Kreuzzug der Templer
nicht deine Freunde. Sie sollen sich im Hintergrund halten.«
Godwin überlegte. Er strich an seiner Nase entlang und runzelte dabei die Stirn. So ganz gefiel ihm der Vorschlag nicht. Er sprach davon, dass die andere Seite in der Überzahl war und es für sie kein Probleme bedeuten würde, Sophie auszuschalten.
Ich verstand seine Bedenken. »Ich möchte nicht, dass sich die andere Seite provoziert fühlt, und etwas Unüberlegtes tut. Das ist es. Sie soll denken, dass wir das Spiel mitmachen.«
»Und das klappt?«
»Ich hoffe es.«
Godwin sagte zunächst nichts. Er musste nachdenken. »Gut, wir beide also.«
»Genau.«
Er stand auf. »Dann wird es Zeit, dass ich den Brüdern Bescheid gebe, damit sie sich zurückhalten.«
»Tu das.« Ich deutete auf das Buch. »Und vergiss es nicht.«
»Keine Sorge, John...«
***
Suko war sehr auf der Hut, dass man ihn nicht entdeckte. Zudem war es wichtig, nicht zu nahe an die Kavalkade heranzugehen. Es musste sich dann nur einer der Reiter umdrehen, und schon war er entdeckt. Das Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen.
Auf dem Hinweg hatte er schneller laufen müssen. Jetzt hatten die Templer ein Problem, das ihren Kreuzzug verlangsamte. Es war Sophie Blanc, die nicht so schnell laufen konnte. Sie tat ihr Bestes. Aber es war schwer, gefesselt zu rennen, und sie musste sich große Mühe geben, auf den Beinen zu bleiben. Die Pferde liefen zwar nicht schnell, aber ihre Gangart war hin und wieder doch unregelmäßig. Dann fingen sie an zu schaukeln, sodass Sophie Mühe hatte, die Bewegungen auszugleichen.
Sie schwankte mal nach rechts, dann wieder nach links. Ihre Arme blieben weiterhin vorgestreckt, und so sah sie aus, als wäre sie eine laufende Bittstellerin.
An der Spitze ritt Alain Giradot. Er war der Anführer. Er hatte das Sagen, und ihm gehorchten die anderen Mitglieder bedingungslos.
Suko hatte die Reitergruppe genau im Blick. Und er musste sich nicht anstrengen, das Tempo mitzuhalten. Er hatte mit John Sinclair gesprochen, ihn eingeweiht, und er konnte sich auf seinen Freund verlassen. John würde genau das tun, was getan werden musste.
In diesem Moment hörte er Sophie’s Schrei.
Suko blieb sofort stehen und duckte sich, damit er mit dem Schatten des Bodens verschmolz.
Etwas war mit Sophie geschehen. Durch ihr Verhalten waren die Reiter gezwungen worden, ihren Weg zu unterbrechen. Suko konnte den Grund nur aus ihrem Verhalten vermuten. Alain Giradot beugte sich vom Pferderücken hinab und streckte den Arm so weit wie möglich aus.
Sophie Blanc hatte es nicht mehr geschafft. Sie war gestolpert und gefallen. Noch immer an den Stricken festgebunden lag sie auf der Erde.
Giradot schrie sie an.
Sophie rührte sich nicht.
Wieder hallte ihr Schrei durch die Dunkelheit, als sie brutal an den Stricken in die Höhe gerissen wurde. Jetzt stand sie auf den Beinen und schwankte dabei von einer Seite zur anderen.
Alain Giradot blieb auf dem Rücken seines Gauls sitzen. Er schaute nach unten, sagte etwas, das sich wie ein Fluch anhörte.
Suko hatte seinen Standplatz gewechselt und einen besseren Blick bekommen. So sah er, wie Sophie leiden musste, und er spürte selbst, dass ihm das Blut ins Gesicht stieg. Von der Emotion her hätte er liebend gern eingegriffen, aber nicht von der Logik. Er hätte alles verdorben. Sophie musste den Rest des Wegs durchhalten.
Der Inspektor wusste auch, dass es in dieser Nacht zu einer Entscheidung kommen würde. Er hoffte, dass er und seine Freunde stark genug waren, um die Templer zu besiegen.
Sophie taumelte weiter, als ihre Häscher sie dazu zwangen. Mehr als die Hälfte der Strecke hatten sie hinter sich gelassen. Suko war versucht, seinen Freund John anzurufen, riss sich jedoch zusammen. Für ihn war jetzt wichtig, dass die Horde ihn nicht entdeckt hatte, so konnte und würde er der Mann im Hintergrund bleiben...
***
Die Nacht kam mir plötzlich kühler vor, nachdem wir die schützenden Mauern des Klosters verlassen hatten und in den großzügig angelegten Garten gingen.
Er war ein Ort, an den ich auch gewisse Erinnerungen hatte. Hier hatte es einen großen Kampf um die Bibel des Baphomet gegeben. Hier stand die Kapelle, in der sich die Gebeine der Maria Magdalena befanden, und jetzt in der Nacht wirkte der Klostergarten wie eine dunkle Kulisse für ein Drama.
Godwin hatte seinen Leuten Bescheid gegeben, sich zurückzuhalten. Erst auf seine Anweisung hin sollten sie etwas unternehmen. Es ging um seine Frau, und es gab
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