Kreuz des Südens
gebraucht nur noch Schrott und hatten in der Regel 100 000 Meilen mehr drauf, als der Tacho auswies. Bubba hatte jedoch keinen Grund gehabt, seinem guten Freund Joe »Fleck« Bruffy zu misstrauen, der ihm den Wagen für nur 3000 Dollar mehr verkauft hatte, als in der Gebrauchtwagenliste Blue Book stand.
Es war genau jener Fleck, mit dem Bubba gerade per Handy gesprochen hatte, als plötzlich zwei Stimmen in der Leitung waren. Bubba konnte nicht sagen, worüber die zwei Frauen gesprochen hatten, doch der Name Chief Hammer war klar verständlich gewesen. Er wusste, dass das etwas zu bedeuten hatte.
Bubba war in einer presbyterianischen Umgebung aufgewachsen, wo man an Ideen wie Vorherbestimmung und Gottes Wille glaubte, die Bibel auslegte, eine Sprache für Eingeweihte sprach und bunte Gebetsstolen trug. Er hatte dagegen rebelliert. Im College hatte er sich, um seinem Vater eins auszuwischen, für fernöstliche Religionen interessiert, doch keines von Bubbas Rollenspielen hatte die Essenz seiner frühen Indoktrinierung auslöschen können. Bubba glaubte daran, dass hinter allem ein Sinn steckte. Trotz aller Rückschläge und persönlicher Niederlagen glaubte er daran, dass wenn er genug gutes Karma angehäuft beziehungsweise sein Yin und Yang in Ordnung gebracht hätte, er den Grund seines Daseins entdecken würde.
Als Bubba den Namen Chief Hammer hörte, spürte er plötzlich, wie eine gewisse Düsternis von ihm fiel, die ihn seit jeher drohend verfolgt hatte, und es überkam ihn eine Woge jungenhafter Freude, ein Gefühl der Macht. Als er den Midlothian Turnpike hinunterfuhr, zu Muskrats Autowerkstatt, um ein unsichtbares Leck in der Windschutzscheibe reparieren zu lassen, war er endlich das, was er immer hatte sein wollen: ein Krieger auf einer Mission! Bubba griff nach dem CB-Mikrophon und schaltete sein Kenwood-Radio auf Sicherheitskanal um.
»Einheit 1 an Einheit 2.« Er wollte Honey aufwecken, seine Frau.
Keine Antwort.
Bubba fuhr auf der vierspurigen Verkehrsader der Southside aus dem Bezirk Chesterfield hinaus und in die Stadt hinein. Er sah in den Rückspiegel. Ein Richmonder Polizeiauto scherte hinter ihm ein. Bubba ging vom Gas. »Einheit 1 an Einheit 2«, versuchte es Bubba noch mal. Keine Antwort. Irgendein Scheißkerl in einem weißen Ford Explorer versuchte sich vor Bubba einzufädeln. Bubba gab Gas. »Einheit 1 an Einheit 2!« Bubba hasste es, wenn seine Frau nicht sofort antwortete. Der Cop klebte an Bubbas hinterer Stoßstange. Dunkle Sonnenbrillengläser starrten direkt in seinen Rückspiegel. Bubba bremste wieder ab. Der Dreckskerl im Explorer versuchte erneut, sich vor Bubba zu setzen, er hatte den rechten Blinker eingeschaltet. Bubba gab wieder Gas. Er überlegte, welche Art der Kommunikation er als nächstes einsetzen sollte, und griff nach dem Handy. Dann änderte er seine Meinung. Vielleicht sollte er noch einmal versuchen, seine Frau über CB-Funk zu erreichen. Er wollte sich nicht ärgern. Sie hätte verdammt noch mal die ersten beiden Rufe beantworten sollen. Zum Teufel mit ihr. Er riss das Mikro an sich, beobachtete den Cop im Rückspiegel und ließ auch den Explorer nicht aus den Augen. »Hey, Fleck«, rief er seinen Kumpel über CB, »meld dich.«
»Einheit 2«, kam die Stimme seiner Frau aus der Gegensprechanlage.
Bubbas Handy läutete.
»Tut mir Leid. ach Gott.«, sagte Honey und keuchte. »Ich war. oh Gott. lass mich erst zu Atem kommen. dieser Hund.«
Bubba ignorierte sie. Er ging ans Handy.
»Bubba?«, sagte Gig Dan, Bubbas Chef bei Philip Morris.
»Bin auf Sendung«, rief Fleck über CB.
»Einheit 2 an Einheit 1«, beharrte Honey ängstlich in der Gegensprechanlage.
»Jau, Gig«, sagte Bubba ins Handy, »was liegt an?«
»Du musst wieder reinkommen. Ich brauche dich für die zweite Hälfte der zweiten Schicht«, sagte Gig. »Tiller rief an. Er ist krank.«
Scheiße, dachte Bubba. Gerade heute, wo so viel zu tun war und er so wenig Zeit hatte. Es machte ihn fix und fertig, wenn er nur daran dachte, heute abend um acht Uhr wieder anzutanzen und zwölf Stunden durchzuarbeiten. »Zehn-4«, sagte Bubba zu Gig.
»Wann wollen wir uns über die Gelbaugen hermachen?« Fleck hatte immer noch nicht aufgegeben.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, so sehr liebte Bubba die Waschbärenjagd nun auch wieder nicht. Dreckige schwarze Stinker waren sie, nichts weiter. Auch seine Jagdhündin Half Shell hatte ihre Probleme mit ihnen. Und Bubba hatte Angst vor Schlangen. Außerdem war
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