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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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wo wir sind?«
    Blake richtete sich auf und sah sich um. Sie befanden sich noch immer auf der Metallplattform, doch war es jetzt klar, daß sie nicht mehr in dem unterirdischen Gefängnis waren. Dies hier war ein großer Raum. Der Boden war mit rostroten Steinen ausgelegt, die Wände in derselben Farbe gekachelt. Er konnte keine Beleuchtungskörper sehen, das Glühen schien aus der ganzen Decke zu kommen. Lange Tische mit Bänken liefen an drei Seiten entlang. Die Tische waren mit einer Vielzahl von Gegenständen bedeckt, die Blake mit einem Laboratorium in Verbindung brachte.
    Mit Ausnahme der beiden auf der Trägerplattform war der Raum leer. Eine Treppe führte hinauf in unbekannte Regionen. Blake rückte an den Rand der Plattform und wich dem Griff aus, mit dem der andere ihn fassen wollte.
    »Geh nicht!«
    »Sieh mal«, wandte Blake sich ihm zu, »solange du nicht an dem Hebel herummachst, bleiben wir hier. Aber ich möchte wissen, wo wir sind.«
    Stufenwanderung in eine andere Welt war die einzige logische – ja die einzig normale Erklärung dessen, was ihnen zugestoßen war. Und als der andere den Steuerknüppel anstarrte, als handle es sich um eine auf ihn gerichtete Waffe, gewann Blake den Eindruck, daß er ihn sicher nicht berühren würde.
    Blake schwang die Füße auf den Boden des seltsamen Labors. Er stand auf und tat einen Schritt vorwärts. Nichts passierte. Unter seinen Füßen spürte er Festigkeit. Das leise Tröpfeln, das er sekundenlang registrierte, waren Wassertropfen, die aus einer Leitung in ein Becken fielen.
    Wasser! Blake torkelte hin, fing sich an der Tischkante, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, und hielt dann die Hand unter den lecken Hahn. Flüssigkeit lief über seine schmutzige Handfläche und tropfte zwischen den Fingern hindurch. Über den Rohren an der Wand war eine, Reihe von Knöpfen. Sein Durst machte ihn kühn. Er drückte den äußeren Knopf rechts. Das Tropfen wurde zu einem warmen Strahl.
    Am Rand des Beckens stand eine kleine Schale, sauber und trocken. Blake füllte sie bis zum Rand und trank das lauwarme Wasser. Nachdem er seinen Durst gelöscht hatte, wusch er sich den Schmutz von den geschwollenen Händen und ließ das Wasser erfrischend über die Abschürfungen an den Gelenken fließen, bevor er sich das Gesicht wusch. Die wunden Stellen auf der Haut brannten wie Feuer.
    »Wo sind wir?«
    Blake sah sich um. Der Mann stand jetzt am Rand der Plattform und starrte um sich, wobei Neugier seine Angst besiegte. Er war jünger als Blake ihn zunächst geschätzt hatte, wahrscheinlich nicht älter als er selbst. Bekleidet war er mit einem alten Pullover und schmutzigen Cordhosen. Das braune Haar verlangte dringend nach einem Schnitt, die schmalen Hände konnten nicht stillhalten. Er zerrte an der Kleidung, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn oder rieb das Kinn.
    »Sie wissen ebensoviel wie ich«, konterte Blake.
    Der Kerl wirkte äußerlich nicht sehr einnehmend, aber vielleicht gewann er bei näherer Bekanntschaft. Da sie diese unheimliche Fahrt gemeinsam erlebt hatten, waren sie nun mit einem unsichtbaren, wenn auch unerfreulichen Band verbunden.
    »Ich bin Lefty Corners«, stellte sich der andere unvermittelt vor. »Ich arbeite für Big John Torfota.« Er beobachtete Blake dabei genau, als wolle er die Wirkung dieser Ankündigung abschätzen.
    »Blake Walker. Ich wurde von Scappa entführt.«
    Lefty schauderte. »Der hat mich auch erwischt. Hat gesagt, ich wäre in sein Gebiet eingedrungen. Einer seiner Jungs hat mich eingeschläfert, und ich bin in dem Keller aufgewacht. Für wen arbeitest du?«
    »Für niemanden. Ich war mit ein paar Leuten vom FBI zusammen, und Scappa wollte wohl rausbekommen, was ich über sie weiß.«
    »Bullen! Was du nicht sagst!« Leftys Interesse war von Furcht gefärbt. »Hinter Scappa ist also das FBI her! Big John wird einen Schein 'rausrücken, wenn er das hört. Aber –« er sah sich um – »zuerst müssen wir hier 'raus. Was heißt aber ›hier‹?«
    »Wir sind hier, weil du die Steuerung betätigt hast.« Blake wies auf den Hebel.
    »Unmöglich!« protestierte Lefty heftig. »Ich sag dir doch, ich habe mir das Loch genau angesehen, in dem wir stecken, da war nichts – überhaupt nichts!«
    »Und welche Erklärung hast du dann parat?« Damit brachte Blake den andern wirksam zum Schweigen. Seine eigene Version wollte er jetzt noch nicht äußern. Er hatte sich in den Händen von Pranjs Helfern befunden – und die Plattform

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