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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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angrenzende Hecke brach. Ihr Wagen kam erst im Zierteich eines Einfamilienhauses zum Stehen. Es entstand ein Sachschaden von 30 000 Euro. Die Polizei sucht Zeugen, vorzugsweise mit Fußballerfahrung.
Im Reich der atmenden Socken
    Wenn Sport das verbindende Element war, dann war Sport auch die Antwort, befand Seifferheld, nicht intuitiv aus dem Bauch heraus, sondern seiner rationalen Logik folgend. Er stand mit Klaus vor den atmungsaktiven Wandersocken des Sportkaufhauses in der Marktstraße.
    »Die hier sind gut«, meinte Klaus. »Da steht sogar
rechts
und
links
drauf. Ob das beim Laufen einen Unterschied macht, wenn ich den rechten Socken am linken Fuß trage?«
    Klaus diente keineswegs der Tarnung. Er war vielmehr bei Seifferheld aufgetaucht, als der gerade zu Ermittlungszwecken das Haus verlassen wollte.
    »Päuschen mit Kläuschen?«, hatte er gefragt.
    »Geht nicht, muss arbeiten«, hatte Seifferheld geantwortet.
    »Arbeiten im Ruhestand?«, hatte Klaus erwidert.
    Und da hatte ihm Seifferheld von seiner Mission erzählt.
    »Klaus, hör zu, du erinnerst dich doch sicher an die Berichte aus dem
Haller Tagblatt
über die verschwundenen Männer von Hall? Die allesamt einige Tage oder Wochen nach ihrer Vermisstenmeldung tot aufgefunden wurden?«
    »Ich lese keine Zeitung. Lesen macht die Augen müde.«
    Seifferheld hatte das nicht kommentiert. »Ich glaube da nicht an Zufälle. Ich tippe auf Mord.«
    Klaus war der Unterkiefer in Richtung Knie geklappt. »Nein!«
    »Doch. Und ich will die Wahrheit ans Licht bringen.«
    »Mann ey, du willst die Männer rächen. Toll!« Klaus war echt beeindruckt gewesen. »Wie dieser Adlige, der als Rächer durch die Lande zieht. Wie heißt er doch gleich. Ach ja, Zorro, der Baron von Monte Löwenherz.« Klaus hatte gestrahlt.
    Mehr Beweise für Klausens Unbelesenheit konnte man kaum verlangen, aber Seifferheld nickte nur und sagte: »So ähnlich.«
    »Ich bin dabei!«, hatte Klaus erklärt.
    »Du bist nicht dabei!«, hatte Seifferheld dagegengehalten.
    Woraufhin Klaus ein Mittel eingesetzt hatte, das ihm schon seit über vierzig Jahren dienlich gewesen war: nein, nicht Erpressung. Er hatte gequengelt. Mit einer nasalen Stimme, die er sich als Dreijähriger angewöhnt und nie verlernt hatte. »Warum darf ich nicht mit? Ich bin auch ganz still. Ich sag kein Wort. Bitteeeee.«
    Und jetzt standen sie hier. Im Sportkaufhaus. Vor den Socken.
    »Was soll denn ›atmungsaktiv‹ heißen?«, fragte Klaus einen Jüngling, Cargohose, Muscle-Shirt und Stirnband, der sich zu ihnen gestellt hatte und entweder völlig hemmungslos einen privaten Lauschangriff starten wollte oder zum Verkaufspersonal gehörte.
    »Das ist eine Funktionstextilie. Winddicht, wasserdicht, thermoregulierend, atmungsaktiv. Die Atmungsaktivität meint den Feuchtigkeitstransport und steht für die Wasserdampfdurchlässigkeit von innen nach außen.«
    »Ich schwitze eigentlich nie so, dass es dampft«, erklärte Klaus ernsthaft.
    Seifferheld überlegte, ob der Moment maximaler Peinlichkeit unmittelbar bevorstand oder bereits überschritten war.
    »Das Material ist auch hautsympathisch. Bekleidungsphysiologisch machen Sie damit auf gar keinen Fall etwas falsch.« Der Junge hatte offenbar Abitur. Oder er hatte das Faltblatt des Herstellers auswendig gelernt.
    »Gibt’s die auch in Größe 46?«, fragte Klaus.
    »Wir haben heute eine Lieferung neuer Socken bekommen, die sind nur noch nicht eingeordnet. Ich kann sie Ihnen aber holen, wenn Sie möchten«, sagte der dienstbeflissene junge Mann.
    »Ja, gern«, rief Klaus, »haben Sie die hier auch in Marineblau?«
    »Ich sehe gern einmal nach.«
    »Nein danke, das ist nicht nötig«, erklärte Seifferheld und schubste Klaus mit Schmackes in Richtung Gymnastikhosen, während er sich an den Verkäufer wandte.»Arbeiten Sie in Vollzeit hier?«, fragte er den jungen Mann, auf dessen Kinn zarter Flaum spross. Kinderarbeit mitten in Hall?
    Sein Gegenüber hob eine Augenbraue. »Ich bin der Geschäftsführer. Was kann ich für Sie tun? Wir erfüllen gern auch besondere Wünsche unserer Kunden.«
    Seifferheld stutzte nur kurz, seufzte innerlich, weil er merkte, wie alt er langsam wurde, wenn er das Alter von Erwachsenen nicht mehr einschätzen konnte und alles für minderjährig hielt, was jünger war als er, dann lächelte er entschuldigend und zog die Fotos, die MaC ihm aus dem Archiv der Zeitung besorgt hatte, aus dem Umschlag. »Kennen Sie diese Männer?«
    Es waren Fotos der Toten. Als

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