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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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in die Welt gekommen. Aus der Welt kehrten die »Reinen« in das durch Christi Evangelium wieder offene »Paradies« zurück, von dem aus sie, nach der endgültigen Trennung von Körper und Seele, in den Himmel, das Reich des Geistes, glaubten zurückkehren zu können.
    In Maria sahen die Cathari ihre Minnekirche symbolisiert, die ja die Santa Gleiyza des weiblichen Prinzips in der Gottheit, die Kirche der Höchsten Minne war. Maria war für sie - und diese Anschauung ist verständlich, wenngleich im höchsten Maße ketzerisch - die »christliche« Maya (für die unwissenden Heiden noch nicht die Mutter Gottes, sondern die der Götter), und sogar die Mani, das befruchtende, Nächstenliebe gebende und himmlisches Manna spendende Prinzip, wie es in heidnischer Zeit zu Ephesus als Diana, auf dem phrygischen Berg Angdistis im Symbol eines Meteorsteines (!) als Kybele und in Babylonien als Ischatar angebetet worden war. Ischatars Symbol war bekanntlich LuziferVenus, der Abend- und Morgenstern, den die Hellenen auch Hesperus nannten. Somit ist der Kreis geschlossen, in den man den Hesperiden-garten mit seiner Schale der Wiedergeburt, Luzifers des babylonischen
    Drachen Krone und den sündigen Gral-Venusberg einbeschreiben kann. Nun ist uns auch verständlich, weshalb Eckbertus von Köln, dessen Schwester - die heilige Elisabeth - den berüchtigten deutschen Inquisitor, Konrad von Marburg, zum Beichtvater hatte, aus der Manisola (Tröstung durch höchste Minne) eine Malisola (Hilfe seitens des Bösen) machte, und weshalb die rechtgläubige Christenheit den Gral verfluchte und gegen ihn das Kreuz nahm.
    Der Gral - wie ihn Wolfram bei seinem Gewährsmann Kyot »gefunden« hatte - war das catharische Christentum und symbolisierte dieses als ein angeblich aus Luzifers Krone gefallener Edelstein!
    Denn aus dem Gral das Heil gedeiht Der höchsten Erdenseligkeit;
    Dem Segen, den das Himmelreich Uns beut, kam fast sein Segen gleich.
    Hätt' einer früher mich gefragt Und mit mir wollen schmälen,
    Daß ich ihm Kunde nicht gesagt,
    Dem müßt' an Lob es sicher fehlen.
    Verhehlen hieß mich's Herr Kyot,
    Dem es der Märe Lauf gebot.
    Daß man mit Tragen mußte schweigen,
    Bis selbst es will die Märe zeigen,
    Bis daß es ihrer Worte Fluß Erzielt, daß man es künden muß.
    Wolfram von Eschenbach. (238 und 453)
    86 Zur Endura vgl. Molinier (Endura); Schmidt Bd. II S. 103; Döllinger Bd. I S. 193, 221, 225.
    Guillelma (von Proaudo aus Toulouse) recepta per haereticos, in abstinencia quam ipsi vocant Enduram multis diebus perdurans, ... mortem-que corporalem sibi accelerans, sanguinem minuendo, balneum frequen-tando, potumque letifferum ex succo cucumerun silvestrium inmisso in eo vitro fracto quo frangentur ejus viscera in fine, ut finiret celerius petitum, avide assumendo, ad mortem festinavit aeternam. Eine andere
    Ketzerin posuit se in Endura ut moreretur in ea, et balneabat se, et in dicto balneo fecit sibi minui (d. h. verbluten), ... quia timebat capi per inquisitores, et ut citius moreretur. Oder sie hielten gar irgendein spitzes Instrument: einen Dolch oder eine Ahle bereit, cum quo perforarentur in latere subito si venirent nuncii inquisitorum Vgl Schmidt Bd. IIS. 103.
    87 Im Zusammenhang mit »Dantes Läuterungsberg« führt Kampers (auf Seite 62 ff.) folgendes aus: »Die auf den indischen Mythus zurückgehende Vorstellung von einem himmlischen, unüber steigbaren Gebirge, an dessen Fuß oder auf dessen Gipfel der Garten Eden liegt, erhielt sich im ganzen Mittelalter. Schon Ephraem der Syrer besingt den Paradiesberg. Stufenweise baut er sich mit zunehmender Herrlichkeit auf.
    Gering nur ist der Schatz Am Rande seiner Mauer,
    Doch reicher als die Schätze Des Erdenkreises alle.
    Auch Ephraem weiß, daß Edelsteine im Paradiese umherliegen, daß Männer und Frauen ein Lichtgewand umwallt. In der deutschen Dichtung des Rudolf von Ems heißt es:
    Daz irdensche Paradîs
    daz nach dem Wunsche alle wîs
    lît, daz ist das hôhste lant,
    daz in dem teil ist lant genant.
    daz muoz - als uns diu Wahrheit seit -
    unbûhaft al der menscheit
    von grôzer unkünde sîn,
    wan ez ein mûre fiurîn,
    diu hôhe durch die lüfte gât,
    beslozzn und umbe vangen hât.
    Vor Dantes Dichter augen steigen auf - wir wissen nicht durch wessen Vermittlung - jene großartigen Bilder, welche die Gnosis aus mythi-
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    schen und biblischen Gedanken gestaltete.
    Der Stufenberg wird schon in der Gnosis zu einem Berg der Läuterungen. Sieben Tore hat die

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