Kreuzzug der Templer
Würfel. Alles andere war unwichtig, und er spürte zunächst die Wärme, die das Artefakt abgab. Sofort floss diese über auf seine Hände, und Godwin durchströmte dabei ein gutes Gefühl.
»Und?«, fragte Sophie.
»Ich hoffe, dass es klappt.«
»Wunderbar.«
Sie wusste genau, wann sie ihren Mann in Ruhe lassen musste und hielt ab jetzt den Mund. Dabei war ihr Blick nach vorne gerichtet, und sie hatte eine entspannte Haltung angenommen. Sophie glaubte ihrem Mann, dass etwas nicht stimmte. Er konnte sich auf seine Gefühle verlassen.
Er selbst verlor sich auf eine bestimmte Art und Weise. Er tauchte einfach weg. Für ihn gab es die normale Umgebung so gut wie nicht mehr. Er konzentrierte sich einzig und allein auf das Artefakt und schaute gegen seine Oberfläche.
Er und der Würfel mussten eine Verbindung eingehen, eine Symbiose. Der eine musste vom anderen profitieren, erst dann war der Würfel in der Lage, seine gesamte Kraft zu verteilen und ihm die entsprechenden Botschaften zu übermitteln.
Es war still im Raum. Aber es wurde noch stiller, denn Sophie und auch Godwin hielten den Atem an. Kein Geräusch drang aus ihren Mündern. Es sprach niemand ein Wort, und trotzdem konnte man den Eindruck haben, keine »leere« Stille zu erleben. In ihr schwang etwas mit. Es war nicht zu fassen, aber man konnte bereits von einer Botschaft sprechen, und Godwin, der seine Handflächen weiterhin gegen die Seiten des Würfels gedrückt hielt, erlebte den ersten Schub. Bisher hatte sich im Innern des Würfels nichts getan, was sich nun änderte. Die hellen Schlieren gerieten in leicht zuckende Bewegungen. Mit ihren Schwänzen stießen sie ab. Sie waren unruhig geworden, denn etwas hatte sie aus ihrem Zustand gerissen.
Sie wollten eine Botschaft transportieren. Sie wollten die Botschaft demjenigen geben, dem der Würfel gehörte, und Godwin spürte, wie der Druck stärker wurde. Er hatte den Eindruck, in den Würfel hineinzutauchen, und er war sich jetzt sicher, dass ihm der Würfel eine Botschaft übermitteln würde.
Noch erlebte er nichts Konkretes. Er wusste nur, dass etwas vorhanden war, doch es schwebte noch zu weit von ihm entfernt. Dass sich Sophie in seiner Nähe befand, hatte er vergessen. Für ihn gab es nur den Würfel, der wie zu einem Meer geworden war, das den Mann verschlingen wollte.
Die Schlieren bewegten sich hektischer. Sie transportierten die Botschaft an den Besitzer des Würfels. Sie spürten genau das Andere, Fremde, das sich aufgebaut hatte.
Der Würfel verlor seine Farbe nicht. Aber sie bekam einen Riss. Sie glitt nach rechts und links weg, sodass sich innerhalb des Würfels so etwas wie eine Schlucht auftat, in der sich die schlierenartigen Übermittler bewegten.
Der Templer hatte Probleme, damit zurecht zu kommen. Nur wusste er, dass man ihn nicht täuschte. Der Würfel log nicht. Wenn er eine derartige Schlucht zeigte, dann hatte das etwas zu bedeuten, und zwar für ihn persönlich.
Godwin starrte auf die Oberfläche. Er hatte alles um sich herum vergessen und wartete förmlich darauf, in den Würfel einzutauchen. Schließlich verlor er sich selbst. Er merkte nicht mehr, dass er auf einem Stuhl saß und seine Hände dabei den Würfel umschlossen. Da schien so vieles anders geworden zu sein.
Die Schlucht war da!
Sie zog sich nicht zurück. Rechts und links dunkle Wände. Dazwischen ein Spalt.
Die Gedanken des Templers arbeiteten fieberhaft. Er schaffte es, sich aus der Erstarrung zu lösen, sodass der Würfel ihn nicht mehr ganz einnahm. Schritt für Schritt näherte er sich wieder der Normalität, und das war für ihn sehr wichtig.
In seinem Kopf rasten die Gedanken. Das Bild hatte etwas zu bedeuten. Er war sich sicher, dass er das Bild kannte und...
Plötzlich fiel er nach unten. Sein Denken war wieder frei, und zugleich stieg etwas Helles, Wolkiges innerhalb der Schlucht hoch. Es sah aus wie Nebel und verschleierte einen Teil der Sicht.
Trotzdem wusste Godwin Bescheid, was ihm der Würfel in seinem Innern präsentierte.
Es war ein bestimmtes Bild, das ihm nicht fremd war.
Er kannte es gut, denn die Schlucht, die er innerhalb des Würfels sah, befand sich nicht weit von ihm entfernt.
Godwin de Salier sah genau in die Kathedrale der Angst!
Mit einer heftigen Bewegung löste er beide Hände von dem Würfel des Heils. Er ließ sich nach hinten fallen und wurde von der Stuhllehne abgefangen. Sein Gesicht war blass geworden. Unter der Wangenhaut zuckten die Muskeln. Seine Augendeckel
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