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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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er musste sich eingestehen, er hatte es vermisst, das Kribbeln im Bauch. Und in den Weichteilen.
    Sein Lämpchen glühte noch.
    Er freute sich auf Marianne.
    Seifferheld drehte den Wasserstrahl ab und trat aus der Dusche.
    Auf in den Kampf, Torero!
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – deshalb gibt es die guten Ratschläge unserer Mitmenschen
    »So willst du doch wohl nicht aus dem Haus gehen, oder?«
    Seifferheld sah an sich herunter. Das neue Hemd saß perfekt, die Krawatte glänzte seidig, die Schuhe waren geputzt.
    »Wieso nicht? Ich sehe scharf aus!«, behauptete Seifferheld kühn.
    »Ja klar, wie die Peperoni-Verzierung auf einer Vier-Jahreszeiten-Pizza.« Karina seufzte schwer. »Du hast heute ein Date, oder?«
    Seifferheld nickte. Es kostete ihn viel Kraft, nicht stolz zu nicken.
    »Wieso hat sich Olaf für Susanne entschieden und nicht für mich?«
    »Ach Kind.« Gefühlsgespräche waren etwas für Frauen. Seifferheld hätte seine Nichte gern abgewimmelt, aber er sah ein, dass sie mit Susanne nicht darüber sprechen konnte. Und bevor man mit Irmi über zarte Gefühle redete, konnte man sich gleich von der achtzig Meter hohen Kochertalbrücke ins ewige Nirwana stürzen. »Die Liebe ist …« Nein, das war zu hoch aufgehängt. Hier ging esnicht um Liebe, allerhöchstens um Begehren. »Herzensangelegenheiten sind …« Seifferheld wusste nicht weiter. Er war kein Fachmann für Emotionen. Außerdem war es ihm selbst auch schleierhaft.
    »Hast du nicht schon einen Freund? Dieser …« Seifferheld hätte am liebsten »ungepflegte, penetrant müffelnde, wortfaule Norwegerpulliträger« gesagt, riss sich aber gerade noch zusammen. Wie hieß der Knabe gleich wieder? Es war einer dieser schrägen Vornamen, mit denen man zu Seifferhelds Zeiten allenfalls eine Hautkrankheit benannt hätte, nicht aber seinen männlichen Stammhalter. Arik? Keanu? »… dieser Kommilitone von dir?«
    »Ach der.« Karina rollte mit den Augen. »Meine Männer müssen nicht klug sein, echt nicht, aber der wusste ja noch nicht mal, wer die Loreley war. Das wurde dann selbst mir zu bunt. Man will ja auch mal reden, oder?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. Eine typische Pose der Seifferheldfrauen, wie Seifferheld klar wurde. »Aber Olaf und Susanne? Sie könnte doch seine Mutter sein. Die beiden passen überhaupt nicht zusammen. Bestimmt hat sie ihn so lange betrunken gemacht, bis er ihr zu Willen war – nur um mir eins auszuwischen.« Karina blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Das war jetzt albern, aber Seifferheld sagte nichts. Im Umgang mit Frauen galt: Lieber den Mund halten.
    »Wenn er glaubt, ich blase jetzt Trübsal, hat er sich aber geschnitten.« Karina stampfte auf. »Ich kann an jedem Finger zehn haben, ich muss nur ›schnipp‹ machen.«
    Seifferheld bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Er wollte lieber nicht wissen, was sein Bruder und dessen italienische Frau mit ihm anstellten, wenn ihr einziges,holdes Kind mit hundert zotteligen Bettgenossen im Schlepptau nach Hause kam. Er wollte »Tu nichts Übereiltes« sagen, schwieg dann aber lieber. Frauen taten grundsätzlich, was sie wollten, und meistens vorschnell. Man konnte als Mann gar nichts dagegen tun, allenfalls die Trümmer aufräumen. Allerdings waren Frauen auch leicht abzulenken. Am besten dadurch, dass man ihren Rat erbat. Da konnte keine Frau nein sagen. »Findest du nicht, dass ich heiß aussehe?«
    Karina streckte den Finger nach ihm aus, berührte ihn am Revers, gab einen Zischlaut von sich und riss die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Heiß wie Lava. Und entsetzlich hässlich. Nee, Onkel Siggi, das kann ich nicht zulassen. So kommst du mir nicht aus dem Haus.« Karina warf Schere und Hammer auf den Küchentisch. Sie arbeitete gerade an einem Modell. Oder einer Installation. Oder wie auch immer man das heutzutage nannte. Es ähnelte aber entfernt einem Schwein.
    Seifferheld drehte sich vor dem Küchenfenster, in dem er sich spiegelte, im Kreis. »Was denn?« Er gefiel sich. Flott, wie der junge Heesters. Oder Peter Kraus, der Held seiner Kindheit.
    Karina hielt sich die Nase zu. »Hast du die halbe Flasche Gucci for men über dich gekippt? Man kriegt ja kaum Luft in deiner Nähe. Und was ist das in deinen Haaren? Brillantine? Ich fass es nicht!«
    Sie schritt um ihn herum wie um ein Ausstellungsstück im Museum.
Dinosaurier in der Brunft
würde die Metallplakette auf dem Sockel unter ihm verkünden.
    »Jetzt mal ehrlich,

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