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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Fall. Auf Terra gibt es Lebewesen, die Lemminge genannt werden. Das sind kleine Nagetiere, glaube ich. Sie bekommen unheimlich viele Junge, aber anstatt die Jungen zu fressen oder sonst etwas Sinnvolles zu tun – zum Beispiel weniger Junge zu produzieren – stürzen sie sich ins Meer, wenn die Population zu groß wird. Oder zumindest die meisten von ihnen, sonst wären sie ja bereits lange ausgestorben. Sie stürzen sich wirklich alle ins Meer und wandern zu diesem Zweck Hunderte von Kilometern weit. Und keiner konnte sich vorstellen, warum sie das tun. Die Geschichte geht dann so weiter, dass ein Terraner, der das Leben der Lemminge Jahre lang studiert hatte, auch irgendwann ihre Sprache lernte. Und der traf dann einen Lemming, der die Sprache der Terraner beherrschte. Sie kamen miteinander ins Gespräch, und der Terraner fragte: ›Warum stürzen sich eigentlich immer wieder so viele von euch ins Meer?‹ Und der Lemming antwortete darauf: ›Ich wollte dich gerade fragen, warum ihr das nicht macht!‹«
    Krish'pha lachte. »Eine wirklich gute Antwort. Aber ich weiß immer noch nicht, was ihr euch davon versprecht, wenn ihr so weite Reisen macht. Zumindest diejenigen, die auf eurer Heimatwelt bleiben, haben doch nichts davon. Warum sollten sie also die riesigen Schiffe ausstatten und losschicken, von denen Hauskyld mir berichtet hat? Er sagte, die Siedlerschiffe haben mehr als eine Millionen Terraner an Bord, man kann sich gar nicht vorstellen, was so etwas kostet.«
    »Das ist bei uns wahrscheinlich so eine Art Tradition«, grinste sie. »Jeder Planet beteiligt sich daran, weil die anderen es auch tun und sie ihnen nicht nachstehen wollen. Es vergeht kaum mehr als ein Jahrhundert unserer Zeitrechnung zwischen der Kolonisation eines Planeten und den ersten Weltraumstarts von dort aus. Also kann man vielleicht tatsächlich von einer Art Tradition sprechen.«
    Krish'pha zuckte die Achseln. »Es kommt immer darauf an, für wen sie starten.«
    »Ich erzähle dir dazu noch eine andere terranische Parabel, ja? Wie lernt eine Katze schwimmen? Kein gutes Beispiel – ihr kennt ja hier keine Katzen. Ach egal, die Viecher hassen Wasser auf jeden Fall, aber wenn sie müssen, können sie trotzdem schwimmen. Die Antwort lautet also: Indem sie dazu gezwungen wird.«
    Krish'pha wirkte irritiert, und Clio dachte einen Moment nach, bevor sie sich entschied, ihm die Wahrheit zu sagen.
    »Der eine Grund, warum es intelligente Lebewesen immer weiter in den Weltraum hinaus treibt, besteht darin, dass … okay, ich erzähle dir alles von Anfang an! Wichtig sind vor allem zwei Hauptzweige der Wissenschaft – einmal der physikalisch/mathematische Zweig und zum anderen der biologisch/kybernetische Zweig. Die Physiker sind am wichtigsten, ohne sie wirst du es nie in den Weltraum schaffen, und sie bauen die effektivsten Waffen.«
    »Ich dachte bisher immer, das wären die bakteriologischen Waffen, mit denen man Seuchen bewirkt?«
    »Du hast Recht, die sind sehr effektiv, aber es vergeht eine ganze Weile, bis man die Bakterien in ausreichenden Mengen gezüchtet hat. Das verschafft dem Feind genug Zeit, um zurückzuschlagen. Bei den von den Physikern entwickelten Waffensystemen bekommen sie dazu aber gar nicht erst die Gelegenheit.«
    Clio hatte bewusst nur ganz allgemein geantwortet, da sie kein Interesse daran hatte, dem Führer einer noch nicht der Union angeschlossenen Welt etwas über Atomwaffen und ähnlich effektive Erfindungen zu erzählen.
    »Ein anderer Unterschied besteht darin, dass die Biologen es nicht darauf abgesehen haben, einen Feind vollständig auszurotten. Vielmehr wirken ihre Waffen nur bei denen, die ein bestimmtes genetisches Profil erfüllen. Wie dem auch sei, die meisten Spezies rotten sich aus, bevor sie die Technik entwickeln, um das Weltall zu erobern.«
    »Also hatten die Terraner einfach nur mehr Glück?«
    »Das kann man so nicht sagen. Ich erkläre es dir gleich. Wir hatten schon einige Kolonien im All errichtet, bevor der Krieg ausbrach, der unseren Planeten zerstörte. Einige dieser Kolonien haben sich nicht mit in den Krieg hineinziehen lassen und wurden autark. Und so konnten wir überleben. Wir haben dann nach und nach die Planeten unseres Heimatsystems für unsere Zwecke genutzt. Der Mars, von dem ich stamme, ist ein gutes Beispiel dafür, aber da solche Projekte anstrengend und langfristig sind, zogen viele unserer Leute es vor, durchs All zu reisen.«
    »Es wird noch viele Jahrhunderte dauern,

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