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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Tür verschwinden zu dürfen. Als sie fort waren, breitete Scappa ein Taschentuch auf einer Stufe aus, setzte sich und zündete sich eine Zigarette an.
    Als der Angriff kam, war es nicht die bohrende Sonde, die Blake bereits erlebt hatte, sondern ein langsamer, unerbittlicher Druck – ein Druck, der zu verstehen gab, daß der Feind diesmal Sieger bleiben wollte.
    Blake hielt sich in seinen Gedanken an Erinnerungen. Es fiel ihm nicht schwer, dabei auch Selbstmitleid einfließen zu lassen. Warum sollte er in diesen Kampf einbezogen werden? Langsam enthüllte er unter dem Druck des anderen die Begegnung mit Kittson und die darauffolgenden Ereignisse.
    Er sah keinen Keller mehr, keinen Scappa. Auf seltsame Weise war sein Blick nach innen gerichtet. Sogar seine Angst mußte vorsichtig genährt werden, doch durfte sie nicht so tief reichen, daß sie die Mauer seiner gesteuerten Erinnerungen gefährdete. Der Eindringling durfte nicht merken, daß es überhaupt eine Mauer gab!
    Blake hatte keine Ahnung, ob er die Prüfung bestand oder versagte. Die Sonden wurden schärfer, reichten tiefer, als würde der Verstand, von dem sie ausgingen, langsam ungeduldig. Blake blieb bei seiner Geschichte, und die unheimliche Befragung ging in völliger Stille weiter.
    Endlich aber wurde die Sonde zurückgezogen. Blake überlief ein Frösteln. Wieder blieb er mit dem Gefühl zurück, besudelt worden zu sein. Doch war ihm ein Funken Hoffnung geblieben. Seine Barriere war nicht mit der befürchteten Stärke angegriffen worden. Bedeutete das, daß Pranj in ihm den harmlosen, stinknormalen Handlanger der Agenten sah? Ein Schlag, der seinen Kopf erschütterte, weckte ihn. Durch einen roten Nebel sah er die verzerrten Züge Scappas.
    »Kommt und holt den Kerl!«
    Der Große kam die wacklige Treppe heruntergepoltert. Kratz folgte ihm.
    »Was sollen wir mit ihm machen?« wollte der Messerheld wissen.
    »Was glaubst du wohl? Lade ihn hinten bei dem anderen ab. Dort können wir ihn vergessen.«
    »Klar.« Der Große machte sich am Seil zu schaffen. »Hat der Boß erreicht, was er wollte?«
    Scappas Grinsen verschwand. »Große Mäuler reden zuviel. Schaff ihn 'raus!«
    »Schon gut, schon gut!« besänftigte ihn der Große.
    Er stieß Blake durch die Maueröffnung. Auf halbem Weg durch den Tunnel blieb Kratz stehen und ließ einen Lichtkegel auf eine Metalltür fallen. Er zog den Riegel zurück und öffnete die Tür nur so weit, daß sie Blake hineinstoßen konnten.
    »Sag dem Revolverhelden, er soll deine Fesseln aufbinden!«
    Blake stolperte, fiel hin und schlitterte über den Boden. Als er endlich den Kopf wenden konnte, war die Tür bereits wieder zu.
    Dunkelheit und Stille verbanden sich zu einem zermalmenden Gewicht. Vielleicht würde er es fertigbringen, bis zur Wand zu rutschen und sich mit dem Rücken an der Wand hochzuarbeiten. Jetzt war er aber für diesen Versuch zu müde. Die Kälte des Bodens kroch über seine schweißgebadete Haut.
    »Hinein zu dem anderen.« Man hatte ihn also in einer privaten Begräbnisstätte deponiert. Seine Füße hatte man nicht wieder gebunden, doch seine Arme waren ein totes Gewicht. Aufstehen, sich bewegen! Aber er war ja so müde. Er stöhnte vor Mattigkeit.
    Blake erstarrte. Aus der Dunkelheit war ein Geräusch gekommen. Da kam es wieder von der anderen Seite des Verlieses! Der Revolverheld. Blake konzentrierte sich auf diesen Gedanken. Jetzt bewegte sich etwas.
    »Wer ... wer ist da?«
    Blake kaute an seinem Knebel, der ihn daran hinderte, dem hohlen Klang dieser Stimme zu antworten.
    »Warum – warum antworten Sie nicht?« Angst schwang mit. »Antworten Sie! Antworten Sie!«
    Wieder eine Bewegung – auf ihn zu.
    Erskine? Sofort wies Blake diesen Gedanken von sich. Ganz gleich unter welchen Umständen, er konnte sich nicht vorstellen, daß Erskines Stimme je diesen Ton annehmen konnte. Er hörte Schritte in Intervallen. Dann traf ein Fuß gegen sein Knie. Mit einem Aufschrei stolperte der andere über Blake und preßte ihm durch den Aufprall seines Körpers fast die Luft aus. Licht flammte auf, ein Ausruf folgte. Finger tasteten sein Gesicht ab und zerrten an dem Knebel.
    Mit einer vielleicht aus Schrecken geborenen Heftigkeit riß der andere das Band weg. Der Stoff wurde aus Blakes Mund entfernt, und er konnte seine Zunge wieder bewegen.
    Er lechzte nach Wasser, wie er noch nie im Leben nach etwas verlangt hatte.
    »Wer sind Sie?« fragte der andere Gefangene. »Warum hat man Sie hier

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