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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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etwas besprochen. Es waren Entscheidungen zu treffen, die nur die Hochkrone treffen konnte. Wir haben uns für einen Weg entschieden, den unser Bruder nicht mitgehen konnte … oder nicht mitgehen wollte. Er zog es vor zu sterben.« Vwats Stimme klang völlig emotionslos.
    »Ihr wollt doch nicht etwa auch …«, stammelte sie und blickte auf den Leichnam. Wind kam auf, und die Bäume rauschten furchterregend.
    »Wir haben noch viel zu erledigen.« Krish'pha stützte sich mit einer Hand auf Vwats Schulter. »Du darfst unseren Bruder auf keinen Fall bewegen. Es ist bei uns so Tradition, dass ein Mitglied der Hochkrone dort liegen bleiben muss, wo er verstorben ist. Damit man sich an ihn erinnern kann, bis es besser ist, ihn zu vergessen.«
    Plötzlich umarmte der Randallaner den Greif und die beiden rieben die Gesichter aneinander. Dann drehte sich Krish'pha wortlos um und verschwand zwischen den Bäumen.
    »Wir wollen zurückgehen und versuchen, noch etwas zu schlafen«, sagte Vwat. »Du darfst weder mit Kuf noch mit jemand anderem darüber sprechen, was hier geschehen ist.«
    »Aber was ist mit Krish'pha?«
    »Er hat seine Gründe … und ich meine.« Der Greif drehte sich um und ging Richtung Lager davon, wobei er seine steifen Hinterbeine mühsam hinter sich herzog. »Versuche zu vergessen, dass du uns gesehen hast und was geschehen ist. Und – jetzt spreche ich als Mitglied der Hochkrone zu dir – wenn du darüber einen Bericht schreiben musst, solltest du auf jeden Fall verhindern, dass meine Leute davon erfahren. Sie brauchen nicht zu wissen, wie sich die Dinge in Wahrheit abgespielt haben.«
    Der Wind frischte auf, als sie ihm folgte, und die Zweige schlugen ihr ins Gesicht. Auf dem Waldboden bewegten sich unheimlich wirkende Schatten wie kleine Gestalten hin und her.
    Sie beeilte sich, um ihn einzuholen. Dann fragte sie: »Darf ich wissen, von welchen Pflichten du gesprochen hast?«
    »Je weniger du weißt, desto besser.« Er ging einfach weiter.
    »Worüber hast du dich mit Krish'pha unterhalten?«
    Er drehte sich abrupt um, reckte den Kopf und sagte dann in der formellsten Form der Wahren Sprache: »So wisse also – es dient möglicherweise unseren Zwecken, wenn ein Terraner darüber informiert ist. Wir hatten zwei schwere Aufgaben zu erledigen. Und dann teilte uns unser Bruder seine Erinnerungen mit. Unser Bruder starb, und wir nahmen von ihm Abschied.« Er spreizte einen Flügel ab und legte ihn Clio auf die Schulter.
    »Du darfst das niemals einem meiner Leute erzählen!«
    Sie verbeugte sich tief, und dann hatte sie plötzlich das Gefühl, die traditionellen Ehrenbezeugungen leisten zu müssen. Als sie die Berührung des Flügels spürte, blickte sie zum Himmel und bemerkte, dass eine Wolkenfront aufgezogen war und zwei der Monde verdeckte. Als die Wolken auch Tristan erreichten, wurde es völlig dunkel. Der Wind riss an Clios Haaren und an ihrer Kleidung. Still stand sie da und blickte Vwat in die dunkelgrauen Augen. Im fahlen Mondlicht sah er aus wie eine tausend Jahre alte Statue, und nicht wie ein lebendiges Wesen.
    »Wir müssen jetzt ins Lager zurück. Es gibt einen Sturm, und du solltest in deiner Notbehausung stecken, wenn es zu regnen beginnt.«
    Als sie in die Mischung aus Schlafsack und Zelt kroch, die Vwat als Notbehausung bezeichnet hatte, fragte sie sich, ob sie das gerade erst Geschehene am Morgen nicht für einen schlimmen Traum halten würde.

Kapitel 15
    Alssie aufwachte, prasselte der Regen auf ihr Zelt nieder. Sie versuchte sich einzureden, dass letzte Nacht etwas anderes geschehen war als das, woran sie sich erinnerte. Doch sie konnte sich nichts vormachen, die Erinnerung blieb völlig klar und lebendig. Sie holte ihre Kleidung aus der Trocknertasche. Die in der Tasche integrierten und von ihrer Körperwärme angetriebenen Kapillarpumpen hatten die Wäsche zwar erwärmt und getrocknet, dennoch roch der Stoff stark nach Schweiß. Sie hatte nur wenig Platz, um sich anzuziehen, und wälzte sich entsprechend herum. Anschließend lag sie einen Moment still da und genoss die Wärme, die sie nun umgab.
    Sie seufzte innerlich, zog den alten Allwettermantel an und trat in den Regen hinaus. Sie stellte die Pumpen der Trocknertasche auf Automatik und packte ihre Sachen zusammen. All das machte sie ohne nachzudenken; ihre Gedanken schienen irgendwie blockiert zu sein. Dann setzte sie sich auf einen Felsblock, holte etwas Trockenfleisch hervor und kaute lustlos darauf herum.
    Die beiden

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