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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ist das ein Unterschied?«
    Mit einem unerwarteten Auflachen schüttelte der Preuße den Kopf. »Kein großer. Junge, wie heißt du?«
    »Toni.«
    »Gut, Toni. Sag, hast du heute schon Soldaten gesehen?«
    Das war wieder so eine gefährliche Frage. Toni war sich nach dem belauschten Gespräch klar darüber, dass sie über den Einmarsch der französischen Truppen Stillschweigen zu bewahren hatte. Sie konnte schließlich nicht die eigenen Leute verraten. Sie versuchte es mit einer Gegenfrage.
    »Meinen Sie Franzmänner oder solche wie Sie?«
    »Franzosen.«
    »Im Dorf habe ich keine gesehen.« Da sie nicht im Dorf selbst gewesen war, war das keine Lüge. Sie spann fröhlich weiter: »Aber die Männer bei uns reden davon, dass sie bald kommen. Die Mutter hat Angst, dass sie uns die Vorräte plündern.« Was der Wahrheit entsprach. »Darum bin ich ja losgezogen, um was zum Essen zu sammeln. Da, in dem Sack.« Je näher sie mit ihren Aussagen der Wahrheit kam, desto leichter flossen ihr die Worte von den Lippen, und desto treuherziger wurde ihr Blick.
    Der andere Mann zog auf ihre Geste hin den halb gefüllten Jutesack unter dem Busch vor und warf einen Blick hinein.
    »Möhren, ein paar Kartoffeln, Zwiebeln.«
    »Und jetzt noch Äpfel. Na gut, Toni. Ich will dir glauben. Versteckt eure Vorräte gut. Die Zeit wird hart werden.«
    »David«, unterbrach Nikolaus seinen Freund kurz und wies mit ausgestrecktem Arm auf einige sich bewegende Punkte. »Kavallerie! Ein Geplänkel.«
    »An der Saalefurt. Verflucht, Nikolaus, da sind unsere Leute. Also habe ich doch Recht gehabt. Sie sind hier.«
    Er warf Toni den Dolch vor die Füße und rannte zu seinem Pferd. Der andere Offizier folgte ihm, und ohne ihr einen weiteren Blick zu schenken, gaben sie ihren Tieren die Sporen.
    »Puh, Glück gehabt«, gratulierte sich Toni selbst, schob das Messer zurück in den Stiefel und sammelte ihre Beute auf. Es wurde Zeit, zum Lager zurückzugehen. Aber sie sah den jungen Offizieren eine Weile nach. Dieser Leutnant David hatte sie beeindruckt. Noch nie, glaubte sie, hatte sie einen so schönen Mann gesehen. Hätte sie ein wenig mehr Bildung gehabt, wäre ihr sicher die Idee gekommen, dass er den Namen David nicht zu Unrecht trug. Michelangelo hatte einem anderen jungen Mann ähnliche Züge verliehen.
     
    Um den Marketenderwagen war eine ansehnliche Zahl von Soldaten versammelt, die hungrig auf eine Portion Essen, was immer es war, warteten. Elisabeth hatte alle Hände voll zu tun und schenkte Toni nur einen ungeduldigen Blick.
    »Zwiebeln schälen, los.«
    Während der Arbeit überlegte Toni, wie sie das, was sie erfahren hatte, nutzbringend weitergeben konnte. Es einem der Soldaten zu melden, hatte wenig Sinn. Die Männer gehorchten Befehlen, sie marschierten dahin, wohin die Order sie schickte. Der eine oder andere Unteroffizier mochte sich zwar Gedanken zur Lage machen, hatte aber wenig Entscheidungsfreiheit. Die Offiziere hingegen kamen nur in Ausnahmefällen mal zu den Marketendern. Eine Lösung fand sich, als Jupp und Franz, beide schlammbespritzt, aber mit strahlenden Gesichtern, bei Elisabeth eintrafen.
    »Wir haben sie über die Saale zurückgetrieben«, grinste Franz und hatte augenblicklich eine begeisterte Zuhörerschaft. Jupp, der schweigsamere von beiden, ließ sich von Toni eine Schale Kartoffelbrei geben, während sein Bruder von dem Zwischenfall mit den Preußen berichtete.
    »Warum seid ihr nicht dort, Jupp? Müsstet ihr nicht bei eurer Gruppe bleiben?«
    »Wir Aufklärer mussten in Lobenstein beim Offizierskorps Bericht erstatten.«
    »Ist Colonel Renardet auch dort?«
    »Ja, sicher.«
    »Ich muss ihn sprechen. Kannst du mich zu ihm bringen?«
    »Was willst du denn mit dem Colonel besprechen, Toni? Die Offiziere haben Wichtigeres zu tun, als sich die Schwätzereien eines Trossbuben anzuhören.«
    »Ich denke, ich habe etwas, das er wissen sollte. Ich habe heute zufällig zwei preußische Offiziere getroffen.«
    »Toni!« Entsetzt sah ihr älterer Bruder sie an.
    »Keine Angst, sie hielten mich für einen hiesigen Bauernlümmel.« Sie erzählte ihm kurz, wie es zu dem Treffen kam, und er stimmte zu, sie später mitzunehmen.
    Es war schon dämmerig, als sie sich hinter Jupp in den Sattel schwang. Zu Pferd war der Weg ins Hauptquartier schnell zurückgelegt. Es war lediglich die Avantgarde des Korps Murat, die sich den Übergang über die Saale erkämpft hatte, die Masse der Truppe hielt sich auf dieser Seite auf, denn immer

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