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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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Greife schliefen noch friedlich. Kuf sah man die Strapazen der letzten Tage deutlich an. Ihr fielen die tiefen Falten rings um seinen Schnabel auf – waren da überhaupt Falten gewesen, als sie ihn kennen gelernt hatte? –, und die dunklen Adern traten deutlich hervor. Seine Rippen und das Schlüsselbein waren deutlich sichtbar. Er fuhr sich immer wieder im Schlaf mit der Pfote durchs Gesicht, als wollte er einen schlechten Geruch wegwischen. Vwat schien sich in dieser Nacht gut erholt zu haben, er wirkte nicht mehr so alt und schlief friedlich.
    Als sie ihn so anstarrte, wachte er auf und sah sie an. »Können wir unsere Reise fortsetzen, wenn Kuf und ich etwas gegessen haben?«
    »Ja.«
    Er nickte, spreizte einen Flügel und rüttelte Kuf wach. »Aufstehen, frühstücken! Wir haben noch eine weite Reise vor uns.«
    Kuf richtete sich leicht verwirrt auf und fragte: »Fühlen sich Euer Hoheit heute besser?«
    Vwat antwortete nicht, denn er war schon damit beschäftigt, sein Frühstück hinunterzuschlingen. Er hatte wohl einige Sukkulenten gefunden, die Dhyvrha genannt wurden. Sie glichen dem terranischen Blumenkohl, waren jedoch dunkelrot und für Clios Geschmack viel zu bitter. Kuf sah sich mehrmals um, doch als niemand mit ihm sprach, folgte er Vwats Beispiel und begann hastig zu essen.
    Währenddessen wurde es langsam hell, und der Regen ließ nach. Als Vwat schließlich seine Mahlzeit beendet hatte und sich wohlig streckte, war von den Regenwolken kaum noch etwas zu sehen.
    »Ohne Last auf dem Rücken kann ich direkt von hier losfliegen«, sagte er. »Kuf, dort oben auf dem Hügel ist ein Felsenüberhang, von dort aus kannst du gut starten. Du übernimmst heute die Führung, und wenn ich nicht mehr weiterkann, wirst du eine Nachricht von mir überbringen!«
    »Ich habe verstanden und werde gehorchen, egal welche Konsequenzen das für mich hat«, sagte Kuf sehr formell und machte die üblichen Ehrenbezeugungen.
    »Deine Loyalität rührt mich zutiefst«, sagte Vwat freundlich, bevor er abflog. Kuf und Clio stiegen etwa hundert Meter den Hügel hinauf. Sie schwiegen, während Clio ihre Tasche befestigte und nach den Riemen griff. Zusammen mit Kuf sprang sie über den Rand der Klippe und zog sich auf seinen Rücken. Kuf musste stark mit den Flügeln schlagen, um an Höhe zu gewinnen. Sie drehten einige Runden und suchten nach einem geeigneten Aufwind, fanden aber keinen.
    Als sie weit genug aufgestiegen waren, wandten sie sich Richtung Osten.
    Nach ihrem ersten Zwischenstopp hatten sich die Regenwolken aufgelöst, und der Himmel war wieder klar. Vom Land stiegen Aufwinde zu ihnen empor, und der Flug gestaltete sich für Kuf weniger anstrengend. Als sie eine bequeme Flughöhe erreicht hatten, sagte er: »Lass uns heute so weit fliegen, wie wir können. Der kleine Mond wird bald untergehen, und ich will noch unsere genaue Position ermitteln.«
    »Gut, wie du willst. Das war ein schwerer Start heute Morgen!«
    »Ja, das kann man wohl sagen.« Er schwenkte nach links ab, segelte ein paar mal hin und her und fand schließlich einen warmen Aufwind, der von dem dunklen Felsgestein zu ihnen aufstieg. Kuf und Vwat zogen mehrere Kreise, bis sie wieder an Höhe gewonnen hatten.
    »Ich schätze, selbst wenn du weißt, was hier vor sich geht, hat dir die Hochkrone befohlen, nicht darüber zu sprechen.«
    »Ja!«
    »Hast du noch andere Befehle erhalten, von denen ich wissen sollte?«
    »Nein«, sagte Clio, »andere Befehle habe ich nicht erhalten.«
    »Also gut, dann wissen wir ja, was wir zu tun haben.« Der Greif klang nicht so, als wäre er ihr böse. Clio wusste wirklich nicht, was sie noch sagen sollte. Als Tristan unterging, bestimmte Kuf ihre Position. Sie befanden sich schon weiter südöstlich, als er angenommen hatte. Da Vwat weniger Last zu tragen hatte, waren sie viel schneller vorangekommen.

Kapitel 16
    Es war bereits später Nachmittag, als sie das traditionelle Lager von T'xhur fanden, einen der großen Sammelplätze der Streitkräfte, an dem die Krieger zusammenströmten, wenn sie ihre Feldzüge gegen die Banditen und Rebellen dieses Kontinentes unternahmen.
    Die Gruppe flog in geringer Höhe über einen Bergrücken und nutzte dabei die aufsteigende Luftströmung aus. Unter ihnen breitete sich fruchtbares Schwemmland aus. Vielleicht war dieses Tal einst von einem der Gletscher geschaffen worden, in der Zeit zwischen der großen Kälte und der tiefen Dunkelheit, von der die Handschlangen zu berichten

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