Kreuzzug der Templer
Blut ins Gesicht und rötete es.
Das bemerkte auch Gisbert Cluny. »Haben Sie was, Mr. Sinclair?«
»Nein, eigentlich nicht.« Ich schüttelte nur den Kopf. »Ihre Antwort hat mich allerdings überrascht.«
»Es kommt mir vor, als würden Sie die Kathedrale kennen.«
»Und ob ich sie kenne. Ich bin schon einige Male in ihr gewesen. Allerdings aus anderen Gründen. Dort habe ich zwar ein paar Rätsel auflösen können, doch von diesen Templern habe ich nichts gesehen. Obwohl die Kathedrale der Angst durchaus als Grab bezeichnet werden kann.«
»Das habe ich mit gedacht«, flüsterte Cluny. »Ich bin froh, dass wir hier zusammensitzen. Sie, Mr. Sinclair, sehen so aus, als würden sie mir glauben.«
»Ich versuche es zumindest.«
Er drehte mir seine Handflächen entgegen und sprach mit großer Sorge. »Es gibt die toten Templer, Mr. Sinclair, verlassen Sie sich auf mich. Noch halten sie sich zurück, aber ich bin mir sicher, dass sie sehr bald angreifen werden.«
»Und welchen Sinn könnte das haben?«
»Fragen Sie den Teufel oder welchen Götzen auch immer. Sie sind befreit.«
»Und sie wissen, dass es einen Zeugen gibt, nämlich Sie«, stellte ich fest. »Genau aus diesem Grund haben Sie Angst.«
»Ja, so ist es.«
»Waren Sie in der Kathedrale?«
Er nickte.
Mich wunderte das schon. »Und Sie hatten keine Angst, in diesen Felsen zu tauchen?«
»Doch, natürlich. Aber ich musste ja nachschauen. Ich habe sie gesehen, denn einige von ihnen haben die Kathedrale bereits verlassen. Sie waren eingehüllt in einen ungewöhnlichen Nebel, und sie waren bewaffnet mit Schwertern, Lanzen und Sensen. Ich will nicht schwarz malen. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie das Land bald wie ein Sturmwind überfallen werden – und keiner denkt daran, überhaupt etwas dagegen zu tun.«
»Man muss schließlich erst Bescheid wissen, um etwas unternehmen zu können«, schränkte ich ein.
»Ja, ich weiß. Aber...«
Ich ließ ihn nicht weiterreden. »Wissen Sie, welcher Ort sich in der Nähe der Kathedrale der Angst befindet?«
»Ja, Alet-les-Bains.«
»Sehr gut. Und wissen Sie auch, dass es genau dort ein Templer-Kloster gibt.«
»Natürlich.«
Der selbstverständliche Tonfall der Antwort überraschte mich. »Moment mal«, sagte ich. »Sie wissen also, dass dort ein Kloster existiert, in dem Templer leben.
»Ja.«
»Und warum haben Sie sich nicht mit ihnen in Verbindung gesetzt und sind stattdessen zu mir gekommen?«
»Weil ich denen nicht traue«, stellte Cluny klar.
»Ach. Warum nicht?«
»Es sind Templer.«
»Und?«
Seine Stimme wurde zu einem Zischen. »Ich traue keinem Templer mehr. Im Gegenteil, ich gehe davon aus, dass sich die Templer aus der Kathedrale mit den anderen verbünden wollen, um eine neue große Macht zu bilden. Deshalb bin ich hier zu Ihnen nach London gekommen.«
»Nicht alle Templer müssen schlecht sein. Im Gegenteil. Diejenigen um Godwin de Salier sind meine Freunde.«
»Aber jetzt bin ich bei Ihnen, Mr. Sinclair.«
»Das ist nicht zu übersehen«, sagte ich. »Aber sie haben noch immer Angst.«
»Natürlich.«
»Wovor?«
»Ich werde verfolgt!«, flüsterte Cluny. »Der Tod hängt mir im Nacken. Er ist wie ein Schatten, den man nicht sieht. Ich habe Glück gehabt, dass er mich noch nicht erwischt hat, aber es gibt keinen Ort auf dieser Welt, wo ich vor ihm sicher bin.«
»Haben Sie einen Verdacht?«
»Ähm... nein... oder ja. Ich habe einen Verdacht, aber ich kann ihnen nicht mit Namen dienen. Es muss sich um einen der Templer handeln, die aus der Kathedrale gekommen sind. Man darf sie nicht mehr als Menschen ansehen, mögen Sie auch so aussehen. Sie sind uns über, verstehen Sie. Sie brauchen sich nicht an Regeln zu halten. In ihnen steckt die Macht der Hölle.«
»Und was wollen Sie dagegen unternehmen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nichts dagegen tun. Aber Sie, Mr. Sinclair, Sie können es. Sie sollen so etwas wie mein Leibwächter sein, und sollten sie nach Frankreich fahren, dann werde ich an Ihrer Seite sein. Den Hinweg habe ich allein geschafft. Doch ob das auch für den Rückweg zutrifft, weiß ich nicht.«
»Gut überlegt«, gab ich zu.
»Jeder muss an sich denken.«
»Aber Sie haben noch keinen Verfolger gesehen?«
»Nein, nur gespürt. Er hing mir wie ein Gespenst im Nacken. Ich nahm sogar den fauligen Geruch des Todes in mir auf. Ja, ich habe ihn in meiner Nähe erschnüffelt. Diese Templer besitzen die Kräfte der Hölle. Sie verlassen sich auf den
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