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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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großen Umweg um einen Bombenkrater machen und dann noch einen, wo ein Schacht, der einst zur Untergrundbahn gehört hatte, offen dalag. Kittson wandte sich nach rechts und beschleunigte seinen Schritt. Die Schatten der Bauten waren lang geworden. Blake fragte sich, wie weit sie wohl kommen würden, ehe die Dunkelheit ein Weitergehen unmöglich machte. Er erschrak, als sich ein weißer Fleck von einem Schneehaufen löste und sich zu ihnen gesellte.
    Über der weißen Hülle war Saxtons Gesicht so ungerührt wie eh und je, obgleich alles andere an ihm wenig Ähnlichkeit mit dem konventionellen Geschäftsmann aus Blakes Welt hatte.
    »Das nenne ich ein Zusammentreffen«, sagte er lächelnd zu Blake. »Uns steht noch ein Treffen besonderer Art bevor.«
    Kittson brummte und Hoyt fragte: »Die führen also etwas im Schilde?«
    »Nicht nur diese Leute.« Saxton wischte Schnee von seinem weißen Tarnumhang. »Ich würde sagen, ein kleiner Krieg bricht aus. Zu der von uns beschatteten Gruppe gesellte sich vor etwa einer Viertelstunde eine zweite – ebenfalls mit einem Gefangenen. Sie wollte direkt zu den Ruinen im Osten. Und wir sind nicht die einzigen, die hinter ihnen her sind. Ich habe mindestens drei andere Spähtrupps gezählt!«
    »Das muß der Sergeant sein!« unterbrach ihn Blake. »Ich habe gehört, daß er gegen die Untergrundleute eine Operation großen Stils plant.«
    »Komplikationen«, bemerkte Hoyt.
    Kittson sagte nichts, sondern ging weiter, eine ehemalige Seitenstraße entlang, die dank einer Laune des Schicksals frei von Trümmerschutt geblieben war. An ihrem Ende gab es ein aufgeworfenes Hindernis, das bis zum breiten Boulevard, der den Parkweg säumte, hinausreichte. Dort machten die Agenten keinen weiteren Versuch, vorwärtszukommen. Kittson zerrte Blake in den Schatten.
    Die Spätmittagssonne ließ Metall aufblitzen, das sich zwischen dem kahlen Buschwerk auf der anderen Seite der breiten Straße bewegte. Eine Abteilung des Sergeanten?
    »Zehn«, formten Hoyts Lippen lautlos das Wort.
    Kittsons Finger spielten mit einem Ziegel aus dem Haufen vor ihm. Blake hatte den flüchtigen Eindruck, daß Kittson über diese Entwicklung verärgert war.
    »Wir müssen vor ihnen dort sein«, sagte Kittson und stand auf.
    Sie krochen, sie kletterten, und manchmal liefen sie über freie Flächen. Meist blieben sie in Deckung und drangen immer weiter in den ehemaligen Kern der Stadt vor. Trümmerschutt füllte ganze Straßenzüge bis zur Höhe der ersten Etage der zerstörten Gebäude. Doch fanden sich immer wieder Wege in diesem Steindschungel, und die Agenten liefen unbeirrbar auf diesen Pfaden weiter.
    Blake fiel es auf, daß sie – ganz egal, welche Umwege sie inmitten der Verwüstungen machen mußten – schließlich immer wieder auf ihre Route zurückkehrten, die zu einem zerstörten Turm führte, dessen Architektur an das Mittelalter erinnerte: eine Kirche. Er wunderte sich, daß sie diese als Orientierungspunkt gewählt hatten, doch die Agenten waren sich ihrer Sache sicher.
    Die Winterdämmerung überfiel sie, als sie in einer Höhle haltmachten, die einst das Schaufenster eines großen Warenhauses gewesen war. In der Luft lag ein schwacher Hauch, ein unreiner Geruch, den er nicht identifizieren konnte. Seine drei Gefährten waren in Horchstellung erstarrt und mit dem telepathischen Abtasten der Umgebung beschäftigt.
    »Es ist die Kirche«, sagte Saxton. »Sie haben Wachen aufgestellt.« Sein Flüstern wurde von der Leere der Ruinen verschluckt.
    Blake hörte überhaupt nichts. Falls andere sich in der Nähe vorbeiwagten, gingen sie so geschickt, daß ein Nicht-Psi sie nicht orten konnte.
    »Gebt acht auf die zwei – die zwei nördlich von uns!« befahl Kittson. »Packt zuerst ihr Bewußtsein!«
    »Ja«, antwortete Hoyt. »Ich nehme den Strubbelköpfigen drei Straßen weiter.«
    Saxton zog die Kapuze seines weißen Umhangs über. Jetzt war er gegen Schnee unsichtbar. »Der Einäugige gehört mir«, sagte er leise.
    Kittson gab keine verbale Zustimmung, aber beide verschwanden in der Dämmerung, als hätte sie der stärker werdende Wind weggeblasen. Kittson verharrte reglos und horchte. Blake fror bis auf die Knochen. Die geflickten und ausgebesserten Kleidungsstücke hielten diesen starken Wind nicht ab.
    Schließlich rührte sich Kittson. Er sagte kein Wort, aber mit einer einzigen knappen Handbewegung gab er Blake ein Zeichen. Sie schlichen an einem Gebäude entlang und hielten sich, wo immer es möglich

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