Kreuzfeuer
gelang sogar ein grimmiges Lächeln. Theodomirs Hetzreden kannten sie zur Genüge.
»Doch jetzt ist der Wahnsinnige einen Schritt weiter gegangen. Er hat sich dazu entschlossen, uns nicht mehr nur mit Worten, sondern mit Waffengewalt anzugreifen.«
Breites Grinsen zog über die Gesichter einiger Kadetten.
Während ihres letzten Ausbildungszyklus’ hatten die meisten von ihnen an Angriffen auf schlecht ausgebildete, beinahe wehrlose Einheiten Theodomirs teilgenommen.
Khorea deutete ihr Grinsen richtig.
»Am heutigen Abend werdet ihr zu vollwertigen Jann. Und dann werdet ihr hinausziehen gegen Theodomirs Armeen.
Lasst euch jedoch eines gesagt sein: Es handelt sich mitnichten um den Pöbel, den ihr bereits kennen gelernt habt.
Theodomir hat erfahrene Söldner angeheuert. Männer, die das Töten in den Reihen der geldgierigen Truppen des Imperators der Inneren Welten von der Pike auf erlernt haben.«
Khorea spuckte nachdrücklich vor sich auf den Boden.
»Söldner. Aber ein Söldner kann kämpfen, auch wenn er eine niederträchtige Sache vertritt. Das ist die Prüfung, der ihr ins Auge blicken müsst, ihr künftigen Jann.
In diesem Augenblick ist Theodomir, der Falsche Prophet, dabei, eine Armee gegen unsere friedliebenden Planeten auszurüsten. Eine Armee, die nicht glaubt. Eine Armee, die alles daran setzen wird, zu siegen und den Wahren Glauben des Talamein – und damit auch uns, seine Diener – restlos auszulöschen. Sollten sie gewinnen, dann wird es so sein, als hätten wir niemals existiert.
So sagt mir denn, ihr zukünftigen Jann … um dieses Schicksal von uns fernzuhalten, ist es nicht wert, dafür zu sterben? Den Tod zu erleiden – meinen Tod, euren Tod, den Tod eines jeden einzelnen in diesem Saal?«
Stille. Dann erhob sich ein Kadett. Khorea betrachtete ihn voller Stolz, als der junge Bursche aus voller Kehle brüllte:
»Tod! Lang lebe der Tod!«
Dann heulten die Kadetten los. Es klang wie das lang gezogene, wütende Heulen von Raubtieren auf der Jagd.
Sten wirbelte den Schmelzanker zweimal um den Kopf und schleuderte ihn dann hinauf. Das Seil, das vor seinen Füßen aufgerollt war, entschwand im alles verschluckenden Schneetreiben; und dann traf der Haken zwanzig Meter weiter oben auf die Außenhülle der Zitadelle und schmolz sich sofort an dem Material fest.
Sten zog prüfend am Seil. Bombenfest. Wie eine Katze kletterte er an der Außenwand des Oktopus hinauf, wobei er den Körper in einem Winkel von fast 90 Grad von der leicht gewölbten Oberfläche hielt.
Als er den Haken erreichte, klammerte er sich daran fest und schleuderte einen zweiten weiter hinauf. Trotz der Krampen an seinen Sohlen wäre er beinahe ausgerutscht und abgestürzt, bevor der Haken traf, an der Hülle entlangrutschte und sich festschmolz.
Sten stemmte sich gegen das Seil und machte sich an die zweite Etappe der Ersteigung des Jann-Heiligtums.
Unter ihm begannen Alex, Kurshayne und Ffillips’ Kommandotrupps damit, wie die Eisfliegen an der unheimlichen Krümmung des Oktopuskörpers emporzuklettern. Die Schmelzanker, Handschuhe und Stiefel fanden jeden noch so winzigen, aber hilfreichen Vorsprung in der glatten Oberfläche.
Sten erreichte die Wettermembran als erster. Er spähte durch den roten Schimmer in die darunterliegende Kapelle.
Sie war verlassen. Alex kam direkt nach ihm an und klopfte ihm gegen den Stiefel.
Sten langte nach hinten; Alex, der jetzt auch vor Anstrengung schnaufte, legte ihm die Haftladung in den Handschuh. Sten warf einen kurzen Blick auf das Päckchen, dankte den Wunderkindern erneut, leckte an der Ladung, wobei ihm fast die Zunge angefroren wäre, und warf sie auf die »atmende« Membran. Im gleichen Moment ließ er sich auch wieder am Seil hinabgleiten.
Die Ladung verschmolz mit der Membran, glühte auf, und die gesamte Membran fing langsam zu schmelzen an. Sie schälte sich nach außen, rollte sich auf, und so entstand ein Leck, das direkt ins Herz der Jann-Zitadelle führte.
Sten ließ sich von Alex noch einen Klammerhaken reichen, verankerte ihn am Rand des Lochs und spulte das dünne Seil ab, bis es den Boden der Kapelle erreichte.
Dann ließ er sich Hand über Hand in die Zitadelle hinab.
Alex, Kurshayne und Ffillips’ Leute folgten ihm. Unten angekommen, schwärmten sie sofort in der Kapelle aus, suchten nach eventuellen Eindringlingen und stellten zur Sicherheit einen Wachtposten auf.
Sten stand in der Mitte des Raums. Das Ambiente war wirklich beeindruckend. Sten
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