Kreuzzug der Templer
möglich zu erfassen.
Hinter ihm drängten sich die anderen Höllentempler. Sie hatten ihre Waffen mitgebracht. Die Blätter der Sensen schimmerten wie dunkle Spiegel.
Sie hatten sich auf einen Angriff vorbereitet. Doch nicht nur sie. Auch die Templer von Alet-les-Bains waren gewarnt und lagen auf der Lauer. Wenn es hart auf hart kam, würden auch sie zu ihrem Kreuzzug antreten.
Alain Giradot hatte genug gesehen. Er war wohl zufrieden, denn er trieb sein Pferd durch einen Schenkeldruck wieder an. Er trug die Kutte, die mit einer Kapuze verbunden war. Sie wiederum bedeckten weiterhin den größten Teil seines Kopfes und ließ nur das Gesicht frei, das einen grünlichen Schimmer zeigte.
Da ich so nahe bei Godwin stand, hörte ich ihn heftig atmen. Es glich schon einem Schnaufen. Er war in den letzten Sekunden nervöser geworden.
Die Sorge um seine Frau trieb ihn an. Er wusste nicht, was mit ihr war, und er hatte sie noch nicht gesehen. Sie musste sich in der Mitte dieser Reitergruppe aufhalten, sodass die Sicht auf sie von den Pferden verdeckt wurde.
Er drehte sich zu mir hin. »Wann greifen wir ein.«
»Lass sie erst mal kommen, und zwar alle.«
»Okay. Und was ist mit Suko?«
Ich lächelte. »Mach dir um ihn keine Sorgen. Sieh ihn einfach als Joker an.«
»Ja, ich weiß, wie gut er ist.«
Unser Gespräch verstummte, denn die Templer ritten auf das Grundstück, und Godwin presste plötzlich eine Hand gegen seine Lippen. Er hatte Sophie Blanc gesehen und unterdrückte nun gewaltsam einen Aufschrei.
Ich hatte Sophie ebenfalls entdeckt. Und ich spürte, dass es in meiner Kehle heiß hochstieg. Verdammt noch mal, das sah nicht sehr gut aus.
Sie befand sich in der Mitte der unheimlichen Gruppe, damit hatte ich gerechnet. Aber dass man ihr gleich zwei Stricke um die Handgelenke gebunden hatte, die von zwei Reitern festgehalten wurden und die so die Frau hinter sich herzogen – das hatte ich nicht erwartet.
Bei dieser Szenerie erinnerte mich Sophie an eine Hexe, die zum Scheiterhaufen gebracht wurde.
Ob man sie gefoltert hatte, war nicht zu erkennen, doch sie wirkte sehr erschöpft. Den Kopf hielt sie gesenkt, und sie bewegte beim Gehen die Beine mehr als schwerfällig. Manchmal bekam sie die Füße nicht mehr hoch und ließ sie über den Boden schleifen. Ob Sophie Blanc die Umgebung normal mitbekam, war fraglich. Sie schien nur noch wie ein Automat zu reagieren.
Ich kannte sie, ich mochte sie. Aber Godwin liebte seine Frau. Deshalb nahm ihn der Anblick besonders schlimm mit. Er ließ die Hand von seinem Mund sinken, ich hoffte, dass er sich trotzdem noch zusammenriss.
Aber da passierte etwas mit seiner Frau.
Es war vorbei. Sophie konnte nicht mehr. Sie sackte plötzlich zusammen, als hätte man ihr die Beine unter dem Körper weggeschlagen. Sie fiel nicht ganz auf den Bauch, weil die verdammten Stricke sie hochhielten und die Höllentempler nicht daran dachten lockerzulassen.
Das Bild ging mir nahe.
Bei Godwin war es etwas anderes. Er sah es wohl als Vorboten der Apokalypse an, und der hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. Er konnte und wollte nicht mehr in meiner Nähe bleiben.
Aus seiner Kehle fegte ein Schrei, und ohne auf unsere Absprache Rücksicht zu nehmen, stürmte er vor. Sein Ziel war Sophie. Er brüllte ihren Namen, und er bewegte sich dabei sehr hektisch. Dabei achtete er nicht mehr auf die Bibel des Baphomet und ließ diese zu Boden fallen.
Darum kümmerte er sich nicht. Er schrie noch mal Sophie’s Namen, erreichte sie, packte beide Stricke und riss daran.
Damit hatten die Templer, die sie festhielten, nicht gerechnet. Der heftige Ruck holte sie von den Rücken ihrer Pferde. Beide Gestalten krachten auf die Erde.
Jetzt erst griffen deren Gefährten ein.
Darum kümmerte sich Godwin nicht. Er hatte seine Frau erreicht und sich über sie geworfen. Er schützte sie mit seinem Körper, kniete sich dann hin und brüllte die Templer an, ohne dass jemand verstand, was er rief.
Das war aus dem Ruder gelaufen. Ich hätte vielleicht damit rechnen müssen, dass sich Godwin nicht mehr hatte beherrschen können. Was er getan hatte, war menschlich gewesen.
Mit beiden Händen hielt er Sophie fest und blieb weiterhin knien. Den Kopf hatte er angehoben. Dabei bewegte er ihn und schaute sich hektisch um.
Die Templer hätten ihn töten können. Ihre verdammten Sensen waren tödliche und höllisch scharfe Waffen. Aber das taten sie nicht. Langsam ritten sie von verschiedenen Seiten auf Godwin de
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