Kreuzzug der Templer
mal.«
»Das ist wohl wahr.«
»Danke.«
»Und was haben Sie entdeckt? Sie müssen ja etwas entdeckt haben, sonst hätten sie keine Angst.«
Er schaute mich sekundenlang an, bevor er mit leiser Stimme sagte: »Ich weiß, dass Sie sich auskennen, Mr. Sinclair, was die Templer angeht. Sie sind über ihr Werden und über ihr Verschwinden informiert.«
»Ein wenig schon.«
»Das ist gut, das ist sogar sehr gut.« Er zog die Nase hoch und räusperte sich. »Wie ich schon erwähnte, ich habe mich erkundigt, ich habe viel gelesen und bin da auf eine Geschichte gestoßen, die sich im Mittelalter abgespielt hat.«
»Zur Zeit der Kreuzzüge?«
»Genau.«
Ich hob die Schultern. »Es war nicht eben eine sehr schöne und fröhliche Zeit.«
Cluny lachte. »Das sicherlich nicht. Ich habe da meine theoretischen Erfahrungen sammeln können. Wir wollen nicht allgemein über die Templer reden, das würde zu weit führen. Ich möchte nur auf eine Gruppe von ihnen zu sprechen kommen, die sich ebenfalls an den Kreuzzügen beteiligt hat. Es waren Templer, die mit gutem Gewissen gegen die Ungläubigen zogen, die aber sehr schnell merkten, dass es noch etwas anderes gab, als den Glauben zu verteidigen.«
»Und was?«
Die Augen des Franzosen leuchteten auf. »Etwas, das sich bis zum heutigen Tag nicht geändert hat. Es war die Gier nach Gold, nach Reichtum. Nach dem Mammon. Sie wollten unabhängig sein, und dafür sorgte das Gold, das sie sich unter den Nagel rissen und damit in ihre Heimat zurückkehrten.«
»Nach Frankreich?«
»Ja, Südfrankreich.«
»Und weiter?«
Er hob die Schultern. »Sie haben sich ein besonderes Versteck gesucht für sich und ihre Beute. Aber sie wurden nicht glücklich damit. Sie hätten ihr Leben so weiterführen sollen wie vor dem Fund. Das haben sie nicht getan. Sie wollten sich mit dem Gold ein schönes Leben machen und natürlich Macht erringen.«
»Schafften sie das?«
»Ich weiß es nicht. Die ganze Sache lief ja anders. Das Gold muss sie verblendet haben, denn es kam ihnen in den Sinn, etwas anderes auszuprobieren. Sie wussten natürlich, dass es Gut und Böse gab. Damit sind nicht die Christen und die Muslime gemeint, nein, bei ihnen spielte es sich auf einer höheren Ebene ab. Auf der einen Seite standen sie«, Cluny deute auf die rechte Kante des Tisches, »und auf der anderen stand der Teufel.« Er deutete nach links. »An ihn haben sie sich verkauft.«
Ich dachte kurz nach. Zu einem Resultat kam ich nicht, weil ich nur Allgemeines erfahren hatte.
»Was bedeutet das im Einzelnen?«, wollte ich wissen.
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht.«
»Was tat der Teufel mit ihnen? Oder was taten sie mit ihm?«
Bevor Cluny antwortete, schaute er sich um. Aber es war niemand zu sehen, der uns hätte gefährlich werden können. »Der Teufel muss sie erhört haben. Er gab ihnen das, was sie wollten.«
»Und was war es?«
»Ich kann es kaum nach vollziehen«, flüsterte Gisbert Cluny. »Es ist zu unwahrscheinlich und eigentlich nicht zu glauben.«
»Sagen Sie es!«
»Sie sind nicht tot, Mr. Sinclair. Sie sind wieder da. Sie sind aus ihrem Grab gestiegen. Die Hölle muss ihnen die entsprechende Kraft gegeben haben, und jetzt sind sie bereit, um Angst und Schrecken zu verbreiten.«
Ich ließ mir die Worte durch den Kopf gehen und musterte mein Gegenüber dabei skeptisch. Aber Gisbert Cluny machte auf mich nicht den Eindruck eines Menschen, der sich das alles nur ausgedacht hatte.
Ich sagte zu ihm: »Sie haben viel gelesen, denke ich.«
»Ha, nicht nur das.« Er verengte die Augen. »Ich habe auch etwas gesehen.«
»Sie?«
Der Franzose setzte sich aufrecht hin und machte einen sehr geraden Rücken, »ja, sie...«
»Templer, die tot waren und trotzdem lebten?«
»Genau.«
Und wo sind sie hergekommen?«, fragte ich.
»Aus ihrem Grab!«
Ich war noch immer sehr locker und sagte: »Das ist ja immerhin schon etwas. Dann gehe ich davon aus, dass Sie das Grab der Templer auch kennen – oder?«
»Es ist mir bekannt.«
»Sehr gut. Und wo liegt es?«
»Ich habe es entdeckt. Es stand in einigen Unterlagen, die ich in Südfrankreich entdeckte. Und dort befindet sich auch ihr Grab. Es hat sogar einen besonderen Namen.«
»Da bin ich gespannt.«
»Es ist die Kathedrale der Angst...«
***
Nach dieser Antwort war es vorbei mit meiner Lockerheit. Ich saß zwar noch auf dem gleichen Stuhl, aber ich hatte das Gefühl, jetzt auf einer heißen Platte zu hocken. Tatsächlich stieg mir das
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