Kreuzzug gegen den Gral
spendet und für jeden Speise und Trank regnet, den der Königssohn Gedon in dem Schloß der fünfhundert Göttinnen erhält, hat man sogar das Urbild des Kleinodes unseres Parzival erkannt.« Vgl. Kampers S. 93 Nutt: The Buddha's alms dish and the legend of the holy grail. Archaeological Review, June 1889.
Die Cathari sahen also im Heiligen Geist, dem Spiritus principalis, der Marti oder dem Parakleten eine Art Paredra Gottes, ein weibliches Prinzip, die Mutter des Logos. Er entspricht in gewissem Sinne der MayaMaria der vorchristlichen Theogonien. Maya war bekanntlich die Mutter des Gautamo Buddha und - als Maia - die Mutter des Götterboten Hermes-Merkur. Diese virgo coelestis wurde von je mit dem Mond symbolisiert. Die skandinavische Mondgottheit Manni ist das nordische Ebenbild dieser orientalischen, im Mond sichtbaren Göttin und Götter-mutter. Ich setze als bekannt voraus, daß die indische Maya die Göttin der sichtbaren Welt, der Illusion (mäyä) war. Die jungfräuliche Erde war
- nach Wolfram von Eschenbach - ja auch die »Mutter zweier Menschen«:
Adams Mutter die Erde war Und auch die Nahrung ihm gebar;
Sie blieb die jungfräuliche Magd ...
Ermeßt, wie rein die Jungfraun sind:
Gott selbst ward einer Jungfrau Kind!
Zwei Menschen gebar die Jungfrau Erde,
Und Gott, damit er sichtbar werde Den Menschen, nahm Menschenantlitz an:
Die Gnad' ermesse, wer es kann! (464)
84 Über das catharische Consolamentum vgl. Schmidt Bd. I S. 119 ff., 123 ff. Döllinger Bd. 1143,153,191, 204. Peyrat Bd. I S. 378 u. a. m. Et con-fingunt, tanquam simie (!), quedam alia loco ipsorum, que quasi similia videantur, confingentes loco baptismi facti in aqua baptismum alium spiritualem, quem vocant consolamentum Spiritus Sancti, quando videlicet recipiunt aliquam personam in sanitate vel infirmitate ad sectam et ordinem suum per impositionem manuum secundum ritum suum exe-crabilem (!). Inquisitor Gui S. 12.
Das Consolamentum hatte einen den orphischen Mysterien analogen Zweck, und zwar den, zu verhindern, daß die Seele nach dem Ableben in einen neuen Körper wandere. Entscheidend für den catharischen Glauben an die Seelenwanderung war übrigens das Wort Petri, der von den im Kerker, d. h. im Körper, gefangenen Geistern sagt, daß ihnen, die in den Tagen Noahs ungläubig gewesen, Christus gepredigt habe (1. Petr. III 19; vgl. Döllinger Bd. I S. 143; Schmidt Bd. IIS. 46).
Lenau beschreibt das ketzerische Consolamentum mit folgenden Versen:
Dominikus, der strengste Mönch von allen,
Die mit der Welt und ihrer Lust zerfallen,
Von heiliger Askese bleich und hager.
Sucht für die Nacht im Walde sich ein Lager...
Kaum aber war der finstre Mönch entschlafen,
Als weckend ihn verworrne Töne trafen;
Er fährt empor, es murmeln dumpfe Stimmen,
Er sieht im Grunde der Höhle mattes Glimmen,
Und leise schleicht er nach dem Licht, dem Schalle,
Und steht am Eingang einer weiten Halle.
Die Hall' erleuchtet heller Fackelbrand Inmitten ist ein großer Greis zu schauen;
Der hält die Bibel hoch in seiner Hand,
Und ihn umlauschen Männer rings und Frauen ...
Zum Greise jetzo tritt der »ältre Sohn«, sich neigend,
Darauf der »jüngre Sohn«, gebückt, ehrfürchtig, schweigend. »Der Helfer« naht zuletzt und führt an seiner Hand Zur Weih den Schüler ein, der trägt ein schwarz Gewand. Dem hält der Greis aufs Haupt das Neue Testament Und mahnt ihn feierlich: »Sprich, was dein Herz bekennt« ...
»So nehmet mich nun auf in euren Bund, ihr Freien!
Ich lasse mich von euch, sei’s auch zum Tode weihen! «
So sprach der Neophyt; der Greis in Freuden stand Und gab die »Tröstung« ihm mit aufgehobner Hand;
Und siebenmal er spricht mit feierlichem Sinn Vom Evangelium Johannis den Beginn;
Und siebenmal der Greis das Vaterunser spricht Und hauchet ihm dazu den Odem ins Gesicht...
Wer nahm hier Ketzerweih'? wer sprach der Kirche Hohn? Es ist ein Troubadour, der Mönch von Montaudon.
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Die Harfe jetzo nimmt, die Feier zu beschließen.
Der Sänger, läßt sein Herz in Reimen überfließen ...
Hierzu sei folgendes bemerkt: Für den ja sehr schlichten ketzerischen Gottesdienst gab es eigens konsekrierte Vollkommene und drei Ämter: Bischof, filius major und filius minor. Jeder dieser drei »höheren Grade« hatte einen Diakon als Beistand oder Vertreter. Die Gesamtleitung der romanischen Minnekirche lag in den Händen eines Patriarchen. - Der Mönch von Montaudon war identisch mit dem Troubadour Peire von Auvergne,
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