Kreuzzug der Templer
keinen Templer, der dafür nicht Verständnis gehabt hätte.
Schweigend schritten wir durch den Garten auf die hintere Pforte zu. Wir passierten die Kapelle, der das schwache Licht des Mondes einen seltsamen Glanz gegeben hatte. Das Mauerwerk hatte einen grünlichen Schimmer erhalten, und das alte Glas in den Fenstern sah aus, als würde es von innen schwach angestrahlt werden. In dieser Nacht wirkte die kleine Kirche wie ein verwunschenes Bauwerk.
Weitere Vorgaben hatten wir uns nicht gegeben. Wir würden handeln, wie es der Lage entsprach. Godwin war sehr schweigsam. Die Bibel des Baphomet hatte er sich unter den linken Arm geklemmt. Er drückte sie so fest an sich wie einen kostbaren Schatz.
Der Wind hatte nicht nachgelassen. Wie ein raunender Geist fuhr er über das Grundstück hinweg. Er bewegte die Blätter, er brachte uns den Geruch des Herbstes mit, aber die Temperaturen erinnerten mehr an den Sommer.
Das Tor an der Rückseite besaß zwei Flügel. Es war trotzdem nicht besonders breit, doch ein normales Fahrzeug passte hindurch, und ein Reiter würde auch keine Probleme damit haben.
Im Zuge des Umbaus hatte man eine Neuerung geschaffen. Es konnte vom Haus her geöffnet werden. Dafür sorgte ein kleiner E-Motor. Hinzu kamen die beiden Kameras, die es bewachten. Godwin und ich wussten genau, dass wir jetzt im Innern des Klosters auf den Bildschirmen zu sehen waren.
Godwin gab ein Handzeichen.
Die Brüder vor den Monitoren mussten es sehen, und im nächsten Moment erklang ein leises Summen und die beiden Torhälften schwangen zurück.
»Jetzt ist der Weg frei«, flüsterte Godwin. Er blieb auf der Schwelle stehen. Da er seine Füße leicht bewegte, knirschte unter den Sohlen das herangewirbelte Laub. Er schaute strikt nach vorne, und sein Blick verlor sich in der Ferne.
Ich wusste, dass er die Reiter suchte und wartete an der Torseite. Godwin sprach mit sich selbst. Die leisen Worte verstand ich nicht. Ich ahnte jedoch wie es in seinem Innern aussah.
Das Buch gegen seine Frau!
»Ich sehe sie«, sagte er plötzlich. »John, ich sehe sie.«
»Weit weg?«
»Kann man schlecht schätzen. Hören kann ich sie noch nicht, aber der weiche Boden schluckt die Geräusche.«
»Dann komm zurück!«, forderte ich.
»Moment noch...«
»Nein, wir sollten nicht zu früh entdeckt werden. Denk daran, was wir uns versprochen haben.«
»Ja, schon gut. Du hast ja Recht.«
Die fast schon unnatürliche Lethargie des Templers war verschwunden. Er war jetzt wieder der Mann wie ich ihn kannte, obwohl er sich weiterhin Sorgen machte.
Wir hatten ausgemacht, dass die Templer in den Klostergarten hineinreiten sollten. Wenn sie etwa die Mitte erreicht hatten und die Kapelle hinter ihnen lag, wollten wir uns zeigen. Einen Platz als Versteck hatten wir uns schon ausgesucht. Manche Bänke standen in versteckten Winkeln aber zugleich auch wieder so günstig, dass man von ihnen sehen, aber nicht gesehen werden konnte.
Wir gingen mit schnellen Schritten hin, doch keiner von uns setzte sich auf das feuchte Holz. Jetzt hieß es erst mal abwarten.
Ich fragte mit leiser Stimme. »Hast du Suko auch gesehen?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Okay.«
»Aber du gehst davon aus, dass er bei ihnen ist.«
Ich nickte und lachte leise. »Und ob ich davon ausgehe. Suko weiß genau, wie er sich zu verhalten hat. Er kennt alle Tricks.«
»Alles klar.«
Der Templer schaute nicht mich an. Sein Blick war auf das Tor gerichtete. Die Kapelle stand nicht im Weg.
Seinen Templerfreunden hatte Godwin die Anweisung gegeben, nichts zu unternehmen – keine voreiligen Handlungen, keine Angriffe, die alles hätten zerstören kommen.
»John, Sie kommen!«
Ich hatte zwar in seiner Nähe gestanden, dabei aber in eine andere Richtung geschaut, weil ich dem Frieden nicht traute. Es hätte durchaus sein können, dass sich Templer aus der Gruppe abgesondert hatten und auf eine andere Art und Weise versuchten, ungesehen in den Garten zu gelangen.
»Da sind sie!« Godwin streckte seinen rechten Zeigefinger aus, um sie mir zu zeigen.
Er hatte sich nicht geirrt. Sie waren beinahe schon auf dem Grundstück. Dicht vor dem Tor hob sich die Gestalt des Anführers ab. Entweder war er sehr groß oder er saß auf einem besonders großen Pferd, denn er überragte sie alle.
Er ritt langsam. Nicht schneller als im Schritt, und als er die Grenze zum Grundstück der Templer erreicht hatte, hielt er seinen Gaul an und bewegte den Kopf, um mit seinen Blicken so viel wie
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