Kreuzzug der Templer
ist – oder?«
»Das wird er sein.«
»Dann bis später vielleicht.«
»Ja, Sir.«
Ich ging an dem Mann vorbei, ohne ihn richtig gesehen zu haben. Mein Ziel war der Haupteingang des Bahnhofs, der Touristen immer wieder zum Staunen brachte, denn dieses Entree war einfach genial. Alt, aber trotzdem zeitlos. Ein Rundbogen, Säulen und ein sehr breiter Eingang, der sein musste, um die Menschenmassen zu fassen.
Waterloo Station war der Bahnhof, den die Züge anliefen, die aus Osten oder Südosten kamen. Die meisten von ihnen hatten Dover als Ausgangspunkt. Natürlich brachten sie viele Touristen vom Kontinent mit, die hier ausstiegen, um London zu »überschwemmen«.
Um diese Zeit war der Bahnhof so gut wie leer. Den kühlen Wind ließ ich hinter der Tür zurück. Besonders kalt war es zu dieser Jahreszeit noch nicht geworden, was Ende Oktober auch selten vorkam. Aber das Klima befand sich wohl im Umschwung.
Ich betrat die hohe und mächtige Halle des Bahnhofs. Da war nichts von einer nächtlichen Finsternis zu spüren. Es gab auch nicht die große Leere wie in vielen anderen Bahnhöfen kurz nach der Tageswende. Okay, tagsüber war es voller, aber auch jetzt befanden sich noch Menschen hier, denn weiter unten befand sich noch eine U-Bahn-Station.
Auf den Bänken saßen Reisende neben ihrem Gepäck, dösten vor sich hin oder hörten Musik mit Kopfhörern. Manche beschäftigten sich auch mit Video Games, andere wiederum starrten einfach nur vor sich hin.
Hin und wieder war eine Lautsprecherstimme zu hören, die Informationen durchgab. Ich konnte an einer großen Tafel ablesen, dass der Zug aus Dover keine Verspätung hatte und pünktlich einlaufen würde.
Was auffiel waren nicht nur die Augen der Kameras, auch die Sicherheitsleute waren nicht zu übersehen. Sie patrouillierten durch die mit großen Fliesen bedeckt Halle, und mir stach auch der eine oder andere Polizist ins Auge.
Hier kam die Welt nie zur Ruhe, aber so etwas gehörte auch zu einer Stadt wie London.
Auf das Treffen mit Gisbert Cluny war ich gespannt. Ich kannte ihn nicht, aber er hatte von mir gehört, und er wollte mir etwas Ungewöhnliches mitteilen.
Als ich ihn nach den Gründen gefragt hatte, wollte er nicht antworten, zumindest nicht am Telefon. Er fühlte sich bedroht und erwartete von mir Schutz.
Nach einigem Reden hatte er sich doch erweichen lassen und mir einen Tipp gegeben. »Um Templer geht es, Mr. Sinclair, um Templer! Aber um besondere Ritter, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Wie besonders?«
»Sie werden es hören.«
Das würde ja bald der Fall sein, falls der Mann tatsächlich im Zug saß.
Es war abgemacht, auf welchem Bahnsteig wir uns treffen würden, und ich bewegte mich auf das Ziel zu. Die Geräuschkulisse der Halle blieb hinter mir zurück. Ich erreichte jetzt andere Regionen, in denen es auch kühler war, denn der Wind fand immer wieder eine Lücke, um hindurchzufegen.
Ich hatte noch ein paar Minuten Zeit, bis der Zug eintraf. Im Schatten einer Säule blieb ich stehen und wartete ab. Ein angenehmer Ort war es nicht. Trotz der Säule spürte ich den Wind.
Unter dem Dach flogen einige Tauben hin und her, als suchten sie nach einem Schlafplatz. Wenn auf den anderen Gleisen ein Zug einlief, hörte es sich überlaut an.
Was wollte mir dieser Gisbert Cluny sagen? Ich kannte nur seinen Namen, mehr nicht. Ich hatte natürlich über ihn Nachforschungen angestellt, aber unsere Computer hatten nichts hergegeben. Cluny war und blieb ein unbeschriebenes Blatt.
Allerdings ging ich davon aus, dass es schon sehr wichtig sein musste, sonst hätte er mich nicht kontaktiert. Und der Begriff Templer hatte mich ebenfalls aufmerksam werden lassen.
Allerdings hatte ich mich nicht mit meinen Templerfreunden in Alet-les-Bains in Verbindung gesetzt. Sollte es mit ihnen zu tun haben, würde ich das noch immer können. Zunächst mal wollte ich mir anhören, was mir dieser Cluny zu sagen hatte.
Als Polizist ist man oft genug auf Informanten angewiesen, um in einen Fall einsteigen zu können. Das war auch hier so. Ich hoffte nur, dass ich in dieser dunklen Nacht auch den entsprechenden Erfolg haben würde. Alles, was mit den Templern zu tun hatte, reizte mich durchaus, obwohl es in der letzten Zeit ruhig um sie geworden war. Das große Grauen und die große Veränderung hatten sie hinter sich.
Meine Freunde mit ihrem Anführer Godwin de Salier waren durch die Hölle gegangen. Ihre Gegner hatten ihnen alles abverlangt, und die Templer
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