Kreuzzug gegen den Gral
persönlichen Erleben ausschmückt. So beschreibt er ein „zufälliges“ Treffen in den Österreicher Bergen mit einem Einheimischen, der Rahn als Mitglied einer Suchmannschaft am Toten-kirchle, mitten im Hochgebirge des Wilden Kaisers gefunden haben will. 87 Leider hat es nie eine solche Suchmannschaft gegeben, und so trägt auch der geheimnisvollen Bergbewohner sicher nicht ohne Grund keinen Namen. Die Wahrheit sieht anders aus, denn es gibt amtliche Aufzeichnungen über den Freitod des Otto Rahn In der Chronik des Gendarmerieposten Soll/Tirol findet sich folgender
Eintrag:
„Am 11.5.1939 wurde durch die Kinder des Josef Mayer Re-chauerbauern am Eiberg eine schon stark verweste männliche Leiche aufgefunden. Die Leiche wurde am 12.5.1939 durch GUstr (ein Dienstgrad) Lentsch als der seit Mitte März 1939 abgängige Schriftsteller Otto Rahn aus Berlin identifiziert. Die Leiche wurde nach Wörgl/Söll überfuhrt und hier beerdigt.“
Der Aussiedlerhof liegt alles andere als hochalpin, und eins der Kinder, die Rahns Leichnam fanden, lebt noch heute und weiß anderes zu berichten. 88
Aber es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und so spendiert nicht nur Kadmon/Petak Otto Rahn wider besseres Wissens einen spektakulären Tod, sondern auch andere. Winfried Katholing liefert mit seinem Buch „Heilige Stätten der Heiden und Ketzer“ 89 weitere Nahrung für solch tiefsitzendes Verlangen nach romantische Verklärung, natürlich bietet auch er seine „Findungen“ über die eigene „Homepage“ zum Kauf an. Trotz der richtigen Quellen, die er in seinem Buch nennt, beschließt der private Forscher nach einer Bergwanderung über den Mirakelsteig zum Totenkirchle, der unbelegten Version von Kadmon/Petak zu folgen. Nur dieser Platz kann anscheinend „würdig“ sein, den Freitod Rahns zu tragen. Es ist wirklich erstaunlich, wie hartnäckig unreflektierten Schwärmereien der Vorrang gegeben wird vor nüchternen, nachprüfbaren Fakten. Fakten, die im Falle des Otto Rahn wahrhaft ungeliebt sind, vielleicht weil sie einer mythologischen Verklärung von Rahns Person im Weg stehen.
Bei weiteren weltweiten Internet-Recherchen zeigte sich, daß Otto Rahn in wechselnden Zusammenhängen etliche Male genannt wird. Selbst Leser, die noch nicht online sind, können an Hand der nun folgenden Internet-Hinweise bei Freunden, die schon im Netz hängen, die kompletten „Seiten“ leicht in Augenschein nehmen, auch wenn sich nicht immer ein intellektueller Gewinn daraus ziehen läßt. Grundsätzlich kann man sagen, daß das Internet zunächst eine profane Lagerstätte für Informationen ist. Daß es neben Informa-tionen von ganz unterschiedlicher Qualität auch Falschinformationen gibt, versteht sich von selbst. Die Schwierigkeit im Netz besteht dann, das Gesuchte erst einmal zu finden. Eine Hilfe hierzu bieten die verschiedenen kommerziellen „Suchmaschinen“ an. Ohne näher auf die gravierenden Unterschiede dieser Anbieter einzugehen, kann ich für eine anspruchsvolle Recherchen nur „Meta-Ger“, die Suchmaschine der Uni Hannover empfehlen: http://mserv.rrzn.uni-hannover.de/cgi-bin/meta/meta.ger1 , ein Programm, das parallel andere Suchmaschinen einspannt, um das Netz nach dem gesuchten Begriff zu durchforsten und dies nicht nur in den Überschriften, sondern auch in längeren Texten - ein vorstellbar effizientes Programm. Ein weiterer Tip ist die Verbindung http://x21.deja.com Unter dem Dach deja.com werden alle Beiträge in den dortigen Diskussionsforen abgespeichert und lassen sich ebenfalls einfach nach Begriffen durchkämmen. Otto Rahn taucht dort in vier Foren auf: 1.) misc.activism.militaria, 2.) soc.history. war.world-war-II, 3.) alt.fan.adolf-hitler, 4.) soc.culture.greek. Bei allen vier Themenkreisen muß man leider wieder feststellen, daß die Nutzer des amerikanischen deja.com überwiegend nur falsche und zurechtgebogene Fakten zu Otto Rahn reproduzieren, natürlich findet sich dabei der schon erwähnte Hitler-Fan Miguel Serrano wieder oder das „Werk“ des „Col“ Howard Buechner „Emerald Cup - Ark of Gold. The Quest of SS Lt. Otto Rahn of Third Reich“, ein Buch, das sich durch besondere Unkenntnis und Dummheit auszeichnet.
Als Querverweis wird auch Black Dahlia: Nazis and the Occult unter http://www.interplay.com/blackdahlia/nazi.html genannt. Daß dort als weiterführende Literatur die spekulativen Bücher von Trevor Ravenscroft „The Spear of Destiny“ und Dusty Sklar „The Nazis and the Occult“
Weitere Kostenlose Bücher