Kreuzweg der Zeit
Kopfschmerzen und wird den ganzen Tag nicht zu gebrauchen sein, wenn sie nicht ihre Tabletten bekommt. Hier ist das Rezept.« Sie hielt ein Stück Papier in der Hand.
»Ich hole es gern.« Blake ging hinaus in das Schneetreiben. Vor sich sah er eine Gestalt. Es konnte nur Erskine sein.
Ein Wagen kam langsam die Straße entlang, und gleichzeitig traf Blake die Vorausahnung wie ein Schlag. Gefahr – irgendeine Gefahr für Erskine. Blake rief seinen Namen, während er weiterstapfte. Doch der andere, der gebeugt gegen den Wind ankämpfte, hörte und sah nichts.
Der Wagen blieb stehen, zwei dunkle Gestalten sprangen heraus und stürzten auf Erskine zu. Blake trat auf ein Stück Eis und kämpfte um sein Gleichgewicht, doch in diesem Moment durchfuhr ihn ein Schmerz wie ein Blitzschlag, und er fiel in völlige Dunkelheit.
In seinem Kopf hämmerte der Schmerz. Blake versuchte sich zu erinnern, was eigentlich geschehen war. Er war geknebelt, in seinem Mund steckte Stoff, über den Lippen klebte ein Streifen. Es war dunkel, Hände und Füße waren gefesselt. Als er eine Bewegung versuchte, merkte er sogleich, daß der oder die Männer, die ihm die Fesseln angelegt hatten, ihr Geschäft verstanden. Er versuchte, sich auf die Seite zu rollen und entdeckte, daß er sich in einem Container befand und die Knie an die Brust gepreßt hatte.
Erskine! War der andere auch geschnappt worden? Denn trotz ihrer Kräfte hatten die Psi-Agenten auch ihre Grenzen.
Blake hatte keine Ahnung wie lange die Fahrt dauerte, doch spürte er den Ruck beim Anhalten. Er hörte leise Stimmen. Der Behälter, in dem er steckte, wurde gedreht und kippte um.
Dann kamen Wärme und weitere Stimmen. Und etwas anderes. Er roch einen Hauch von Parfüm. Schließlich wurde der Container mit einem Rumpeln auf dem Boden abgestellt, und Schritte entfernten sich. Wärme, Parfüm. Blake bemühte sich, die Einzelinformationen zusammenzufügen. Der grüne Lieferwagen – das Kleidergeschäft gegenüber der Crystal Bird?
Seine verkrampften Gliedmaßen waren taub geworden. Er konnte nicht mehr tun, als seinen Kopf von einer Seite zur anderen bewegen. Ein Lichtstreifen drang zu ihm herein, und von Zeit zu Zeit hörte er gedämpfte Worte. Das Licht ging aus.
Das Licht kam wieder, er hörte Schritte. Eine Hülle wurde abgerissen, und er blinzelte ins Helle, ehe er auf den Boden gekippt wurde. Ein Tritt drehte ihn um, und er starrte zu zwei Männern empor. Keiner der beiden konnte der verkleidete Pranj sein. Hastig stellte Blake seine Gedanken auf Erstaunen und Angst ein.
»Ja, das ist einer von ihnen. Und er ist wach.«
»Hab ich doch gesagt.« Der Kleinere spuckte ein zerkautes Streichholz aus. »Was wirst du mit ihm machen?«
»Ich bringe ihn zum Boß. Nimm ihm die Fesseln ab. Wir werden ihn doch nicht schleppen.«
Der Kleinere zog ein Taschenmesser hervor und zerschnitt Blakes Fußfesseln. Als er merkte, daß der Gefangene ihn beobachtete, entblößte er seine fauligen Zähne in einem Grinsen.
»Hübsch brav sein, Goldjunge, sonst wird Kratz mehr zerschneiden als bloß Stricke.«
»Und wie«, antwortete der andere. »Ich – ich bin große Klasse mit der Klinge. Kann dich fein säuberlich oder ganz häßlich zerschneiden. Bring mich ja nicht so weit – kapiert?«
Blake wurde auf die Beine gezerrt und gegen die Wand gedrückt. Die Taubheit der Beine wich der Qual der wiedereinsetzenden Blutzirkulation. Während er dies alles über sich ergehen ließ, kam ein dritter herein, dessen merkwürdig verzerrte Oberlippe in dem grausamen Gesicht die Spitzen zweier Zähne sehen ließ.
»Schafft ihn auf dem unteren Weg hinüber.« Blake wurde mit einem Blick abgetan.
»Geht klar, Scappa.«
Zwischen seinen Bewachern wurde Blake hinter Scappa her einen dunklen Gang entlang und eine Treppe hinunter geschleppt. Im Boden öffnete sich ein Schacht, in dem Scappa verschwand. Dann wurde Blake hochgehoben und lässig fallengelassen. Die Wucht des Aufschlags machte ihn beinahe bewußtlos, doch ließ man ihn nicht in Frieden liegen. Die beiden anderen kamen auch herunter, hoben ihn hoch und schleppten ihn weiter.
Durch eine Wandöffnung gelangten sie in einen zweiten Keller. Blake wurde in einen Sessel gesetzt, eigentlich hineingepfercht. Der große Mann fesselte Blake an die Sitzlehne.
Scappa deutete mit dem Daumen auf seine Leute und sagte: »Raus mit euch!«
Blake hatte den Eindruck, als wären die beiden nur allzu froh, die Holztreppe hinauf und durch eine verborgene
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