Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
Stand, mit Sicherheit nicht in einem widrigen Zustand.«
»Du kennst es?«
»Elisa verkehrt mit den Hirzens. Ich beleitete sie einige Male. Es gibt einen schönen alten Garten hinten heraus.«
»Der indische Musselin könnte auch aus alten Lagerbeständen stammen.«
»Glaubst du das? Bis noch vor einem halben Jahr trugen die Töchter aufgebesserte Kleider ihrer Mutter, jetzt plötzlich ist das Geld zum Renovieren des Hauses da.«
Über Kormanns klares, männliches Gesicht huschte ein zufriedenes Lächeln. »Ich werde mich darum kümmern. Wenn wir Schmuggelware finden...«
»... könnte er zum Verkauf gezwungen werden.« Charlotte stand auf, ohne sich ihrer Nacktheit zu schämen, und hüllte sich in ein dünnes, seidenes Negligé. Dann ging sie mit einem weichen Wiegen ihrer Hüften zum Fenster hin und legte Kay Friedrich die Hände von hinten auf die Schultern, um sie leicht zu massieren. »Du warst verstimmt, als du vorhin nach Hause kamst. Gab es Ärger?«
»Den üblichen. Nichts, was dich betrifft, Chérie.« Sie schwieg darauf und verstärkte lediglich ihre Massage. Er ließ es sich eine Zeit lang unbeweglich gefallen und sagte dann plötzlich: »Diese alten Granitköpfe vom Domkapitel haben die Eingabe mal wieder blockiert. Dein Karl Ludwig wird nicht glücklich sein darüber.«
»Er ist nicht mein Karl Ludwig, Liebster, das weißt du.«
»Herzchen, ich kenne dich. Aber lassen wir das. Der Dom wird nicht abgerissen. Die Bauunternehmer der Stadt werden sich ihre Steine anderweitig besorgen müssen. Bedauerlich, es wird einige Bauvorhaben teurer werden lassen.«
»Sollte er abgerissen werden?«
»Sicher. Diese morsche Ruine nimmt nur Platz weg. Sie ist so baufällig, dass man sich ihr ohne Gefahr zu laufen, von einer herabstürzenden Fiale getroffen zu werden, nicht auf fünfzig Schritt nähern kann. Geld für die Instandhaltung gibt es nicht, an einen Weiterbau ist nicht zu denken, aber als Steinbruch wäre der Bau einiges Wert. Doch wie gesagt – es gibt eine Clique von idealistischen Tagträumern und verknöcherten Traditionalisten, die dagegen sind.«
»Mit denen sollte man fertig werden.«
»Dachte ich. Aber Waldegg und Konsorten haben Einfluss auf den Bischof und auf den Bürgermeister und einige andere. Dennoch, ich werde schon einen Weg finden.«
»Sicher, Frédéric. Ich bewundere deine Art, Probleme zu lösen.« Sinnend streichelte Charlotte jetzt seine Brust und bemerkte, wie sich eine Gänsehaut dort bildete, wo ihre Fingernägel ihre leichten Spuren hinterließen. »Waldegg, sagst du? Dessen Frau diesen Wohltätigkeitsverein gegründet hat?«
»Mhm. Kennst du sie auch?«
»Sicher. Sie kam sogar zu uns mit ihrer wirren Idee. Karl Ludwig ist ja ihr Vetter. Sie wollte Elisa und mich beschwatzen, bei dem Kränzchen mitzumachen. Aber sie hat sich nur eine kühle Abfuhr geholt. Himmel, sich um die kleinen Schlampen zu kümmern, sieht ihr ähnlich«, entfuhr es Charlotte, die es mit großem Geschick geschafft hatte, jegliche störende Erinnerung an ihre Herkunft zu vergessen. Indes, sie kannte Elena wirklich recht gut, und so träufelte sie denn eine kleine giftige Bemerkung in das geneigte Ohr ihres Geliebten. »Sie haben sogar so ein hergelaufenes Gossenmädchen in ihr Haus aufgenommen und versuchen, es auf junge Dame zu dressieren. Ein delikates Experiment, will mir scheinen.«
»Das heißt, die Wohltätigkeit zu weit zu führen. Oder gibt es Anzeichen dafür, dass dieses Kind familiäre Verbindungen zu einem von ihnen hat?«
»Ich könnte mich umhören. Würde es dir etwas nützen?«
»Alles nützt mir, was ich gegen Waldegg und seine starrköpfigen Gefolgsleute einsetzen kann.« Er zog sie zu sich auf den Schoß und streifte ihr die dünne Seide von den Schultern. Genießerisch hob er ihre Büste in seinen Händen an und spielte mit ihren Brustwarzen. »Du bist sehr nützlich für einen Mann.«
Sie stöhnte leise und bewegte ihre Hüften aufreizend.
»In welcher Hinsicht, Frédéric?«
»In vielerlei, Chérie.«
Sie gab sich der Freunde an seinen Liebkosungen hin, die nun erheblich zärtlicher und raffinierte ausfielen als zuvor. Doch selbst im höchsten Sinnentaumel verlor sie ihr Ziel nicht aus den Augen. Die Zeit drängte, und es wäre gut, wenn ihr Vorhaben an diesem Nachmittag zu einem Abschluss käme. Seit zweieinhalb Monaten war sie schwanger. Was sie nicht wusste, war, wer diesen Zustand zu verantworten hatte. Denn nicht nur Kay Friedrich, sondern auch Elisas Gemahl, Karl
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