiner Wahl gewesen wären. Seine Schienbeine fingen an wehzutun. Je frustrierter er wurde, desto schneller lief er.
Er rannte hinüber zur Riverview, raste an Gedenkstätten, Monumenten, Tafeln, Skulpturen und Blumenvasen vorüber. Kleine konföderierte Flaggen winkten ihm im Vorbeilaufen zu. Ein Friedhofsgärtner mit Spulen von Nylonbindfaden am Gürtel schnitt um die Grabsteine herum Pflanzen und Unkraut zurück. Sein knatterndes Gerät führte er mit der Sicherheit eines Chirurgen.
»Haben Sie einen Jungen in Basketballoutfit gesehen«, rief Brazil, als er sich ihm näherte. »So wie die Statue?«
»Nur kleiner«, sagte Brazil und rannte vorbei.
»Nee«, sagte der Friedhofsgärtner und arbeitete weiter. Brazil hastete von einem Schäfchen aus Marmor zu einem Mausoleum, sprang über einen Buchsbaumstrauch und landete zu seinem eigenen Erstaunen fast genau auf Weed. Brazil packte ihn am Nacken seines Shirts, schlug ihm die Beine unterm Körper weg und setzte sich auf ihn. Er drückte Weeds Arme auf die Erde.
»Ich hab's mir überlegt«, schrie Weed. »Sie können mich verhaften.«
Bubba hatte die Kontrolle über seinen Darm verloren, das schlug jedem sofort in die Nase. Als Officer Budget die hintere Tür des Streifenwagens öffnete, fühlte Bubba sich zutiefst gedemütigt und elend. »Shit, Mann«, schrie Budget, und Bubba zweifelte nicht, dass man der Liste seiner abscheulichen Spitznamen soeben einen weiteren hinzugefügt hatte.
»Tut mir leid«, sagte Bubba. »Aber ich hab's Ihnen...« »Mann, oh, Mann!«, schrie Budget.
Er war völlig außer sich, musste fast kotzen, als er Bubbas Handschellen aufschloss. Hammer und West sahen zu. »Und wer macht das hier wieder sauber? Mann, oh, Mann! Ich glaub's nicht!«
Die Scham, die Bubba empfand, hätte nicht tiefer sein können. Er war sich so sicher gewesen, dass es ihm bestimmt war, Chief Hammer zu begegnen. Aber nicht so. Nicht halb nackt, schmutzig, fett und besudelt. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
»Officer Budget«, sagte Hammer mit leiser Stimme, »wenn Sie mich für ein paar Minuten mit ihm alleine ließen, bitte. Major West? Ich treffe Sie dann hinter dem Einkaufszentrum.«
»Wir lassen Sie wissen, was der Leichenbeschauer meint«, sagte Officer Budget. »Falls Sie nicht rechtzeitig da sind, bevor er geht.«
»Sie geht«, korrigierte ihn West.
Hammer wandte sich Bubba zu. Er war erstaunt, dass sie seinen unaussprechlichen Zustand nicht wahrzunehmen schien.
»Chief Hammer«, stammelte er. »Ich, äh.« Er musste schlucken. »Ich wollte nicht.«
Sie hob ihre Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie ihm.
»Wie denn nicht!«, heulte er. »Alles, was ich wollte, war helfen!«
»Wem helfen?«
Sie schien interessiert und aufrichtig. Bubba hatte nicht gewusst, dass sie so attraktiv war. Attraktiv nicht auf eine hübsche Art, sondern stark und beeindruckend in ihrem Nadelstreifenanzug. Er fragte sich, ob sie eine Waffe trug. Vielleicht hatte sie eine in ihrer schwarzen Handtasche. Während er sich noch den Kopf zerbrach, drehte sich der Wind zu Hammers Ungunsten. Sie trat einen Meter nach rechts.
»Wem wollten sie helfen?«, fragte sie. »Der Frau, die gerade ermordet wurde? Haben Sie irgendetwas gesehen, Mr. Fluck?«
»Oh, mein Gott!« Bubba war schockiert. »Eine Frau ist hier ermordet worden? Wann?« »Während Sie hier parkten, Mr. Fluck.«
Bubbas Gedärme zogen sich weiter zusammen, ballten sich wie dunkle Sturmwolken, um einen erneuten heftigen, peitschenden Sturm zu entfachen. Er dachte an sein verschwitztes, mit Blut beflecktes T-Shirt, das gerade auf dem Weg ins Polizeilabor war.
»Sind Sie sicher, dass Sie nichts gesehen haben?« Hammer bedrängte ihn weiter.
»Meine Anaconda hatte sich verklemmt«, antwortete er. Sie sah ihn entgeistert an. »Ich bekam sie nicht mehr los«, sagte er. Sie sagte immer noch nichts.
»Also bin ich auf den Boden runter, hab dran gezogen, wissen Sie, vorsichtig. Ich hatte Angst, sie könnte losgehen. Dann bekam ich Nasenbluten.« »Das war wann?«, fragte Hammer.
»Vermutlich als die Frau getötet wurde. Ich schwöre. Ich lag auf dem Boden, seit Officer Budget weggefahren war. Was anderes habe ich nicht gemacht, bis er an
Weitere Kostenlose Bücher