Kreuzzug gegen den Gral
mediae et infimae aetatis 1857. S. 268. Oudemans: Bijdrage tot een Mittel- een Oudneder-landsch Wordenboek. 1871. IIS. 727.
Zur indischen Mani vgl. Larousse Art. Mani. Das Wort Mani findet sich auch in den berühmten Inschriften auf indischen Tempeln und Felswänden: Om Mani padme hum! Die Mani war angeblich ein Smaragd (auch »Stein der Weisen« und »Keuschheitsstein« genannt).
Die Catharer glaubten nicht an Maria als irdische Mutter Christi. Sie faßten deren Person als reines Symbol auf. Maria war für sie die Mani, Gottes Geist und Liebe: der Paraklet. Die »Kirche des Parakleten« pflegt man den Catharismus ja auch zu nennen. Wie berechtigt diese Bezeichnung ist, mag aus der Tatsache hervorgehen, daß die Albigenser Maria als ihre »Kirche« bezeichneten: Item, beatam Mariam Virginem negant fuisse veram matrem Domini Jhesu Christi, nee fuisse mulierem carna-lem, sed seetam suam et ordinem suum dieunt esse Mariam Virginem, id est veram penitenciam castam et virginem que generat filios Dei, quando reeipiuntur ad eamdem seetam et ordinem. Inquisitor Gui S. 14. Man vergleiche auch Vidal (Doctrine et morale) S. 387.
Dem Mittelalter war es durchaus geläufig, das jeweilige Glaubensbekenntnis mit einem Edelstein zu vergleichen. Ich denke hierbei in erster Linie an den im Mittelalter ungemein beliebten geistlichen Roman von Barlaam und Josaphat, der ja nichts anderes darstellt als eine christliche Umformung der indischen Tradition vom Leben Buddhas. Diese zuerst vermutlich in Iran vorgenommene Umformung ist dann durch eine griechische Version dem gesamten Abendland vermittelt worden. In diesem Roman begibt sich ein christlicher Mönch - Barlaam - als Kaufmann verkleidet nach Indien, in der Absicht den Prinzen Josaphat - besser: Joasaph ( = Buddha) - zum Christentum zu bekehren. Barlaam verschafft sich Zutritt zum Prinzen, unter dem Vorwand, ihm einen kostbaren Stein zeigen zu wollen, der die Kraft besitze, Blinde sehend und Taube hörend zu machen, der aber nur von einem Menschen keuschen und reinen Herzens ohne Gefahr angeschaut werden könne. Voll Verlangen begehrt der Prinz, den wunderbaren Stein zu sehen. Barlaam entgegnet ihm jedoch, er könne ihm den Stein nur zeigen, wenn er zuvor des Prinzen weisen Sinn erprobt habe. In einer Reihe von Gleichnissen erklärt Barlaam dem Josaphat die Schönheiten des christlichen Glaubens.
In der »Parabel vom Edelstein« vergleicht der Mönch das Christentum mit einem Juwel, das nur dem enthüllt werden darf, der reinen Herzens ist. In der »Parabel vom reichen Jüngling und der armen Christin« gibt der Vater des Mädchens dem Jüngling, dessen Herz er geprüft hat, die Hand seiner Tochter und macht ihn zum Erben eines großen Schatzes, das soll heißen: Wer die Welt und irdischen Reichtum flieht (die reiche Braut) und sich in Armut einem christlichen Leben weiht (sich mit der armen Christin vermählt), dem wird ein großer Schatz zuteil werden, nämlich das Paradies! Mit diesen Anklängen an Wolframs »Parzival« ist es nicht genug. Man beachte nur die Stelle, wo Josaphat auf Anstiften des Zauberers Theudas durch reizende Mädchen verführt werden soll.
Wir haben allen Grund anzunehmen, daß Wolfram mit Absicht - und nicht durch ein Mißverständnis den »Wunsch nach dem Paradies« einen Stein sein ließ.
Die provengalische Prosaredaktion des auch bei den Catharern sehr beliebten Barlaam und Josaphat-Romans weist übrigens gegenüber der griechischen und lateinischen Vorlage aufschlußreiche Kürzungen auf. So wurden unter anderem gekürzt: alle Reden Barlaams über geistliche Dinge, insbesondere über die Torheit des Götzendienstes und die Taufe. Die Schilderung von der Größe Gottes und der Herrlichkeit seiner Schöpfung sowie die Berechtigung der Bilderverehrung sind ausgelassen.
Man vergleiche hierzu insbesondere: Die provengalische ProsaRedaktion des geistlichen Romans von Barlaam und Josaphat (hsg. von Heuckenkamp) 1912 S. XLVII, XLVIII, L, LX,-LXI. Kuhn, Barlaam und Josaphat. (Abhandlungen der philos.-philol. Classe der Kgl. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Bd. 20.) 1897.
Die indische Mythologie kennt einen Almosentisch Buddhas, der sich immer aufs neue mit Speisen bedeckt, und einen Wunschstein: den Tschinta-mani, über den Kampers in seinem »Lichtland der Seelen und der heilige Gral« folgendes ausfuhrt: »Ebenso klingt mancher Zug der indischen Sage vom Tchintamani an Züge unserer Gralsage an; in diesem Wunschstein, der bei Tag und bei Nacht Licht
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