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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Klaus, aber es war eindeutig nicht gut.
    Seifferheld wägte die Übel ab. Und kam zu einer Entscheidung.
    »Das war meine neue Freundin«, log er.
    Klaus strahlte und rutschte wieder näher. »Mann, Alter! Ich freue mich für dich!«
    Seifferheld schämte sich. Einen guten Freund so zu täuschen. Und so zu tun, als sei das mit Marianne und ihm schon ausgemachte Sache. Am liebsten hätte er zur Handtasche gegriffen und sie sich gegen die Stirn geschlagen.
    Aber die Trenchcoatträgerin sah wirklich verdammt giftig aus.
Auftritt: Der Hundinator
    Na toll, das hatte ihm gerade noch gefehlt!
    Ein Schreiben vom Ordnungsamt. Der Dobermannbesitzer hatte Anzeige erstattet.
Sehr geehrter Herr Seifferheld,
    bla, bla, bla … kam zur Anzeige durch Polizeiobermeister Haspinger, dessen Dobermann Pascha von Ihrem Hund Aeonis unprovoziert angegriffen und so schwer verletzt wurde, dass Polizeihund Pascha für zehn Tage arbeitsunfähig geschrieben werden musste … bla, bla, bal … Weisen wir Sie darauf hin, dass Ihr Hund Aeonis nunmehr als Gefahrhund eingestuft wurde … bla, bla … Sie haben ihn künftig mit Maulkorb an der Leine auszuführen … darf nur von Personen mit Berechtigung zum Führen eines gefährlichen Hundes nach Paragraph zehn Absatz sieben des Gefahrhundegesetzes ausgeführt werden … bla … Die Hundesteuer wird auf eintausend Euro jährlich heraufgestuft … bla, bla, bla … Sie können bis zum … Widerspruch einlegen.
    Mit freundlichen Grüßen
    »Unglaublich!«, rief Seifferheld und warf den Wisch auf den Küchentisch.
    »Was ist los?«, fragte sein Harem unisono.
    Es war Samstag.
    Samstags und sonntags gab es für Seifferheld und Onis kein Entrinnen: Man frühstückte im Kreis der Familie und damit basta.
    Karina schnupperte an ihrem Bio-Brot, das immer unglaublich schnell schimmelte. Nur echt mit dem Flaum, wie Susanne zu lästern pflegte. Dann nickte Karina und schnitt sich eine Scheibe ab. »Ärger mit der Stadt. Kenne ich zur Genüge. Hab ich gleich am Briefkopf erkannt.«
    »Wie? Ärger?« Susanne klang besorgt. In ihrer Stellung konnte sie sich keinen Ärger erlauben. Sie stand kurz vor der Beförderung, das durfte ihr die liebe Familie nicht vermasseln. Karina war ja schon schlimm genug. Aber jetzt auch noch ihr eigener Vater? Abrupt wurde sie von Visionen heimgesucht, wie ihr unbekleideter Erzeuger sich an einen öffentlichen Platz gekettet hatte. Von Karinas Peta-Aktion wusste sie noch gar nichts, sonst hätten sich auch Kunstblut und Frischhaltefolie in ihre Vision geschlichen. »Was hast du getan?«
    »Nichts!« Seifferheld goss sich wütend Kaffee ein. Natürlich schwappte der Kaffee über.
    »Also wirklich, Siggi!« Irmi holte einen Wischlappen.
    Karina angelte sich den Brief und las ihn laut vor. »Oha, Onis hat einen Polizeihund verprügelt.«
    »Wie bitte?« Susanne wurde aschfahl. »Angriff auf einen Ordnungshüter?«
    »Ich bin auch Ordnungshüter«, bellte Seifferheld. »Das hätte es früher nicht gegeben, dass man unter Kollegen nicht miteinander spricht, sondern gleich schwere Geschütze auffährt. Ja, wo sind wir denn!«
    Er schlug auf die Tischplatte.
    Karina hatte es kommen sehen und ihren Biomalzkaffee angehoben, aber aus den Tassen von Susanne und Irmi schwappte es reichlich.
    »Siegfried, jetzt reicht es aber.« Irmi wurde noch strengerals sonst. »Wir wussten doch alle, dass dieser Tag kommen würde.«
    »Wie bitte?« Seifferheld stand kurz davor, seine eigene Schwester zu schlagen.
    Hund Onis lag unter dem Tisch und hob eine Augenbraue. Er spürte, dass es um ihn ging, war sich aber keiner Schuld bewusst.
    »Darf ich dich daran erinnern, dass Onis letztes Jahr bei unserem Osterspaziergang rund um den Einkorn ein Huhn gefangen hat«, giftete Irmgard.
    »Das war ein singuläres Ereignis«, brüllte Seifferheld.
    »Er hat das Huhn mit den Vorderpfoten auf den Bauch gedrückt und dann mit der Schnauze eine Schwanzfeder nach der anderen ausgerissen.«
    Seifferheld brummte. Es ließ sich nicht leugnen.
    »Das hast du getan, du schlimmer Finger?« Karina beugte sich unter den Tisch und kraulte Onis über der Stirn, wie er es so gern hatte. Er schnurrte aber nicht, dazu lag zu viel Elektrizität in der Luft.
    »Du hast dem Bauern fünfundzwanzig Euro gegeben, damit die Sache aus der Welt geschafft ist«, rief Irmi ihrem Bruder in Erinnerung. »Ein teures Huhn, ich muss schon sagen.«
    »Onis war noch jung. Und das Huhn hat es ja überlebt.« Seifferheld ging in die Defensive.
    Susanne

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