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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Hinterbeine waren steif und unbeweglich. Wo die Adern dicht unter der Hautoberfläche verliefen, schimmerten sie dunkelblau. Clio blickte verstohlen zu ihm hinüber, als er ächzend versuchte, seine Beine ein wenig zu strecken und die Gelenke zu lockern.
    »Wo ist denn Krish'pha heute Morgen?«, fragte sie plötzlich.
    Er sitzt unten am Fluss und bemitleidet sich selbst. Er hat schon eine ganze Weile nicht mehr mit uns gesprochen.
    »Er tut nur das, was er tun muss«, erklärte Vwat.
    Clio konzentrierte sich darauf, ihre Beeren aufzuessen, obwohl sie eigentlich keinen Hunger mehr verspürte.
    Schließlich sagte Kuf: »Es tut mir Leid, Eure Hoheiten, aber ich fürchte, wir müssen jetzt weiterfliegen.«
    Lautlos verließ Dintanderoderam Clios Schoß und glitt in Vwats Beutel. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Greif vor Kälte erschauerte. Kuf rief Krish'pha herbei, er kam sehr langsam zu ihnen hinüber und stellte sich neben Vwat.
    »Wenn wir diesen Hügel hinaufklettern, können wir leichter starten. Wenn Eure Hoheiten mir folgen wollen.« Kuf drehte sich um und erklomm den Hügel.
    »Ich bin müde«, jammerte Krish'pha. »Ich habe keine Lust zu laufen.«
    »Dann fliege doch selbst«, erwiderte Vwat schroff und kletterte hinter Kuf her. Für einen Moment blieb Krish'pha stehen, dann setzte auch er sich in Bewegung. Clio war den Greifen in diskretem Abstand gefolgt.
    Kuf hatte richtig vermutet. Auf der anderen Seite fiel der Hügel sanft zum Fluss ab. Clio ruhte sich einen Moment aus, wobei sie sich mit einer Hand an dem Greif abstützte. Dann atmete Kuf einmal tief durch und rannte den Abhang hinunter. Beinahe wäre er über den Rand gestürzt, weil er so schnell geworden war, dass er fast den richtigen Augenblick für den Absprung verpasst hätte. Einige Male schlug er heftig mit den Flügeln, Clio zog sich auf seinen Rücken hinauf, und gemeinsam schossen sie ins Tal hinunter. Dort fand Kuf schnell einen warmen Aufwind, auf dem er ohne große Anstrengung dahingleiten konnte.
    Sie erreichten bald ihre normale Flughöhe, und Clio blickte nach unten, wo Vwat und Krish'pha nebeneinander den Hügel hinunterliefen. Sie schafften den Absprung ohne Probleme – allerdings sah es für einen kurzen Moment brenzlig aus, als sie mit hoher Geschwindigkeit auf den Fluss zuflogen. Dann fand auch Vwat den warmen Aufwind und flog bereits wenig später neben ihnen her.
    »Er wird es nie lernen«, witzelte Clio.
    »Die Sonne wird ihm heute helfen. Hoffe ich … Der Regen gestern Nacht hat ihm gar nicht gut getan! Und heute Nacht stehen die Monde in geringster Entfernung zueinander – nach Mitternacht wird es also wieder heftige Regengüsse geben!«
    Kuf zog ein paar Kreise und flog wieder näher an die Hochkrone heran. Clio gab ihnen das Zeichen zu folgen. Krish'pha signalisierte, dass er einverstanden war.
    »Mit Vwat habe ich eigentlich kein Problem, aber Krish'pha macht mir Sorgen! Er sieht so aus, als bereite er sich auf den Tod vor. Er schmollt und weigert sich, dem Bündnis beizutreten.«
    »Dintanderoderam hat mir das auch schon erzählt«, sagte Clio. »Das wäre jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt, ein Mitglied der Hochkrone zu verlieren!«
    »Wenn wir die Hochkrone nicht mehr haben, ist alles verloren! Sie haben bisher noch keine Nachfolger benannt. Vwat und Dintanderoderam sagten beide, dass sie es eigentlich machen wollen, aber Krish'pha war dagegen. Wir dachten, das wäre ein gutes Zeichen, weil er offensichtlich noch nicht sterben wollte, aber jetzt glaube ich fast, er hat sich aus reiner Dickköpfigkeit geweigert!«
    »Was geschieht, wenn sie sterben, ohne ihre Nachfolger bestimmt zu haben?«, fragte sie.
    »Die Tradition verlangt in diesem Fall, dass sich die Anführer aller Clans an dem großen Versammlungsort treffen. Dort werden dann große Reden gehalten, Geschäfte arrangiert und manchmal auch ein paar Duelle ausgefochten – bis sie sich irgendwann auf die Nachfolger geeinigt haben. Aber wie sie es diesmal schaffen wollen … ich weiß es nicht!«
    »Das wird bestimmt nicht einfach«, stimmte Clio ihm leise zu. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte; auf jeden Fall schwieg er eine ganze Weile. Sie flogen ruhig durch den morgendlichen Sonnenschein, und Clio versuchte, die Hochkrone im Auge zu behalten und zugleich ergiebige Futterplätze zu erspähen, die den Greifen günstige Startmöglichkeiten boten.

Kapitel 13
    Als sie an diesem Abend landeten, schien Krish'pha

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