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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Onkel Siggi – ist das dein Konfirmationsanzug?«
    Seifferheld musste wider Willen schmunzeln. »Du bist und bleibst ein freches Ding. Nein, das ist nicht mein Konfirmationsanzug.«
    »Die Beine sind aber zu kurz.«
    »Das gehört so.«
    »Nein, das sieht gruselig aus.«
    Der Anzug hatte seinerzeit ein Vermögen gekostet. Annemarie hatte ihn ausgesucht. Doch vielleicht war es keine so gute Idee, eine aufregende Frau in einem Anzug erobern zu wollen, den eine andere Frau liebevoll ausgesucht hatte.
    »Ich könnte mich umziehen«, schlug Seifferheld vor. »Wozu rätst du mir? Hast du Styling-Tipps?«
    Karina hatte ihr eigenes Liebesleben mittlerweile völlig vergessen. Sie zog ihn am Anzugsärmel hinter sich her. »Wenn du wüsstest, wie lange ich schon auf diese Frage gewartet habe …«
Wer den Himmel auf Erden erwartet, hat im Geographie-Unterricht definitiv gepennt
    MaCJournalist
stand an der Klingel. Seifferheld holte tief Luft, rollte mit den Schultern, holte noch einmal tief Luft und presste seinen Daumen fest auf den Klingelknopf.
    Die Tür wurde umgehend aufgerissen. Sie musste schon gewartet haben.
    »Sind Sie bissfest?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich bin nicht allein.» Seifferheld zeigte auf Onis, der brav am Treppenkopf Sitz machte. Karina hatte dem unschuldigen Tier eine hellblaue Schleife in das Halsbandgeknüpft. Als Rüde mit Selbstachtung schämte er sich ein bisschen.
    »Wenn
so
ein Gefahrhund aussieht, sollte es mehr Gefahrhunde geben.« MaC strahlte. »Na, du kleiner Hundinator?«
    Sie beugte sich vor und streckte die Hand aus. Onis lief – nachdem Seifferheld es ihm mit einem Nicken erlaubt hatte – auf sie zu und schnupperte an ihr. Und rammte ihr gleich darauf den Schädel zwischen die Beine. Seifferheld musste dringend mit ihm an seinem Benehmen arbeiten.
    »Kommen Sie doch herein. Ach, wie albern, nach allem, was wir schon erlebt haben – ich sag einfach du zu dir, okay?« MaC lächelte. Seifferheld lächelte auch und trat einen Schritt vor. Eigentlich wollte er sie küssen, traute sich dann aber doch nicht und sah stattdessen zum Klingelschild.
    »MaCJournalist?«, fragte Seifferheld.
    »Ach das.« MaC lachte. »Ein Geschenk meiner Kollegen. Ich bin nur väterlicherseits Österreicherin. Meine Mutter stammt aus Schottland. Das Kürzel MaC hat also gewissermaßen eine doppelte Bedeutung.«
    »Und aus welchem Clan?«, fragte Seifferheld, der noch auf der Fußmatte mit der Aufschrift
Nur immer frisch herein
stand, während Onis bereits schnüffelnd vorauslief.
    »Eine sehr gute Frage!«, lobte MaC. Sie nickte anerkennend. »Ich bin eine MacDonald.«
    Seifferheld schürzte die Lippen und nickte anerkennend, so als hätte er irgendeine Ahnung von schottischen Clans und deren Hierarchien.
    »Komm doch bitte herein.« MaC winkte Seifferheld ins Innere ihrer Wohnung.
    Sie trug ein enganliegendes, rotes Kleid mit Pelzkragen. Ihre lockigen Haare glänzten, ihre Augen blitzten. Seifferheld verschlug es ein wenig den Atem. Hoffentlich gefiel er ihr in dem Ensemble, mit dem Karina ihn aus dem Haus gelassen hatte: weißes Hemd, dunkelblaue Jeans und dazu seine alte Fliegerjacke aus dunklem Leder.
    Seifferheld hätte sich keine Sorgen machen müssen. Als er an ihr vorbei ins Wohnzimmer ging, glitt ihr Blick wohlig über seinen Rücken und blieb an seinem verlängerten rückwärtigen Ende hängen. Sehr knackig.
    MaC holte tief Luft und strich sich eine Locke aus dem Gesicht.
    Auf in den Kampf, Torera!
    Onis kam schwanzwedelnd ins Wohnzimmer gelaufen, schnupperte hier, rieb sich dort und legte sich dann mit einer Selbstverständlichkeit mitten auf den Flokati vor dem Schaukelstuhl in der Leseecke. Mit jeder Pore schien er eine einzige Botschaft auszuströmen: Hier bleibe ich, hier bin ich daheim.
    Im Grunde handelte es sich um eine Einzimmerwohnung, auch wenn sie sich über das ganze Stockwerk erstreckte. So gut wie alle Wände waren herausgerissen, und wo noch eine Wand stand, gab es große, bogenförmige Durchgänge. Von seinem Platz im Flur aus konnte Seifferheld den Wohn-, Ess-, Koch-, Arbeits- und Lesebereich einsehen. Nur Bad und Schlafzimmer waren abgetrennt. Er hätte auch eine phantastische Aussicht auf die Ackeranlagen gehabt, doch draußen war es bereits dunkel und so sah er in der Scheibe nur die Spiegelung der Wohnung.
    Und sein eigenes Spiegelbild.
    Karina hatte ihm seinen geliebten gelben Genscher-Pullunder strikt verboten. Und die Brillantine hatte er aus seinen Haaren waschen

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