Kreuzzüge
bis Terra wieder bewohnbar ist. Wenn wir also Planeten finden, die wir besiedeln können – was durch das Runeberg-Gate mit minimalem Energieaufwand möglich ist –, dann haben wir viel zu gewinnen und wenig zu verlieren. Sich auf anderen Welten anzusiedeln hat für uns noch weitere Vorteile. Zum Beispiel können wir dort einen Großteil unserer Überproduktionen loswerden, wir können unliebsame Gruppierungen dorthin abschieben und sind außerdem so beschäftigt, dass wir gar keine Zeit finden, um noch mehr Kriege zu führen.«
Krish'pha setzte sich und dachte eine Weile darüber nach. »Ich glaube«, meinte er schließlich, »dass die Dinge einfach früher oder später geschehen, ob wir es wollen oder nicht.«
Er streckte sich und sagte dann zu Kuf und Vwat: »Es sieht so aus, als hättet ihr euer Spiel bald beendet. Wir sollten dann schlafen gehen.«
Kapitel 14
Als Clio aufwachte, dachte sie erst, es wäre schon Morgen. Dann bemerkte sie jedoch, dass die Nacht nur besonders klar war und drei Monde am Himmel standen. Im Westen ging Tristan auf, und sie fragte sich, was sie wohl aufgeweckt hatte.
Um sie herum standen die im silbernen Mondlicht schimmernden Bäume, und es war sehr still. Hier auf Randall kam es selten vor, dass kein Wind wehte. Nichts bewegte sich. In wenigen Stunden, wenn Tristan die anderen beiden Monde erreicht hätte, würden die Gezeitenkräfte dafür sorgen, dass es in den Bergen ein heftiges Gewitter gäbe.
Sie sah zu Kuf hinüber. Er schlief friedlich. Sie hatte angeboten, nachts Wache zu halten, doch hatte er ihr Angebot abgelehnt. Da sie in Begleitung der Hochkrone reisten, konnten sie sich bei einem Überfall ohnehin nicht wirklich zur Wehr setzen, und Flucht kam ebenso wenig in Frage. Also konnte sie genauso gut schlafen.
Die Strapazen der letzten Tage hatten Kuf schnell altern lassen. Die Streifen auf seinem Körper waren nicht mehr so leuchtend pink wie früher, und bald würde er genauso grau sein wie Vwat.
In diesem Moment fiel ihr auf, dass Vwat fehlte. Auch von Krish'pha und Dintanderoderam fehlte jede Spur. Erst wollte sie Kuf wecken; doch aus irgendeinem Grund sah sie davon ab. Leise richtete sie sich auf und kroch vorwärts – warum sie nicht aufstand und aufrecht ging, wusste sie nicht, und sie hatte zudem nicht die geringste Ahnung, wohin sie eigentlich wollte. Irgendetwas trieb sie einfach voran … Die drei Monde spendeten genug Licht, sodass sie sich mühelos zu orientieren vermochte. Selbst unter den Bäumen war es noch hell genug, und in diesem Teil des Waldes war der Boden ohnehin ziemlich eben, sodass sie nicht Gefahr lief, über eine Wurzel zu stolpern. Die Gruppe hatte eine weite Ebene überquert, die sich über den größten Teil von Floyd erstreckte, und befand sich nun am Rand eines Gebirges. Normalerweise sorgten die starken Gezeitenkräfte dafür, dass der Pegel der Gewässer immerzu schwankte. Aber hier am Gebirgsrand sammelte sich das Wasser in riesigen Reservoirs, und der Boden war weich, beinahe sumpfig. Clio sah deutlich die Fußspuren, die der Randallaner und der Greif hinterlassen hatten. Diesen Spuren folgte sie.
Sie hatte kaum hundert Schritte zurückgelegt, als sie die Vermissten fand. Sie saßen sich gegenüber und unterhielten sich leise. Dintanderoderam lag zwischen ihnen.
Irgendetwas sagte ihr, dass die Handschlange tot war. Sie wusste nicht, warum sich die beiden anderen noch nicht das Leben genommen hatten und ahnte, was sie gleich sehen würde – auch wenn sie ihre Augen eigentlich davor verschließen wollte. Clio durfte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn die Hochkrone jetzt starb, ohne ihre Nachfolger bestimmt zu haben. Sie drehte sich um und wollte nur noch so schnell wie möglich zurück zu Kuf.
Mit dem Fuß stieß sie gegen einen Stein, und ein kleines Reptil rannte davon – es war so groß wie eine Spitzmaus, sah aber aus wie ein vierarmiger Affe. Einen Moment lang war es still, und sie blickte sich um.
»Clio, komm ruhig her«, sagte Krish'pha freundlich.
Sie gesellte sich zu den Mitgliedern der Hochkrone.
»Wir bitten dich um Entschuldigung«, sagte Vwat. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass du aufwachen und uns hier finden würdest. Manchmal geschehen Dinge, die andere besser nicht mitbekommen sollten …«
Sie überlegte, ob er sie wohl töten würde. Tristan stand jetzt hoch am Himmel, und das fahle Mondlicht fiel auf ihre Gesichter.
»Was ist geschehen?«, fragte Clio leise.
»Wir haben
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