Kreuzfeuer
Interesse.
Stens Plan hatte besser funktioniert, als er es für möglich gehalten hätte.
Sten hatte seine Aufgabe sogar viel zu gut erledigt. Wie Parral die Sache einschätzte, war der Krieg damit beendet.
Jetzt bedurfte es nur noch eines letzten Vernichtungsschlags; und um den würde sich Parral selbst kümmern.
Er wechselte den Kanal und stand jetzt mit seinen Transportern in Verbindung, die in einiger Entfernung von Urich im All standen. »Hier ist Parral. Alle Schiffe verlassen ihre Umlaufbahn. Ich wiederhole: Alle Schiffe verlassen ihre Umlaufbahn. Navigatoren: Kurs auf Heimat nehmen.
Das ist alles.«
Selbstverständlich legte keiner von Parrals Raumschiffkommandanten Protest ein. Dazu waren sie viel zu gut ausgebildet. Und als die Schiffe auf Parrals Vid-Schirm den Rückflug antraten, tat es dem Handelsfürsten fast leid, dass er kein Aufnahmegerät auf der Planetenoberfläche hatte, um Stens letzte Sekunden mitzuerleben.
Er war sicher, dass sie schrecklich heroisch sein würden.
Kapitel 36
Sten wischte sich ein Stück geschmolzenes Plastik von den Knien und kam unsicher auf die Füße. Alex grinste einen von der anderen Seite des Kraters benommen herüberstarrenden Otho an. »Hat das nicht prima gerummst, alter Junge?« fragte Alex stolz. »Wenn das nicht die tollste Explosion war, die ich je gelegt habe! Ein Klassiker!«
Sten nickte mitgenommen und drehte sich um, als Egan in den Krater stolperte, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. »Colonel!« rief der Junge. »Sie haben uns im Stich gelassen!«
Sten blickte ihn fassungslos an.
»Wir sitzen hier fest! Sie haben uns im Stich gelassen!«
Dann war Alex bei ihm und schüttelte ihn, nicht gerade besonders sanft.
»So macht man keine Meldung, Soldat!« rügte er ihn.
»Hast du vergessen, was man als Soldat zu tun hat?«
Egan riss sich mühsam wieder zusammen. »Colonel Sten«, sagte er dann mit zitternder Stimme, doch so formell, wie es ihm möglich war. »Meine Computertruppe meldet Abbruch der Verbindung mit Parrals Frachtern. Alles weist darauf hin, dass die Abholschiffe aus ihren Umlaufbahnen verschwunden sind.«
Dann ging es wieder mit Egan durch: »Sie lassen uns hier einfach verrecken!«
Kapitel 37
»Was halten Sie davon?« Unverhohlener Stolz schwang in Tanz Sullamoras Stimme mit.
›Verdammt höflich‹, dachte der Imperator. »Quark«, sagte er dann klar und unmissverständlich.
Sullamora fiel beinahe das Gesicht herunter.
Das Gemälde war – wie alle anderen auch – in einem Stil gehalten, den der Imperator wohl als »sowjetischheroisch«
bezeichnet hätte. Es zeigte einen hochgewachsenen, muskelbepackten jungen Mann mit dunklem Haar und leuchtend blauen Augen. Vor allem die Muskeln waren sehr gut herausgearbeitet. Der junge Mann war mit einem Gewehr bewaffnet, das, wie der Imperator befand, wohl ein frühes Modell der Willygun darstellen sollte, mit dessen Hilfe er sich eine bunt gemischte, völlig durchgedrehte Horde Fanatiker mit menschlichen und nichtmenschlichen Gesichtszügen vom Leibe hielt.
Die Galerie selbst war sehr beeindruckend. Das Gebäude erstreckte sich fast über einen ganzen Kilometer und beherbergte Sullamora zufolge die größte und wertvollste Sammlung zeitgenössischer Kunst im ganzen Imperium.
Nicht nur hinsichtlich der dargestellten Themen, auch was Leinwände und Rahmen betraf, hatte man nur allerschwersten Stoff ausgesucht. Gemalt wurde vornehmlich im superrealistischen Stil, dem momentan letzten Schrei in der Kunstszene, und zwar mit High-Viscosity-Farbe, deren Farbschattierungen sich je nach dem Blickwinkel des Betrachters veränderten. Die Farbe blieb zwar die gleiche, doch der Ton verschob sich leicht. Als »Pinsel« benutzte der Künstler ein Lasergerät.
Jedes Gemälde, das der Imperator bisher betrachtet hatte, stellte einen heroischen Augenblick aus der Geschichte des Imperiums dar.
Und sie waren alle dermaßen realistisch, dass sich ein Zyniker wie der Imperator fragte, warum sich überhaupt noch jemand mit dem Pinsel abplagte und man nicht gleich mit einer Fotorekonstruktion aus dem Computer vorlieb nahm.
Da Sullamora noch immer unter Schock stand, beschloss der Imperator, sein Urteil etwas zu differenzieren. »Es ist abgrundtief scheußlich. Ein Vid-Comic, wie alles andere in dieser Galerie auch. Wo ist nur die gute alte abstrakte Kunst geblieben?«
Sullamora leitete eines der größten Unternehmen, die mit Duldung des Imperiums operierten, ein Konglomerat, das
Weitere Kostenlose Bücher