Kreuzfeuer
im wesentlichen ein vertikal strukturiertes Subimperium zur Erforschung, Entwicklung und Ausbeutung ertragreicher Minen darstellte. Sullamora war sehr erfolgreich, sehr reich und sehr proimperial.
Sein privater Geschmack erstreckte sich von solch schrecklichen Kunstwerken, wie sie der Imperator gerade betrachtete, bis hin zu vorpubertären Mädchen, die er am liebsten im Zweierpack genoss. Seine Gesinnung und sein Geschäftssinn hatten ihm dazu geraten, den Imperator zur Eröffnung der Galerie einzuladen, und deshalb sah er jetzt auch aus wie ein Bernhardiner, der gerade entdeckt hat, dass sein Schnapsfäßchen leer ist.
Es gelang Sullamora mehr schlecht als recht, seine erste Reaktion zu überspielen und auch seinen zweiten Impuls, nämlich dem Imperator mitzuteilen, dass er ein altmodischer Meckersack ohne jeden Sinn für moderne Kunst sei, zu unterdrücken.
Statt dessen wich er einen Schritt von dem muskulösen Mittdreißiger, dem Beherrscher unvorstellbar vieler Sonnensysteme, zurück. Das war sein erster Fehler. Dann fing er an zu jammern, was sein zweiter Fehler war. Der Ewige Imperator schätzte nichts mehr als ein schönes Streitgespräch, und er verachtete nichts mehr als Speichellecker und Jasager.
»Aber … ich dachte, es würde Sie erfreuen«, wagte Sullamora noch einen Vorstoß. »Erkennen Sie es denn nicht?«
Der Imperator betrachtete das Gemälde erneut. Die Gestalt kam ihm irgendwie bekannt vor. Das Dargestellte weniger.
»Nein, was denn?«
»Das sind doch Sie«, sagte Sullamora. »Als Sie in der Schlacht bei den Toren die Entscheidung herbeiriefen.«
Jetzt erkannte sich der Ewige Imperator. Die Darstellung war vielleicht ein bisschen geschmeichelt – obwohl er sich für einigermaßen gutaussehend hielt – und eindeutig heldenhafter, als er sich vorkam. Aber die Schlacht bei den Toren, das brachte ihn nun wirklich aus der Fassung.
»Welche Schlacht?«
»In den frühen Tagen Ihrer Regierungszeit.«
Und dann, ganz plötzlich, erinnerte sich der Ewige Imperator. Sein dröhnendes Gelächter erfüllte die gähnend leere Galerie. »Glauben Sie wirklich, ich hätte so etwas getan?« keuchte er dann und zeigte auf die gezückte Kugelspritze und die kreischenden Horden.
»Es ist alles fein säuberlich dokumentiert«, wehrte sich Sullamora. »Sie waren es, der sich bis zuletzt dem Großen Aufstand vor siebenhundert Jahren entgegenwarf.«
»Wollen Sie mich zum Narren halten, Mann?« fuhr ihn der Imperator an. »Glauben Sie wirklich, ich hätte mich mit einem Gewehr an einer so exponierten Stelle aufgebaut, als plötzlich die Hölle über uns zusammenschlug?«
»Aber die Legende …«
»Die Legende, so ein Quatsch!« unterbrach ihn der Imperator schroff. »Sie sollten wissen, dass man sich einen Mann mit einem Gewehr jederzeit kaufen kann. Ach was, Sullamora, das bin nicht ich. Während des Großen Aufstands war ich der erste, der sich hinter die Linien zurückzog – mit dem Kopfgeld.«
»Dem Kopfgeld?«
»Klar. Als erstes habe ich ein Kopfgeld auf die Rädelsführer des Aufstands ausgesetzt.
Da auch die Aufständler gute Kapitalisten waren, haben sie ihre eigenen Anführer verraten.« Er lächelte bei der Erinnerung daran. »Es war schauderhaft«, sagte er. »Überall Blut.«
»Was haben Sie denn mit den Rebellen angestellt?« platzte es ungewollt aus Sullamora heraus.
»Was denken Sie denn?«
Sullamora dachte kurz darüber nach und lächelte dann. Er hatte die Lösung gefunden: »Alle hingerichtet?«
Der Ewige Imperator lachte wieder. Sullamora erschauerte. Allmählich wurde ihm dieses höhnische Gelächter des Imperators zuwider. Obwohl er wusste, dass es sich nicht gegen ihn persönlich richtete, bekam er bei dem Gedanken daran, dass der Imperator damit den Zustand der gesamten Menschheit meinen könnte, eine ausgewachsene Gänsehaut.
Dabei lag er mit seiner Vermutung nicht einmal so falsch.
»Nein«, antwortete der Imperator dann. »Ich habe sie angeheuert. Bei doppeltem Sold. Heute gehören sie, abgesehen von der Imperialen Garde, zu meinen treuesten Kämpfern.«
Sullamora versuchte, sich diese abstruse Logik einzuprägen. Vielleicht würde ihm die Erkenntnis eines Tages von Nutzen sein. Aber nein, es würde nie hinhauen.
Wie konnte man jemals den Männern vertrauen, die versucht hatten, einen umzubringen? Es war besser, sie sofort zu vernichteten.
Mit neuerlicher Geringschätzung blickte er den Ewigen Imperator an.
»Haben Sie etwas Ordentliches zu trinken hier?« fragte ihn
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