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Kreuzfeuer

Titel: Kreuzfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
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den glühenden Ruinen der Zitadelle und ihren Träumen von Tod und Ehre noch einmal hell auf.

 
Kapitel 19
     
    Die Ärzte beugten sich über die sich windenden, blutegelartigen Kreaturen und warteten darauf, dass sie ihre starke Droge in die Venen von Ingild dem Propheten schossen. Die Tiere waren die perfekten Parasiten für einen Süchtigen: Lebewesen, die ein paar Kalorien in Euphorie verwandelten. Ingild winkte den Ärzten ungeduldig zu, die daraufhin die kleinen knollenartigen Monstren von seiner Haut lösten.
    Ingild setzte sich auf und gab seinen Leuten zu verstehen, dass sie sich rasch zu entfernen hatten. Die Ärzte gingen hinaus, ohne sich groß mit den gewohnten rituellen Verbeugungen und Ehrenbezeugungen aufzuhalten. Der »Falsche Prophet«, wie Theodomir ihn nennen würde, stand kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Er blickte die Wachen in seinem Thronsaal an und wartete darauf, dass sich der Effekt der Ego-Droge einstellte.
    Etwas mehr als die Hälfte der Wachen im Thronsaal waren schwarzuniformierte Jann. Ingild kämpfte gegen seine instinktive Paranoia an, obwohl er wusste, dass diese Psychose gerade jetzt nicht fehl am Platze und sogar recht gesund war. Ihm fiel auf, dass die Jann-Wachen mehr daran interessiert schienen, ihn zu beobachten, als ihn vor möglichen Attentätern zu beschützen. Bei den restlichen Wachen handelte es sich um Angehörige aus Ingilds eigener Familie, was ihn zumindest ein wenig beruhigte. Er schob rasch den Gedanken beiseite, dass die Jann diese Leute ebenso gut unterwandert oder bestochen haben konnten.
    Jetzt entfaltete die symbiotische Droge ihre volle Wirkung, und er spürte die Woge der Erleichterung.
    Er war Ingild, ihm allein schuldeten alle anderen Demut und Respekt.
    Wie sein Gegenspieler Theodomir war Ingild ein Mann mittleren Alters, der noch nicht weit über hundert Jahre zählte. Doch im Gegensatz zu Theodomir sah er aus, als hätte er das Ende seiner Lebenszeit schon bald erreicht.
    Ingild war runzelig, seine Haut fleckig und spröde. Sein Schädel war fast kahl, nur an den Seiten hingen ungesund aussehende Haarsträhnen herab.
    Ein reisender Medic hatte ihm vor vielen Jahren den Grund für sein anstößiges Äußeres genannt. Der Arzt hatte diagnostiziert, dass Ingilds tiefsitzende Ängste den Segnungen der modernen Langlebigkeitsdrogen entgegenwirkten.
    Für diese Diagnose hatte Ingild ihn hinrichten lassen; die Computerdiagnose hatte er sich jedoch aufgehoben und sie mehrere Tage lang intensiv studiert.
    Als sich ihm jetzt ein Jann-Wächter näherte, verspürte Ingild trotz dessen korrekten militärischen Verhaltens einen tiefsitzenden Abscheu.
    »Was gibt es?« fragte Ingild.
    »General Khorea«, setzte der Wächter an.
    Ingild drängte die Welle der Angst weit weg und nickte dem Wächter zu. Khorea trat ein, deutete eine leichte Verbeugung an und kam direkt auf die Throncouch zu.
    Nach einem weiteren Schub der Ego-Droge empörte sich Ingild innerlich über Khoreas Auftreten. Nach dem Debakel in der Zitadelle hatte er es nicht einmal für nötig befunden, sich umzuziehen. Die Uniform war zerrissen, und auf einzelnen Stellen nackter Haut waren Streifen getrockneten Blutes zu erkennen.
    Khorea nahm vor Ingild Haltung an und salutierte knapp, aber respektvoll. Ingild nickte huldvoll. Dann warf Khorea den Wächtern einen kurzen Blick zu, und zu Ingilds Entsetzen entfernten sie sich alle auf ein Zeichen des Generals hin.
    Als der letzte Mann hinausgegangen war, setzte sich Khorea auf die Kante von Ingilds Couch. Fast hätte Ingild wütend losgebrüllt. Statt dessen lächelte er Khorea an und tätschelte ihm väterlich den Arm.
    »Ah, endlich, mein General«, sagte er. »Endlich sind Sie zu mir zurückgekommen. Ich habe für Ihre Sicherheit gebetet.«
    Khorea machte eine ungeduldige Bewegung. »Hören Sie mir genau zu. Ich habe eine Ansprache vorbereitet. Sie wird den Schaden, der auf der Zitadelle angerichtet wurde, begrenzen.
    Unterm Strich besagt sie, dass wir einen feige ausgeführten Angriff aus dem Hinterhalt abgewehrt haben. Wir haben die Feinde davongejagt und viele von ihnen getötet.«
    »Aber«, protestierte Ingild, »Ihr Bericht …«
    »Vergessen Sie meinen Bericht«, schnitt ihm Khorea das Wort ab. »Der war für meine Offiziere gedacht.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Und für Sie.«
    Ingild schluckte seine Empörung hinunter.
    »Die Verluste unter den Kadetten müssen wir natürlich betonen. Schließlich waren es fast noch

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