Kreuzfeuer
Verletzten, die es in jedem industriellen Zentrum gab.
Keiner von ihnen war bewaffnet.
Für Mathias und seine Gefährten spielte das keine Rolle.
Die Patienten starben, noch während sie erschrocken Schutz unter ihren Betten suchten.
Von oben, von den im Tiefflug angreifenden Bhor-Schiffen aus gesehen, die immer wieder kehrtmachten und erneut über den Komplex jagten und auf alles schossen, was einer schwarzen Uniform glich, war der Raumhafen von Urich das reinste Chaos. Überall stiegen Rauch- und Flammensäulen empor, ganze Gebäudeteile zerbarsten in pilzförmigen Explosionen und Truppen rannten schutzsuchend durcheinander. Der Angriff ließ sich sehr gut an.
»Sehr schön«, sagte Kurshayne.
Das waren sie allerdings. Stens, Alex’ und Kurshaynes Ziel war das Designerzentrum der Jann, insbesondere die leistungsfähigen Designcomputer im Kellergeschoß des Gebäudes.
Doch in den Kabinen der Designer hingen überall Skizzen und Modelle. Einige von ihnen, das sah Sten sofort, mussten von Leuten entworfen worden sein, die die klare, geschwungene Schönheit interstellarer Raumschiffe wirklich liebten.
Na und? Sten zog den Stift aus einem Zwanzig-Sekunden-Timer, und Elektrizität pulsierte durch das unentwirrbare Knäuel, das Detonatoren und Zündkabel auf dem Fußboden des Gebäudes bildeten.
Kurshayne betrachtete noch immer fasziniert eines der Schiffsmodelle.
Sten schnappte sich das Modell und stopfte es tief in den mittlerweile fast leeren Rucksack des Mannes. »Los jetzt, Mann, oder willst du mit in die Umlaufbahn gepustet werden?«
Als die drei Männer im Laufschritt aus dem Gebäude rannten, grummelten unter ihnen die Detonationen, dann gab es einen lauteren Knall, und das ganze Zentrum stürzte in seinen eigenen Keller hinab.
Nein, entschied Ffillips. Kein Mensch, nicht einmal ein Jann, sollte so sterben müssen.
Sie und drei ihrer Kommandoteams kauerten hinter einem zerschossenen Gebäude. Auf der anderen Seite des Platzes vor ihnen lag eine Schützenlinie der Jann. Direkt über den Jann hing ein riesiger Treibstofftank.
Zwischen den beiden Kampftruppen lag einer von Ffillips’ Leuten verwundet mitten auf dem Platz.
»Bergung!« rief einer von Ffillips’ Männern und sprintete auf den Platz hinaus. Ein Jann kam in aller Ruhe aus seiner Deckung, zielte und jagte dem zu Hilfe Eilenden einen Schuss durch die Brust. Dann drehte er sich ein wenig und erschoss den Verwundeten.
Worauf Ffillips rasch ihre Meinung änderte und einen Schuss nach dem anderen auf den Tank über den Jann abfeuerte. Flüssiges Feuer verwandelte die schwarzuniformierten Killer in tanzende Marionetten des Todes.
»Alle Einheiten der ersten Welle aufgehalten, General«, sagte der Jann.
»Danke, Sigfehr«, erwiderte Khorea und beobachtete seinen Monitor, der die Kampfhandlungen zeigte. »Sehr gut, sehr gut. Meine erste Welle hat die Söldner aufgehalten.
Jetzt wird meine zweite Welle ihre Reihen durchbrechen, und die dritte Welle wird sie auslöschen.«
Er war neugierig darauf, welche Absichten der Anführer der Söldner möglicherweise verfolgte, denn noch immer konnte er hinter dem selbstmörderischen Überfall keine logische Strategie erkennen.
Damit auch wirklich nichts schief gehen konnte, waren die Sprengladungen auf der Atherston gleich vierfach mit Zündern versehen worden. Tatsächlich hatte die herbe Bruchlandung zwei von ihnen funktionsuntüchtig gemacht.
Aber noch zwei weitere tickten in ihren winzigen Molekularzerfall-Timern.
Mutige Jann-Soldaten besetzten erneut die verwaisten Luftabwehrstellungen, und langsam erwachten die Waffennester zu neuem Leben. Plötzlich hing das Leben eines Bhor davon ab, ob es ihm gelang, sein Schiff höher als nur über die Gebäude des Raumhafens steigen zu lassen.
Das Kommandoteam pirschte sich immer weiter an sein Ziel heran und hielt sich dabei stets im Verborgenen. Gerade als die Männer ins Freie hinausliefen, verfehlte eine Jann-Rakete ihr eigentliches Ziel – ein Bhor-Schiff – in dem Wirrwarr, der am Boden herrschte, und schlug in ein Gebäude ein.
Alles, was die Mitglieder des Teams wohl noch gehört hatten, war die Explosion der Rakete, und dann das Knirschen und Grollen, mit dem das zehnstöckige Gebäude über ihnen zusammenstürzte.
Ihr Ziel wurde nicht zerstört, und noch Jahre später fragten sich ihre Freunde bei einigen Narkobieren, was damals wohl passiert war.
Auch die zweite Welle der Jann ging, wie Khorea beobachtete, sehr
Weitere Kostenlose Bücher