Kreuzzug der Templer
in der Lage, schnell genug zu reagieren.
Bevor er wegtauchen konnte, fuhr die Sense in Kopfhöhe durch die Luft. Ich hörte das schleifende und hässliche Geräusch, und plötzlich war vom Kopf des Mannes nur noch die Hälfte vorhanden. Selbst in der Dunkelheit war das zu erkennen, und ich hatte wirklich das Gefühl, in den folgenden Sekunden einzufrieren.
Dass Cluny zu Boden sank, bekam ich nicht mit. Ich blieb in der Enge zwischen den Fahrzeugen stehen, aber ich hatte meine Beretta gezogen. Etwas anderes konnte ich nicht tun.
Der Killer hatte seine Waffe wieder angehoben. Ich musste davon ausgehen, dass jetzt ich an der Reihe war. So weit ließ ich es nicht kommen.
Zweimal peitschte die Waffe auf. Mit beiden Kugeln hatte ich auf den Kopf gezielt.
Der unheimliche Killer fing an zu wanken. Er trat mit unsicheren Schritten zurück, sodass die Sense keine Gefahr mehr für mich bedeutete und ich die Verfolgung aufnehmen konnte.
Er gab nicht einen Laut von sich. Ich hätte mich liebend gern um Gisbert Cluny gekümmert, aber der Mörder war wichtiger. Ob ich es hier mit einem normalen Menschen zu tun hatte, war kaum die Frage. Ich glaubte nicht daran.
Die Gestalt stand nicht mehr. Sie kippte nach hinten, und der Umhang fing an zu flattern. Es sah für mich so aus, als würde ein dunkles Zelt in sich zusammensacken.
Ich holte meine Lampe hervor. In der anderen Hand hielt ich die Beretta fest, falls ich noch einen Schuss abgeben musste. Die Sense, sie war gar nicht mal so groß, lag neben der Gestalt. Sie würde keinen Menschen mehr töten.
Ich schob mit dem Fuß einen Teil des Umhangs zur Seite, um einen freien Blick zu bekommen.
Viel sah ich nicht, aber ich schaltete das Licht ein, und der Kegel der Lampe fiel auf ein Gesicht.
Scharf saugte ich den Atem ein.
Das war kein Gesicht mehr.
Es handelte sich vielmehr um eine Masse von graugrüner Farbe, die sich bewegte. Sie kam mir wie ein Schwamm vor. Was sich allerdings dort bewegte, sah ich nicht. Keinen Mund, keine Nase, und auch Ohren waren nicht auszumachen. Es war etwas Plattes, etwas Neutrales, das ich mit einem Tritt zerdrückte wie weichen Matsch.
Dann sorgte ich dafür, dass die Kutte zur Seite gedrückt wurde. So konnte ich einen Blick auf den Körper werfen, der nicht mehr als ein lang gezogener Klumpen war, als wäre er aus Lehm geformt worden. Ähnlich wie bei einem Golem.
Dabei war er ein Templer. Ich selbst hatte das Tatzenkreuz auf der Kutte gesehen. Aber war er das wirklich gewesen?
Ja und nein. Er war den falschen Weg gegangen, doch für ihn war es der richtige gewesen.
Ich musste Gisbert Cluny Abbitte leisten. Er hatte von einem Verfolger gesprochen. Vom Tod, der ihm auf den Fersen gewesen war. Ich hatte es nicht so recht glauben wollen, und nun stiegen die Vorwürfe in mir hoch. Hätte ich mich besser darauf eingestellt, wäre der Mann möglicherweise zu retten gewesen.
Den schlüssigen Beweis, dass er umgekommen war, hatte ich noch nicht erhalten. Deshalb ging ich zu ihm und tat etwas, was mir gar nicht gefiel. Ich leuchtete ihn an.
Der Strahl fiel auf den Kopf!
Es war schlimm. Diese verfluchte Sense hatte ganze Arbeit geleistet. Meinen ersten Verdacht sah ich bestätigt. Das genaue Bild prägte ich mir nicht ein. Es war einfach zu schrecklich.
Ich hatte gedacht, noch einige Stunden schlafen zu können. Das war nun vorbei. Im Mund spürte ich den bitteren Geschmack. Ich stand allein auf dem Parkplatz und war der Verlierer. Ich fühlte mich deshalb verdammt mies.
Ich holte das Handy hervor und rief beim Yard an. Unsere Leute sollten sich um den Toten kümmern.
Für mich aber stand eines fest, es gab diese Templer, und wenn mich nicht alles täuschte, stand mir ein mörderischer Kreuzzug bevor...
***
Der Templer atmete tief durch, nachdem er die Frage seiner Frau Sophie gehört hatte. »So ist es.«
»Und was ist der Grund?«
Godwin lag nicht mehr. Er hatte sich bereits aufgesetzt. »Ich kann ihn dir nicht nennen.«
»Das dachte ich mir.«
Er drehte seinen Kopf nach links. »Und was ist mit dir, Sophie? Warum kannst du nicht schlafen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Liegt es am Wetter?«
»Nein.«
»Immerhin haben wir Vollmond«, gab er zu bedenken.
»Ja, das schon, aber er hat mich bisher nie gestört. Ich bin da eigentlich recht unempfindlich.«
Godwin nickte, obwohl seine Frau es in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Er schob seine Schlaflosigkeit ebenfalls nicht auf das Wetter, es musste andere Gründe haben – und die
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