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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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dafür von einem glatten ebenmäßigen hellen Braun, als hätte er sich schon gleich nach der Geburt eine dauernde Sonnenbräune erworben.
    Das Rasieren war eine flüchtige Tätigkeit, die er aus reiner Gewohnheit erledigte, da sein Bartwuchs flächenmäßig sehr begrenzt und überdies gering war. Die schwarzen Augenbrauen zogen sich nun in einem vertrauten Stirnrunzeln zusammen, als er sich – vielleicht zum tausendsten Mal – fragte, ob er asiatisches Blut in sich hätte. Hatte man aber je von einem rothaarigen Chinesen oder Hindu gehört? Seine Abstammung hatte er allerdings nie zurückverfolgen können. Detektiv Sergeant Dan Walker hatte vor zwanzig Jahren die gesamte städtische Polizei auf den Fall des »Straßenbabys« angesetzt. Die Polizisten Harvey Blake und Sergeant Dan Walker hatten ihn gefunden und in weiterer Folge hatte Dan ihn als Sohn adoptiert und ihm den Namen Blake Walker gegeben.
    Über die zwei davorliegenden Jahre würde er sich jedoch immer wieder vergeblich Fragen stellen.
    Blakes feingeschnittener Mund wurde unter der Last der Erinnerung zu einem grimmigen Strich. Sergeant – später Inspektor – Dan Walker hatte die First National Bank betreten, um Reiseschecks für eine schon lang geplante Reise zu besorgen, und war mitten in einen Überfall geraten. Dan Walker wurde niedergeschossen und der Kummer Mollys, seiner Frau, war durch das Wissen, daß er seinen Mörder mit in den Tod genommen hatte, keineswegs gemildert worden. Danach waren sie beide allein gewesen, Molly Walker und Blake. Und dann war Molly eines Abends zu Bett gegangen und am Morgen nicht mehr aufgewacht.
    Und er war wieder allein gewesen, abgeschnitten von der einzigen Sicherheit, die er je kennengelernt hatte. Blake legte den Rasierapparat vorsichtig weg, als wäre diese Bewegung Teil einer komplizierten und bedeutsamen Handlung. Sein Blick war noch immer auf den Spiegel gerichtet, doch nahm er darin kein Spiegelbild wahr und schon gar nicht die Linien der Anspannung, die sein Gesicht plötzlich altern ließen. Es war im Kommen – es war jetzt ganz nahe!
    Das letzte Mal hatte ihn dieses Gefühl in Mollys Schlafzimmer und zu der schmerzlichen Entdeckung dort getrieben. Jetzt trieb es ihn zwingend hinaus in den Flur. Er horchte und wußte doch schon von früher, daß es nichts zu hören geben würde – alles konnte er nur fühlen. Und dann schlich er auf leisen Sohlen an die Tür, ohne im Zimmer Licht zu machen.
    Mit unendlicher Vorsicht drehte er den Schlüssel im Schloß herum und öffnete leise die Tür. Er hatte keine Ahnung, was ihn jenseits der Tür erwartete – er wußte nur, daß jetzt von ihm ein Handeln so zwingend verlangt wurde, daß er sich nicht widersetzen konnte – auch wenn er gewollt hätte.
    Einen Augenblick lang blieb er stehen und nahm die Szene in sich auf. Zwei Männer standen – mit dem Rücken zu ihm – hintereinander. Ein großer in einem losen Mantel, dessen dunkles Haar noch feucht vom Schneeregen glänzte, steckte einen Schlüssel in eine Tür auf der anderen Seite des Ganges. Sein Begleiter drückte ihm eine Waffe in den Rücken.
    Blake, dessen bloße Füße kein Geräusch auf dem Teppich verursachten, setzte sich in Bewegung. Seine Finger schlossen sich um die Kehle des Bewaffneten, und er riß den Kopf des Mannes nach hinten. Sofort drehte sich der andere Mann um. Es war beinahe so, dachte Blake, als hätte er gewußt, daß dergleichen geschehen würde. Seine Faust schwang nach oben und traf genau den richtigen Punkt am Kinn des um sich schlagenden Gefangenen. Und dann stützte Blake das volle Gewicht eines bewußtlosen Menschen. Doch der andere Mann packte zu, schickte Blake mit einem Wink in sein Zimmer zurück und folgte ihm hastig mit dem Bewußtlosen. Im Zimmer ließ er seine Last ohne weitere Umstände zu Boden gleiten und verschloß die Tür.
    Von einigen Zweifeln geplagt, setzte sich Blake auf die Bettkante. Wieso nahm der plötzlich Befreite alles so gleichmütig hin? Und warum war er mit seinem Gefangenen hier hereingekommen?
    »Polizei –?« Blakes Hand wollte nach dem Telefon auf dem Nachttischchen greifen.
    Der große Mann drehte sich um. Er zog eine Brieftasche hervor und ließ sie vor Blake aufklappen, damit dieser die darinsteckende Karte lesen konnte. Blake nickte.
    »Also keine Polizei rufen?«
    Der andere schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Es tut mir leid, daß ich bei Ihnen so hereingeplatzt bin, Mister ... Mister?«
    »Walker.«
    »Mr. Walker. Sie haben mir eben

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