Kreuzweg der Zeit
übel zugerichtetes Gesicht noch immer blutverschmiert war, lümmelte sich in einen Sitz, als wäre es ihm völlig egal, wohin die Fahrt ginge. Saxton aber war hellwach und bei der Sache. Er hielt auf den Knien eine Waffe, ähnlich den Strahlern der Ixanilier.
»Alle Landeplätze entlang der Route frei?« fragte er.
»Ich denke ja«, lautete Kittsons Antwort. »Aloon hat sie auf einer Probefahrt entlang dieser Ebenen getestet, bevor wir den Fall übernahmen.«
»Für uns wäre es ein Glück«, warf Erskine ein, »wenn in Ixanilia keiner frei wäre. Ich möchte lieber nicht mitten in einem solchen Block auftauchen. Übrigens – es ist jetzt halb fünf Uhr morgens. Ihr habt also eine knappe halbe Stunde Zeit, unbeobachtet durchzukommen.«
Obwohl Blake durch die Wände des Würfels nicht hinaussehen konnte, erlebte er wieder einmal das seltsame Gefühl, mit Raum und Zeit nicht eins zu sein. Und er wußte, daß sie jetzt die Stufen durchquerten. Kittson drückte auf einen Knopf, und das Gefühl legte sich. Jetzt waren sie wieder an eine Zeit gebunden.
»Wir sind da«, verkündete Kittson. Er nahm den zweiten Strahler zur Hand, ehe er die Tür des Würfels öffnete.
»Lagerhaus«, informierte er die anderen. Saxton war marschbereit, Erskine brauchte länger.
Kittson half Blake aus dem Sitz und führte ihn zur Steueranlage. Nachdem Blake Platz genommen hatte, zog Kittson ein Röhrchen aus der Tasche und schüttelte eine Kapsel heraus.
»Stecken Sie das unter die Zunge«, befahl er, »und warten Sie, bis es sich langsam auflöst.«
Blake steckte die Kapsel in den Mund. Aber Kittson war mit ihm noch nicht fertig. Er nahm Blakes Rechte und legte sie auf eine Leiste unterhalb eines beleuchteten Knopfes.
»Wenn Sie den Befehl bekommen«, sagte er, »drücken Sie auf den Knopf. Verstanden?«
Blake rang sich ein schwaches Nicken ab, und Kittson schien zufrieden. Die drei gingen, und Blake war allein.
Als die Minuten langsam vergangen waren, wurde sein Kopf klarer, und der Schmerz im Rücken ließ nach. Er versuchte sich an alle Geschehnisse zu erinnern, doch der Großteil seiner Erinnerungen an die letzte Nacht blieb ein Durcheinander. Inzwischen hatte er es satt, einfach so dazusitzen, den Knopf zu beobachten und abzuwarten.
Der Würfel begann jetzt zu schwanken. Blake klammerte sich mit einer Hand an den Sessel. Ein Erdbeben! Die Gewalt dieser Schwankungen konnte nur von einem Erdbeben stammen.
Erskine kam hereingetaumelt, gleich darauf Saxton, der stehenblieb und den anderen stützte und ihn zu einem Sitz führte. Atemlos sagte er zu Blake:
»Halten Sie sich bereit!«
Ihre hastige Rückkehr hatte ihn gewarnt. Blakes Finger lag auf dem Knopf, als Kittson, der in etwas ruhigerer Verfassung war, eintrat und die Tür schloß. Er gab den erwarteten Befehl. »Also los!«
Wieder das Summen, das Wirbeln, die leichte Übelkeit.
»Zwei sind erledigt.« Erskine hatte sich wieder gefangen. »Und jetzt Nummer drei?«
»Den haben wir in die Flucht geschlagen«, meinte Saxton.
»Du meinst wohl, Hoyt hat das getan«, war Erskines Antwort, aus welcher die Besorgnis um Hoyt herauszuhören war.
Blake fühlte sich mit jedem Augenblick besser und hätte gern ein paar Fragen gestellt, doch ein Blick sagte ihm, daß alle drei Agenten sich in ihrem Trancezustand wortloser Verständigung befanden. Hatten sie Kontakt mit Hoyt aufnehmen können? Wo lag das jetzige Ziel? Auf seiner eigenen Stufe?
Blake bemerkte erst, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, als Kittson aufstand. Und dann war er imstande, ohne jede Hilfe hinter den anderen auszusteigen – in einen ganz normalen Keller. Kittson blickte auf die Uhr.
»Acht Uhr zwanzig. Das Crystal Bird ist zu. Aber da ist noch der Laden auf der anderen Seite des Platzes.«
Erskine lehnte sich ermattet an die Wand. »Lake hält das alles für legitim. Pranj hat ihn gesteuert.«
Kittson sagte zu Blake: »Als man Sie schnappte, hat man Sie in einen Keller auf der anderen Seite des Platzes gebracht.«
Blakes Abenteuer mit Scappas Bande lag so weit in der Vergangenheit, daß er sich nur mit Mühe an Einzelheiten erinnern konnte.
»Ich glaube ja. Aber man hat mich in einem Behälter hingeschafft. Ich könnte es aber nicht beschwören.«
»Diese Läden öffnen gewöhnlich erst um zehn.« Kittson sah wieder auf die Uhr und ging dann hinaus, die anderen hinter ihm her.
Sie standen im Erdgeschoß des Hauses am Patroon Place. Die Küche war leer, nirgends eine Spur von Köchin oder
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